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Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Titel: Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)
Autoren: LESLEY PEARSE
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hineinzustoßen.
    Josie berichtete, wie sie Mark um das Geld für einen Sessel oder ein Sofa, ein paar Bilder und einen Fernseher gebeten und Mark nur gelacht und erwidert hatte, mehr als ein Bett brauche sie nicht. Der Wunsch nach einem richtigen Zuhause kehrte viele Male in ihren Aufzeichnungen wieder, und das erklärte auch den Luxus in ihrer Wohnung in Askwith Court.
    Als Ellen sie einmal überraschend in Chelsea besuchte, war sie offenbar über die Zustände in der Wohnung schockiert.
Ich machte mir schreckliche Sorgen um sie. Josies Gesicht ist fast jeden Tag in irgendeiner Zeitung zu sehen, deshalb nahm ich an, sie verdiene ein Vermögen und führe ein fürstliches Leben. Stattdessen fand ich schmuddelige Bettwäsche und Berge schmutziger Kleidung und Unterwäsche vor. Sie hatte nicht einmal das Geld für die Reinigung, und es war ihr furchtbar peinlich, dass ich das erfuhr.
    Ellen hatte offenbar mit Josie darüber gesprochen, ihr gesagt, dass Mark sie nur ausnehme. Sie bot ihr sogar an, ihn zur Rede zu stellen, doch Josie verbot es ihr, ohne allerdings die Gründe dafür näher zu erklären.
    Als Ellen bei diesem Besuch von ihrem Baby erzählen wollte, zeigte Josie keinerlei Anteilnahme. Erst später wurde ihr bewusst, wie sehr sie ihre Schwester damit gekränkt haben musste.
Josie war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass sie auch nur einen Gedanken an meine furchtbare Situation verschwendet hätte. Ich entschuldigte ihre Gleichgültigkeit mit ihrer Jugend; ich wusste damals noch nicht, dass sie Drogen nahm und welche; das erfuhr ich erst später. Aber es tat unheimlich weh, dass sie meinen Versuch, darüber zu reden, einfach abwürgte, dass sie mich auslachte, weil ich mit behinderten Kindern arbeiten und durch diese lohnende Aufgabe meinem Leben einen neuen Sinn geben wollte.
    In diesen kurzen Absätzen entstand ein eindrückliches Bild von Ellen. Josie war sehr ehrlich. Sie hatte es ihrer Schwester damals übel genommen, dass sie ihr »den Spaß verderben« wollte. Erst Jahre später, als sie mit dem nötigen Abstand erkannte, dass Ellen sie aus Liebe vor Dummheiten hatte bewahren wollen, schilderte sie wahrheitsgemäß, was für ein Mensch ihre Schwester wirklich gewesen war.
    Auch Ellen war kein Kind von Traurigkeit, doch sich amüsieren bedeutete für sie, sich schick anzuziehen und in einen Club zu gehen, in den Boutiquen in Chelsea zu stöbern oder sich in eins der neuen amerikanischen Hamburger-Lokale zu setzen. Ellen hatte nichts gegen Alkohol, ließ jedoch die Finger von Drogen. Sie mochte Männer, aber nicht die Angeber, die wie Rockstars in Samtjacketts und kniehohen Stiefeln durch die King’s Road stolzierten, sondern die stilleren, sanfteren Typen.
    Ellen – nicht Josie – fand Gefallen an der Hippie-Bewegung, ihrer Kleidung und ihrer Philosophie. Sie liebte Bob Dylan, Steppenwolf, Jimi Hendrix und die Doors. In langen, fließenden Gewändern und mit Blumen im Haar auf dem Boden sitzend, diskutierte sie über Poesie, Bücher und alternative Religionen. Sie wünschte sich für alle eine bessere Welt, und durch ihre Arbeit an der Schule und im täglichen Umgang mit Menschen setzte sie ihre Überzeugungen in die Praxis um.
    Das Manuskript im zweiten Hefter schilderte Josies glanzvolles, aufregendes Leben: Trips nach Paris und Rom, Luxushotels, Einladungen auf die Jachten schwerreicher Männer in Südfrankreich. Sie trug wunderschöne Kleider, hatte ihren eigenen Hairstylisten und Maskenbildner, aber sie sah weder den Eiffelturm noch das Kolosseum – sie amüsierte sich auch nicht, wie die Artikel in der Presse vermuten ließen.
    Die Episode in St. Tropez erschütterte Daisy zutiefst. Mark war mit Josie zum Strand gegangen, wo er sie in einem winzigen Bikini fotografierte, wie sie im Sand einen Handstand machte. Aber als sie anschließend schwimmen gehen wollte, bestand er darauf, dass sie unverzüglich ins Hotel zurückkehrte.
    Dort zwang er sie vor seinen Augen zu perversen Sexspielen mit einem Mann, den er als den »Herzog« vorstellte. Solche und ähnliche Dreier wurden noch öfter beschrieben. Obwohl nicht eindeutig hervorging, ob sie vor oder nach dem Erlebnis mit dem Herzog stattgefunden hatten – das habe den Schlusspunkt unter ihre Affäre mit Mark gesetzt, berichtete Josie –, vermutete Daisy, Mark habe sie danach zu weiteren Schäferstündchen gezwungen.
    Josie hatte nie Spaß am Sex gehabt, das war offenkundig, doch jetzt wurde Daisy klar, dass sie sich regelrecht
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