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Wenn ich in deine Augen seh (Bianca) (German Edition)

Wenn ich in deine Augen seh (Bianca) (German Edition)

Titel: Wenn ich in deine Augen seh (Bianca) (German Edition)
Autoren: Mary J. Forbes
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fähige Karrierefrau war, säße sie gar nicht in diesem Provinznest. Und sie müsste Ashford McKee erst recht nicht um Verständnis bitten.
    Eine Bewegung hinter ihr veranlasste sie herumzuwirbeln. Er stand noch immer vor ihrem Schreibtisch. „Ich dachte, Sie wären längst gegangen.“
    Vom Stetson beschattet, wirkten seine Augen dunkel wie Orange Pekoe. „Wo sind Sie untergekommen?“
    Ein winziger Hoffnungsschimmer erwachte. „Im Motel Dream On .“ Sie dachte an Charlie, der auf der Matratze mit der klumpig gewordenen Füllung schlafen musste und in dem schmuddeligen Raum dabei kalten Zigarettenrauch einatmete. Seine Gesundheit war ihr wichtiger als jede Schlagzeile. Eigentlich sollte sie ihn einfach aus dieser Stadt schaffen und nach Arizona zurückbringen. Dort war es wenigstens warm. Dort wohnte außerdem sein bester Freund.
    Sie strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. „Ich habe ein Kind. Einen Jungen. Deswegen brauche ich eine anständige Unterkunft, die sauber und einladend ist. Sie haben gesagt, dass ich auf der Flying Bar T nicht willkommen bin, aber ich sage Ihnen: Sie würden uns doch gar nicht bemerken! Ich würde mich Ihrem Haus keinen Schritt ohne Erlaubnis nähern. Und wenn Ihr Vater mir das Interview nicht geben will, geht das in Ordnung. Ehrenwort.“ Sie hasste es, diesen Mann anzubetteln, der seine Familie mit einer unsichtbaren Mauer umgab.
    „Wie alt ist er?“
    „Mein Sohn? Sieben.“
    „Ich rede mit Tom.“
    Erleichtert sank sie an den Schreibtisch zurück. „Vielen Dank. Sie werden es nicht bereuen.“
    Er sagte nichts. Sah sie nur an. In sie hinein. Durch sie hindurch.
    Dann drehte er sich um und stiefelte aus der Redaktion und durch die quietschende Tür hinaus auf die Straße.

2. KAPITEL
    Mit Charlie auf dem Rücksitz und Zuversicht im Herzen war Rachel am Sonntagmorgen um halb zehn unterwegs zur Flying Bar T . Es schneite immer noch. Ein kräftiger kalter Wind trieb die Flocken gegen die Frontscheibe. Die Scheibenwischer hatten schwer zu kämpfen.
    Voraus lag die Straße in unberührter weißer Pracht da. Hinter sich ließ das Auto eine doppelte Reifenspur zurück. Jenseits von Stacheldrahtzäunen kuschelten sich Hügel und Täler unter eine dicke weiße Decke.
    Gleich sehe ich ihn wieder, dachte Rachel unwillkürlich. Hastig ermahnte sie sich. Sie war keineswegs zu einem Besuch bei Ashford McKee unterwegs, sondern es ging darum, das Gästehaus zu mieten und mit Tom zu reden. Trotzdem beschleunigte sich ihr Puls. Sie musste sich eingestehen, dass Ashford sehr attraktiv auf sie wirkte – auf eine raubeinige Art.
    Charlie wischte mit einer Hand über die beschlagene Seitenscheibe. „Wie lange dauert es denn noch?“
    „Bloß noch fünf Minuten.“
    Er richtete sich auf und spähte über den Beifahrersitz. Seine blauen Augen wirkten riesig hinter den Brillengläsern. „Ich kann gar nichts sehen!“
    „Glaub mir, es ist nicht mehr weit. Gleich hinter der nächsten Kurve liegt die Ranch. Ist dir auch warm genug?“
    Er bejahte, lehnte sich wieder zurück und ließ sich brummend seine rote Corvette über die Oberschenkel fahren. Er hatte das Modellauto zu seinem sechsten Geburtstag geschenkt bekommen und zu seinem Lieblingsspielzeug auserkoren. Er war nicht anders als die meisten Jungen in seinem Alter – und die meisten erwachsenen Männer, die nach echten Sportwagen lechzten.
    Mein lieber Floyd, du hast eindeutig den Kürzeren gezogen, als du dich von unserem Baby abgewandt hast!
    „Wohnen wir bald auf einer Ranch mit Pferden und Kühen und so?“, wollte Charlie wissen.
    „Hoffentlich.“
    „Ich mag nicht in dem Motel wohnen. Da stinkt es so.“
    „Das stimmt. Lass uns die Daumen drücken, dass Mr Ashford uns sein Gästehaus vermietet.“
    „Ist das der Mann von deiner Soldatengeschichte?“
    „Nein. Das ist sein Daddy. Er heißt Mr Tom und will mich vielleicht nicht auf seinem Grundstück haben, wenn er erfährt, dass ich ihn ausfragen will.“
    Eine Viertelmeile lang ahmte Charlie leidenschaftlich Motorgeräusche nach. Dann sagte er unvermittelt: „Vielleicht träumt er ja vom Krieg!? So wie Grandpa.“
    Verdutzt blickte sie in den Rückspiegel. Ihr Vater, Bill Brant, hatte ihr gegenüber nie eine solche Schwäche eingestanden. „Woher weißt du davon?“
    „Manchmal schläft Grandpa in seinem Fernsehsessel ein. Und einmal hat er geschrien und davon geredet, dass er jemanden umgelegt hat, der ein Gewehr hatte.“
    „Das heißt noch lange nicht, dass er
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