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Wenn ich einen Wunsch frei haette

Titel: Wenn ich einen Wunsch frei haette
Autoren: Deborah Ellis
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Wenn sie ungefähr so alt wäre wie ich, könnten wir unsere Kleider tauschen. Dann hätten wir gleich doppelt so viele Sachen.
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    |23| Meine Brüder sind nett, aber sie sind alle jünger als ich und können sehr laut sein. Manchmal ärgern sie mich. Natürlich ärgere ich sie dann gleich zurück, aber da ich die Älteste bin, soll ich mich immer gut benehmen. Wenigstens habe ich mein eigenes Zimmer. Meine Lieblingsfarbe ist Rosa, darum habe ich viel Rosa in meinem Zimmer.
    Ich liebe meine Brüder, aber manchmal machen sie es mir auch schwer, wie neulich, als ich alleine einkaufen war. Seit meiner Geburt stimmt etwas nicht mit meinen Beinen. Ich sitze schon immer im Rollstuhl und komme auch ganz gut damit zurecht. Die Räder sind wie Beine für mich.
    Ich soll nicht alleine rausgehen, weil meine Mutter glaubt, ich könnte nicht schnell genug abhauen, wenn die Soldaten kommen. Da, wo ich wohne, gibt es eine Menge Soldaten. Sie beobachten uns die ganze Zeit. Wir können nichts tun, ohne dass sie uns dabei beobachten. Sie haben Waffen und machen mir Albträume. Wir hätten gern, dass sie weggehen, aber sie scheren sich nicht um das, was wir wollen.
    Die Soldaten sind immer in der Gegend, aber manchmal kommen sie auch in unsere Straße, und dann rennen alle vor ihnen davon. Wenn sie Lust haben zu schießen, tun sie es einfach. Es ist ihnen egal, wenn sie ein Kind oder einen älteren Menschen erschießen.
    Meine Mutter hat Angst, dass sie mich erschießen, weil ich nicht schnell genug verschwinden kann. Ich glaube ja, ich könnte auch Steine werfen wie die anderen Kinder und trotzdem schnell abhauen, aber wenn meine Mutter dabei ist, darf ich keine Steine werfen.
    |24| Die Straßen sind allerdings nicht immer eben. An manchen Stellen, wo die Armee irgendwas zerbombt hat, sind sie aufgerissen. Da kann ich dann nicht allein mit meinem Rollstuhl drüberfahren. Jemand muss mich schieben. Meine Mutter erlaubt mir nicht, alleine rauszugehen, aber einmal bin ich trotzdem raus, als sie nicht aufgepasst hat.
    Es hat Spaß gemacht, alleine draußen zu sein. Ich hatte Angst, dass sie mich erwischt, aber es war auch ganz schön aufregend. Ich habe mich mutig und ängstlich zugleich gefühlt.
    Ich bin zu einem kleinen Laden nicht weit weg von unserem Haus gefahren und habe Kaugummis gekauft. Meine Mutter mag es auch nicht, wenn ich Kaugummi kaue, aber ich mag es, also habe ich welche gekauft.
    Ich habe es wieder nach Hause geschafft, ohne erwischt zu werden. Alles wäre gut gewesen, doch dann habe ich meinem ältesten Bruder erzählt, was ich gemacht hatte. Ich wollte wohl ein bisschen angeben. Mein Bruder hält sich ja für so toll. Ich hätte es mir denken können. Er ist zu meiner Mutter gerannt und hat mich verpetzt. Und sie hat mich vor ihm ausgeschimpft, von wegen, sie hätte mich wirklich für klüger gehalten und gedacht, ich wäre meinen jüngeren Brüdern ein gutes Vorbild. Das fand ich doof, aber die Kaugummis, die waren toll.
    Ich komme fast immer zu spät zur Schule, aber das hat nichts damit zu tun, dass ich im Rollstuhl sitze. Es gibt einen Kleinbus, der durch die palästinensischen Städte und Lager fährt und Kinder wie mich abholt, um sie hierher zur Schule zu bringen. Eigentlich müssten sie uns durchlassen |25| an den Kontrollpunkten, weil wir eine Sondererlaubnis haben. Sogar bei einer Ausgangssperre müssten sie uns eigentlich durchlassen, aber die Soldaten halten uns immer auf. Obwohl sie uns kennen, obwohl sie jeden Morgen dieselben Gesichter sehen, fragen sie nach unseren Ausweisen. Sie zählen die Kinder durch und stellen uns alle möglichen Fragen. Denen ist es egal, ob wir zu spät zur Schule kommen oder nicht.
    Viele Kinder in meiner Klasse kommen zu spät. Eigentlich soll die Schule um halb neun anfangen, aber die Kinder trudeln über den ganzen Morgen verteilt ein. Es ist schwer, richtig aufzupassen, wenn ständig Kinder reinkommen. Die Lehrer kommen auch oft zu spät.
    Wir haben gerade Ramadan, das heißt wir fasten während des Tages. Nicht alle Palästinenser sind Muslime, aber meine Familie schon. Am Ende des Ramadan feiern wir dann Eid, das Fest des Fastenbrechens. Das ist ein wunderschönes Fest, und ich kann es kaum noch erwarten. Zuerst gehe ich mit meiner Mutter in die Moschee und wir beten zusammen. Danach besuchen wir unsereVerwandten.
    Meine Großeltern können wir allerdings nicht besuchen. Die Stadt, in der sie wohnen, liegt im Westjordanland, und die Israelis lassen uns nicht durch
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