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Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Titel: Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)
Autoren: LESLEY PEARSE
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Eltern. In einer Welt, in der sich die Dinge schneller änderten, als sie die Kleider wechseln konnte, fand Josie einen gewissen Trost in dieser gleich bleibenden Umgebung.
    Die Farm spielte eine wichtige Rolle in der ganzen Geschichte. Um der Farm willen hatte Josies Mutter Albert geheiratet. Zuvor hatten Albert und sein Bruder sich wegen der Farm zerstritten. Josie hatte ihre gesamte Kindheit hindurch immer wieder erlebt, wie sehr die Leute von der Farm beeindruckt waren. Ihre Mutter hatte mit ihrer Hilfe Albert zum Verkauf zu überreden versucht; sie hatte sogar Ellen verjagen wollen, um ihr Ziel zu erreichen. Und Ellen, die die Farm mehr als alles liebte, hätte sich nichts sehnlicher gewünscht, als sie zu bewirtschaften.
    Da alle die Farm begehrten, musste in Josie irgendwann der Wunsch geweckt worden sein, sie zu besitzen. Vielleicht malte sie sich aus, wie es wohl wäre, wenn alles ihr gehörte. Ob sie gewusst hatte, dass Albert Ellen zu seiner Alleinerbin eingesetzt hatte?
    Im Manuskript fand sich kein Hinweis darauf. Aber mit der Zeit stauten sich Groll und Hass in Josie auf. Sie ließ Ellen erzählen:
    Mum hat Josie einen Dummkopf gescholten, weil sie nicht fähig sei, sich einen reichen alten Knacker zu angeln. Wenn sie so aussähe wie Josie, meinte Violet, würde sie nicht auf einer mickrigen Farm am Ende der Welt versauern. Einmal, als Josie betrunken aus Falmouth heimgekommen war, nahm sie ihr all ihre Kleider weg, verhaute sie mit einem Stock und sperrte sie die Nacht über in den Schuppen.
    Aber Dad tat ihr noch viel mehr weh: Er schlug sie nicht, er strafte sie mit Verachtung. Eines Abends, als sie ihn anflehte, mit ihr zu reden, sagte er: »Ich habe nur noch eine Tochter. Wer Lügen über mich verbreitet, gehört nicht mehr zur Familie.« Sie versuchte, ihm zu erklären, dass Mark all diese Geschichten erfunden hatte, doch er hörte gar nicht zu. Er kehrte ihr den Rücken zu und meinte, für ihn sei sie gestorben.Es wurden etliche solcher Vorfälle beschrieben. Daisy, die über Violets und Alberts Gefühlskälte bestürzt war, übersprang diese Passagen teilweise. Besonders pervers fand sie, dass Violet ihre Tochter bei jedem Besuch drängte, sich einen reichen alten Mann zu suchen, der sie aushielt.
    Es verwunderte sie nicht mehr, dass Josie jedes Empfinden für Recht und Unrecht verloren hatte. Die Presse hatte sie gefeiert, solange sie Marks Schützling gewesen war, und war über sie hergefallen, nachdem er sie hatte fallen lassen. Ihr Vater wollte nichts mehr von ihr wissen, und ihre Mutter beschwatzte sie, sich praktisch an einen alten Mann zu verkaufen.
    Drogen, Alkohol, Sex, Männer. Das war Josies Leben. Die ersten beiden brauchte sie, um die letzten beiden auszuhalten. Sie ging mit jedem, sofern er ihr nur Stoff oder etwas zu trinken besorgte. Eines Morgens tauchte sie bei mir auf, nachdem sie von zwei Männern vergewaltigt und ausgeraubt worden war. Da war sie am absoluten Tiefpunkt angelangt. Ich weigerte mich, ihr noch einmal zu helfen. Ich sagte, sie könne ein Bad nehmen, etwas essen, aber dann müsse sie wieder verschwinden. Ich hoffte, sie durch Härte zur Besinnung zu bringen. Sie fuhr daraufhin nach Cornwall, und es schien, als wäre die Rechnung aufgegangen. Sie suchte sich einen Job und sprach sogar davon, sich ein Haus kaufen zu wollen.Daisy blätterte hastig um. Jetzt müsste bald der Abschnitt kommen, in dem beschrieben wurde, wie Josie das Feuer gelegt hatte. Doch zu ihrer grenzenlosen Enttäuschung war der Text zu Ende. Die nächste Seite war leer.
    Eine Weile dachte sie über das Gelesene nach. Ihr war zum Weinen zu Mute, aber sie wusste nicht, um wen sie weinen sollte. Jeder Einzelne dieser Familie war im Grunde eine tragische Figur.
    Als sie wieder zum Anfang des Manuskripts, aus dem sich bereits etliche Blätter gelöst hatten, zurückblättern wollte, entdeckte sie zwischen einigen leeren Seiten ein weiteres beschriebenes Blatt.
    Das Schriftbild unterschied sich von dem des restlichen Textes. Anscheinend waren diese Passagen auf einer alten mechanischen Schreibmaschine getippt worden. Die Seite trug das Datum vom ersten November neunzehnhundertachtundsiebzig.
    Daisy frohlockte innerlich. Josie musste das unmittelbar nach dem Brand geschrieben haben. Sie hoffte, die Aufzeichnungen würden Aufschluss über ihre Gefühle nach der Tat geben.
    Es war kein Geständnis. Sie hatte die Zeilen aus Ellens Sicht geschrieben, und das Ganze klang so melodramatisch, als hätte sie
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