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Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures

Titel: Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures
Autoren: Colette Livermore
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indem ich Ärztin wurde. Es schien mir so einfach zu sein - die Menschen hatten Essen nötiger als komplexe medizinische Fürsorge. Mutter Teresa lebte bei den Armen und diente ihnen, also beschloss ich, mich ihr anzuschließen. Nachdem ich diesen Entschluss gefasst hatte, legte ich meine Prüfungen dennoch ab und
war dabei viel entspannter, weil es nicht darauf ankam, welche Noten ich erhielt, und erzielte dabei ein recht gutes Ergebnis.
    Obwohl ich eine Klosterschule besucht hatte, wusste ich wenig über die inneren Abläufe und Einschränkungen des religiösen Lebens. Ich wollte mich Mutter Teresas Gruppierung anschließen, weil ich glaubte, sie würde die Ungerechtigkeit beseitigen. Ich stand kurz davor, Nonne aus Versehen zu werden.
    Nachdem ich die Dokumentation gesehen hatte, las ich einen Artikel in der Catholic Weekly über einen Zweig von Mutter Teresas Orden, die Missionarinnen der Nächstenliebe, die in Bourke, dem Outback von New South Wales arbeiteten. Überrascht, dass sie einen Konvent in einem so reichen Land wie Australien unterhielten, schrieb ich an Schwester Felicity, eine Bengalin, die in dem Zeitungsartikel vorgestellt wurde. Sie antwortete mir überaus aufmunternd und brachte mich in Kontakt mit Schwester Regina, der Lehrerin für die Novizinnen in Melbourne. Wir schrieben uns gegenseitig, und Schwester Regina bat mich, sie in Mona Vale zu treffen, wo sie bei Verwandten auf ihrem Weg von Bourke nach Melbourne übernachtete. Schwester Regina, eine kleine energische Frau mit Brille, begrüßte Mama und mich warmherzig und erzählte uns Geschichten über ihre eigene Reise, die sie von Malta nach Kalkutta geführt hatte, um dort dem Orden in seiner Anfangszeit beizutreten, als dieser aus gerade einmal hundert Schwestern bestand.
    »Jetzt gehören fast tausend Schwestern zum Orden«, berichtete sie. »Wir haben viele Häuser in Indien, aber auch
einige in Übersee in Ländern wie Venezuela, Jordanien, England und Italien.« Ihre Begeisterung war ansteckend.
    Als sie dem Orden beigetreten war, hatte Regina in einem Sterbeheim in Kalkutta gearbeitet und sich um die Menschen gekümmert, die man von der Straße holte. Sie erklärte, wie die Missionarinnen der Nächstenliebe ausgebildet wurden.
    »Die Ausbildung geht in drei Stufen vor sich: Das Postulat dauert sechs Monate. Es dient der Einführung in den Orden. Während dieser Zeit wirst du gewöhnliche Kleidung tragen und mit einer der Schwestern zusammenarbeiten. In Melbourne besuchen wir die alten Menschen bei sich zu Hause oder in ihren Heimen, arbeiten mit den Immigrantenfamilien aus den Hochhaussiedlungen und kümmern uns um die Alkoholiker und die Obdachlosen. In Indien und anderen Zentren, wo Englisch nicht die erste Sprache ist, wird während der sechs Monate ein grundlegenderes Training durchgeführt, das wir Aspirantur nennen. Es ist eine Zeit, in der die Mädchen kommen und sich informieren können, was es heißt, in der Gemeinschaft zu leben, und um Englisch zu lernen, unsere gemeinsame Sprache. Dieses Ausbildungsstadium haben wir in Australien nicht.
    Auf das Postulat folgt dann das erste Jahr des Noviziats, eine Zeit intensiver Ausbildung. In dieser Zeit wird man dir das Haar abschneiden …«
    Ich musste lachen und schaute Mama nervös an. Die Vorstellung, kahl zu sein, gefiel mir nicht, aber Schwester Regina schien es nicht zu bemerken.
    »Du wirst ein weißes Habit und einen Sari tragen«, fuhr sie fort. »Im ersten Jahr verrichten die Novizinnen nicht
viel Arbeit draußen. Es ist eine Zeit des religiösen Studiums und der inneren Klausur. Im zweiten Jahr ist die Hälfte des Tages der Arbeit und die andere Hälfte dem Studium gewidmet. Danach wirst du dein erstes Gelübde für ein Jahr ablegen, das dann gemäß Kirchenrecht fünf Jahre lang jährlich um ein Jahr verlängert wird, aber nach unserem Verständnis eine Verpflichtung fürs ganze Leben ist. Fünf Jahre nach dem ersten Gelübde findet ein weiteres Ausbildungsjahr statt, das wir Tertianum, die dritte Stufe, nennen, und danach legst du dein endgültiges Gelübde ab, wahrscheinlich in Kalkutta.«
    »Wenn sie so lange durchhält!«, warf meine Mutter ein.
    »Ich glaube, sie verfügt über das, was nötig ist, um Gottes Ruf treu zu sein. Du weißt ja, wie es im Evangelium steht: ›Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.‹ (Lukas 9,62) Egal, in welchem Stadium du dich befindest, wenn Er dich ruft, gehörst du Ihm zeit
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