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Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry

Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry

Titel: Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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was auf die Aussage von befangenen Personen zu geben ist.“
    „Wieso?“ fuhr Hose empört auf. „Wollen Sie vielleicht behaupten, ich sage die Unwahrheit?“
    Der Kommissar sah den Arzt an, den gewiegten Polizei-Arzt und Diagnostiker Dr. Sherlock Joyce. „Wie ist das“, fragte er ihn. „Das Verfrachten des toten Körpers war doch außerordentlich schnell gegangen. Wäre es denkbar, daß Sie sich bei dieser Eile...“
    „Nein, ich habe mich nicht geirrt“, versicherte der Arzt. „Der Tote war ein Mann!“
    „War ein was?“ zischte Rose, und ihre Augen funkelten. „Warum reden Sie solchen Unsinn?“ Und zu Kommissar Morry gewendet: „Hören Sie nicht hin, hören Sie nicht hin, Herr Polizeikriminal ..., oder wie ich sagen soll. Der Doktor ist ein Narr. Wie kann man bei einem so traurigen Anlaß dumme Scherze machen? Ich werde mich beschweren. Ich...“
    Morry sah ihre hilflosen Handbewegungen. Er zwang sich, ruhig zu sagen: „Seien Sie vernünftig, Miß Ipswich. Unser Doktor hat die Obduktion einer männlichen Deiche angeordnet. Wenn auch alles besonders schnell gehen mußte, soviel hat er doch mit Gewißheit festgestellt: nach anatomischen Gesetzen ist der Tote ein Mann!“
    „Das ist nicht wahr! Das ist ganz bestimmt nicht...“ Roses Arme gestikulierten, ihre Lippen vibrierten, ihre Wangenmuskeln mahlten sichtbar. „Und den Ring — den Ring hat sie auch angehabt, das kann ich beschwören, ich sah ihn glitzern. Wie eine scharfgeschliffene kleine Messerspitze glitzerte er immer.“
    Patrick schaltete sich ein. Er sagte nachdenklich: „Das genaue Obduktionsergebnis wird uns weiterhelfen. Immerhin möchte ich Miß Ipswich daran erinnern die Mordkommission hat schon mehr als einen toten Mann in Frauenkleidern aufgefunden — möglicherweise hat Miß Ipswich wirklich nicht gewußt oder geahnt, wer sich unter den vertrauten Frauenkleidern verbirgt.“
    „Das geht über meinen Horizont“, stöhnte die Hausgehilfin. „Wer ist hier eigentlich normal, Sie oder ich?“
    „Eines steht fest“, sagte Morry zu allen hin, „bis auf weiteres nehmen wir an, daß es sich hier um einen männlichen Toten handelt, welche Kleidung er auch trug und welche Haartracht. Davon müssen wir ausgehen.“
    „Wissen Sie, meine Herren... Es ist ja seltsam, aber da kommt mir plötzlich ein Gedanke.“ Rose blickte die Kriminalisten eigentümlich an. „Der tote Mann, der in Mrs. Cumberlands Kleidern steckte, war vielleicht selber ein Mörder.“
    Morry und Patrick tauschten einen verständnisinnigen Bück. War die Haushälterin etwa geistesgestört?
    Morry dachte: Vorsicht, Vorsicht; nur keine vorschnellen Schlüsse ziehen! Im geräumigen Theater der menschlichen Natur spielen sich unausgesetzt Lustspiele und Dramen, Komödien und Tragödien ab.
    Und Patrick dachte: Es stimmt nicht immer, daß die Dinge so sind, wie sie uns erscheinen. Hat die ältliche Haushälterin bei dem Umfallen im Keller eine comotio cerebri — eine Gehirnerschütterung — erlitten?
    Rose fuhr fort: „Verspotten Sie mich bitte nicht. Vielleicht war der tote Mann selber das Opfer einer Rache. Vielleicht sollte alles eine raffinierte Tarnung sein. Oder vielleicht.. Sie zögerte und sagte leise: „Habe ich etwa in den letzten beiden Jahren gar nicht mit Mrs. Cumberland zusammengelebt, sondern..., sondern mit ihrem Mörder?“ Und rascher fügte sie hinzu: „Mrs. Cumberland hatte sich so merkwürdig gewandelt! Sie las plötzlich ganz andere dumme Bücher, ging auf Reisen, fing an, ganz gegen ihre sonstigen Gewohnheiten zu trinken, nahm heimlich manchen Schluck. — Wurde sie mit ihrem ganzen Wesen fehlerhaft imitiert — ?“
    „Moment, Moment“, gebot Morry. „Sie deuten uns da eine allzu wilde, phantastische Geschichte an. Sie haben fast ein Menschenleben lang an der Seite der Hausherrin gelebt. Wollen Sie uns etwa erzählen, Sie hätten keine Veränderung ihrer Gesichtszüge, ihrer Stimme, ihrer Handschrift, ihrer sonstigen kleinen Lebensgewohnheiten bemerkt?“
    Der Ton des Kommissars hatte sich verschärft. Miß Ipswich strich sich mit nervöser Geste die grauen Haarsträhnen aus der Stirn.
    „Jetzt, da Sie es erwähnen, muß ich zugeben, daß ich zumindestens äußerlich keine Veränderungen wahrnahm“, erklärte sie. „Nein, es war das gleiche Gesicht, es waren die gleichen Augen, und es war die gleiche Stimme...“
    „So, so“, reagierte der Kommissar. „Wollen Sie damit sagen, der Tote im Keller wäre vielleicht ein hervorragender
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