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Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)

Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)

Titel: Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Elizabeth Haynes
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nicht so sehr wie er mir.
    »Wo zum Teufel steckt Ben?«, sagte Lucy.
    »Was ist los, Prinzessin?«, fragte Gavin und stand auf.
    »Ich will woanders hingehen!«
    »Trink das hier!«, sagte Roger besänftigend. »Dann geht es dir gleich besser, versprochen.«
    »Was ist das?«, fragte Lucy misstrauisch.
    »Zaubertrank«, sagte Gavin und kicherte.
    »Was?«
    »Nein, im Ernst, Luce. Versuch es mal. Ich habe noch nie so was getrunken, ehrlich: Man hat das Gefühl, die Erde, den Mond und die Sterne zu trinken …«
    »Gavin, was bist du nur für ein Idiot! Du hast wieder einen Joint geraucht, stimmt’s? Hast du nicht behauptet, das Zeug wäre alle?«
    »Rog hat mich mal ziehen lassen. Aber ich kann dir sagen, Prinzessin Lucy Loo, der Zug am Joint war nicht annähernd so gut wie das Zeug hier. Nimm.«
    »Bäh! Das schmeckt ja widerlich!«
    Gelächter von Steuerhaus und Deck.
    Ben küsste mich. Er hatte mein Gesicht in beide Hände genommen und küsste mich, bevor ich mich dagegen wehren, Nein sagen oder weggehen konnte. Darin war er gut. Ich spürte, wie meine Hemmungen, meine Entschlossenheit und mein Widerstand langsam nachließen. Ich brauchte ihm bloß zu sagen, dass er später wiederkommen sollte. Niemand würde etwas davon merken. Die Chancen standen nicht schlecht, dass die anderen Bootsbewohner in der kommenden Stunde oder so einfach auf ihre Boote verschwinden würden. Waren Lucy und die anderen Londoner erst mal im Pub, um anschließend nach Rochester, Maidstone oder aus Verzweiflung vielleicht sogar nach London zurückzufahren, würde die Werft still und verlassen daliegen, und niemandem würde auffallen, wenn er zurückkäme; niemand müsste je etwas davon erfahren …
    »Ben! Da bist du ja!«
    Der Kuss endete abrupt. Lucy starrte mich streng an, als wäre ich schuld daran, dass sie so furchtbar von diesem Flussbewohner beleidigt worden war, von dem Mann mit den wirren Haaren und dem Mädchen mit dem blauen Auge. Doch dass sie mich jetzt mit Ben im Halbdunkel sah, seine Lippen auf den meinen und seine Hand unter meinem Top, brachte das Fass endgültig zum Überlaufen.
    »Bleibst du hier oder kommst du mit?«, fragte Lucy kühl.
    Bevor er etwas sagen konnte, war ich schon aufgestanden. »Du solltest lieber gehen«, sagte ich leise.
    »Warum?«
    Lucy war gegangen, um die anderen zusammenzutrommeln, einschließlich Simone und Carla. Vermutlich erwartete sie, dass sie im Kofferraum Platz nehmen würden.
    Ich zuckte unmerklich die Achseln.
    »Hast du einen anderen?«
    »Ich führe ein anderes Leben.«
    Er versuchte es erneut mit einem gewinnenden Lächeln. »Es muss ja nicht gleich wieder was Ernstes sein, Genny. Nur noch eine Nacht. Komm schon, du willst mich doch auch, oder?«
    Ich musste wider Willen lachen.
    »Klingt verlockend, Ben, aber ich bin lieber allein als mit dir auf dem Boot, und sei es nur für eine Nacht. Trotzdem, danke.«
    Schließlich gab er auf. »Wie du willst«, sagte er, kehrte mir den Rücken zu und machte sich auf die Suche nach Lucy.
    Sie gingen, versprachen anzurufen oder SMS zu schicken, es gab Umarmungen, lobende Bemerkungen über den herrlichen Abend und wie schade es sei, dass er schon wieder zu Ende sei. Und während ich alle der Reihe nach an mich drückte, amüsierten sich die Bootsbewohner weiterhin mit Bier, angeregten Gesprächen und den letzten Bissen von Liams Lasagne.
    Während ich ihnen nachwinkte und der Bewegungsmelder das Parkplatzlicht angehen ließ, stolperte Lucy über irgendetwas und fiel aufs Gesicht – zum Glück aufs Gras. Malcolm stieß ein johlendes Gelächter aus.
    Kurz darauf gingen auch Diane und Steve. Über das Babyfon hatten sie unmissverständlich gehört, dass die Kinder aus dem Bett gekrabbelt waren und irgendein Computerspiel spielten – entweder das, oder ihr Boot war von Terroristen gestürmt worden, die auf alles schossen, was sich bewegte.
    Unten in der Hauptkajüte wurde inzwischen über unverfänglichere Themen geredet.
    Joanna reichte mir ein Bier.
    »Komm, setz dich zu uns!«, sagte sie.
    »Tut mir leid, dass sie so ungalant waren«, erwiderte ich.
    »Sie waren nicht ungalant.«
    »Im Großen und Ganzen waren sie in Ordnung«, meldete sich Malcolm zu Wort, der Lucy offenbar bereits verziehen hatte.
    »Danke«, sagte ich. »Ihr seid rührend.«
    »Ich finde, du hättest diesen Ben vögeln sollen«, sagte Josie und kicherte.
    »Was?«
    »Denkst du, wir haben dich nicht gehört? Er hat förmlich darum gefleht .«
    »Ja, schon ein wenig,
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