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Wenn ich in deine Augen seh (Bianca) (German Edition)

Wenn ich in deine Augen seh (Bianca) (German Edition)

Titel: Wenn ich in deine Augen seh (Bianca) (German Edition)
Autoren: Mary J. Forbes
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Albträume vom Krieg hat. Manchmal träumt man einfach so von Gewalt.“
    „Ich hab ihn aber gefragt, als er aufgewacht ist. Weil ich wissen wollte, was ein Schlitzauge ist.“
    „Das ist ein sehr hässliches Wort, mein Sohn! Hat Grandpa es dir erklärt?“
    „Na ja, irgendwie. Dann hat er gesagt, dass ich keine Märchen erfinden soll.“
    Sie spähte in den Rückspiegel. „Hast du das denn getan?“
    Vehement schüttelte Charlie den Kopf. „Grandpa hat geschnarcht und dann hat er angefangen zu reden und zu schreien. Und er hat das Gesicht so verzogen, wie wenn ihm was wehtut.“
    „Wann ist das gewesen?“
    „Als wir das letzte Mal bei ihm waren.“
    Im letzten August also. Sie waren an die Küste von Maryland gefahren und in dem Ferienhaus abgestiegen, das Bill vor fünfzehn Jahren gekauft hatte. Rachel liebte den Ozean sehr – den Geruch, die Geräusche und den Geschmack der Salzluft. „War es das einzige Mal, dass er im Schlaf gesprochen hat?“
    „Ja. Danach hat er nicht mehr in dem Sessel geschlafen.“
    Natürlich nicht, dachte sie. Weil er sich auf Teufel komm raus keine Blöße geben will. Nicht mit einem wachsamen intelligenten Jungen in Hörweite.
    Sie bog in die Zufahrt zur Ranch ein. Das zweistöckige Fachwerkhaus, das sie am vergangenen Mittwoch nur von fern und halb verdeckt von der Rinderherde erspäht hatte, ragte aus dem Schnee auf. Als sie näher kam, stellte sie fest, dass es zusammen mit den Nebengebäuden eine Hufeisenform bildete. Dichte Wolken verhüllten momentan die Rocky Mountains. Doch sie erinnerte sich, wie sich die massiven schneebedeckten Gipfel bei ihrem ersten Besuch gegen den strahlend blauen Himmel abgehoben hatten.
    Ashford McKee lebt definitiv in einer Bilderbuchlandschaft, aber ich bin nicht seinetwegen hier, sondern wegen Tom und Charlie, klar!?
    Die schwarz-weißen Hunde kamen unter der Veranda hervor, als Rachel neben dem grünen Pick-up anhielt.
    „Beißen die?“, fragte Charlie ängstlich.
    „Das glaube ich nicht. Das sind Border Collies. Sie treiben gern Schafe und Kühe zusammen, sind aber nicht gefährlich.“ Zumindest hoffte sie das. Sie stellte den Motor ab und schnappte sich ihre Handtasche. „Komm, sehen wir mal nach, ob jemand zu Hause ist.“
    Schneeflocken rieselten ihnen auf das Haar und auf die Mäntel, während sie die Stufen neben einer Rollstuhlrampe hinaufgingen. Die Hunde verkrochen sich wieder unter der Veranda. Als Hauswächter waren sie offensichtlich ungeeignet. Vermutlich spielt Ashford hier den Wachhund …
    Daisy öffnete in Hüftjeans und bauchfreiem hautengem Stricktop die Haustür. „Hallo, Ms Brant.“ Sie lächelte strahlend und zwinkerte Charlie zu. Der versteckte sich schüchtern hinter dem Rücken seiner Mutter.
    „Hallo, Daisy“, antwortete Rachel und dachte dabei: Wäre sie meine Tochter, dürfte sie so aber nicht rumlaufen. Dann gestand sie sich ein, dass sie mit fünfzehn ebenfalls enge Tops und Leggins getragen hatte – sehr zum Missfallen ihres Vaters.
    In den darauf folgenden Jahren hatte sich ihr Geschmack gewandelt. Nun bevorzugte sie konservative Kleidung. Dementsprechend trug sie nun eine klassisch geschnittene schwarze Hose und einen Sweater in Aqua.
    „Ich möchte gern deinen Vater und deinen Großvater sprechen.“
    „Ich weiß.“ Daisy beugte sich vor und flüsterte verschwörerisch: „Dad weiß nichts von meiner Kolumne, okay?“
    Bevor Rachel antworten konnte, kam Ashford McKee in den Flur. Einen Moment lang musterte er sie. Dann fragte er mit einem Blick zu Charlie: „Verstärkung mitgebracht?“
    Sie sah ihn zum ersten Mal ohne Stetson und stellte fest, dass er wunderschönes Haar hatte. Dicht, schwarz, glatt und aus der Stirn gekämmt, wodurch sein wettergegerbtes Gesicht mit den hohen Wangenknochen und der langen geraden Nase gut zur Geltung kam.
    „Hallo, Ash.“ Sie legte Charlie eine Hand auf die Schulter. „Das ist mein Sohn, Charlie. Ich habe ihn mitgebracht, weil ich keinen Babysitter bekommen habe.“ Sie versuchte zu lächeln, doch es misslang, weil Ashford sie so düster anstarrte.
    Daisy löste die unangenehme Spannung auf, indem sie verkündete: „Dad hat gesagt, dass Sie ins Gästehaus einziehen.“
    Schroff entgegnete er: „Das ist noch nicht entschieden.“
    „Aber du hast mir erzählt …“
    „Noch nicht.“ Er sah seine Tochter sanft an, doch sein Ton klang resolut.
    „Was gibt’s denn da noch zu überlegen?“, wandte sie ein.
    Ein grauhaariger Cowboy mit zerfurchtem
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