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Wenn es Nacht wird in Manhattan

Wenn es Nacht wird in Manhattan

Titel: Wenn es Nacht wird in Manhattan
Autoren: Diana Palmer
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meinte, die Leute könnten sich daran stören”, seufzte Cash. “Außerdem hat er darauf bestanden, dass ich meinen Ohrring ablegte”, fügte er resigniert hinzu.
    Fast hätte Tippy sich an ihrem Wasser verschluckt.
    “Du hast einen Ohrring getragen?”, rief Rory hocherfreut aus.
    “Nur einen einfachen goldenen Ring”, erklärte Cash. “Damals habe ich noch für die Regierung gearbeitet, und mein Chef verhielt sich politisch so korrekt, dass er eine Plakette trug, auf der er sich dafür entschuldigte, auf Bakterien zu treten und sie zu töten.” Er nickte heftig. “Die Geschichte stimmt wirklich.”
    Tippy lachte laut auf. Schon ewig hatte sie sich nicht mehr so unbeschwert in Gegenwart anderer Menschen gefühlt. Es war ein weiter Weg von ihrem problematischen Kennenlernen bis zu diesem unbekümmerten Lachen gewesen.
    “Sie lacht nicht oft”, meinte Rory grinsend. “Vor allem nicht bei Dreharbeiten an Originalschauplätzen. Sie hasst Fotografen, weil einer sie mal dazu überredet hat, sich im Bikini auf einen Felsen zu setzen, wo sie von einer Seeschwalbe angegriffen wurde.”
    “Dieser blöde Vogel ist fünfmal im Sturzflug auf mich losgegangen”, erklärte Tippy. “Und bei der letzten Attacke hat er mir einen Teil von meinem Skalp abgerissen.”
    “Erzähl ihm doch mal, was du bei dem Dreh in Italien mit den Tauben erlebt hast”, forderte Rory sie auf.
    Sie schauderte. “Ich versuche noch immer, es zu vergessen. Früher mochte ich Tauben.”
    “Ich mag sie auch”, grinste Cash. “Vor allem in Blätterteig und in Olivenöl gebraten …”
    “Du Barbar”, rief Tippy.
    “Na gut, ich esse auch Schlangen und Eidechsen. Es müssen nicht immer Tauben sein.”
    Rory lag fast auf dem Boden vor Lachen. “Meine Güte, Cash, das wird bestimmt das tollste Weihnachten, das wir bisher erlebt haben.”
    Tippy stimmte ihm insgeheim zu. Der Mann, der ihr gegenüber saß, hatte kaum Ähnlichkeiten mit dem aggressiven und dickköpfigen Gesetzeshüter, den sie bei ihren Dreharbeiten in Jacobsville, Texas, kennengelernt hatte. Jeder behauptete, Cash Grier sei geheimnisvoll und gefährlich. Niemand hatte gesagt, dass er einen ausgeprägten Sinn für Humor hatte.
    Als Cash sah, wie verblüfft sie war, beugte er sich zu Rory und flüsterte laut: “Sie ist etwas verwirrt. In Texas haben sie ihr nämlich erzählt, dass ich militärische Geheimnisse über fliegende Untertassen in einem verschlossenen Aktenschrank aufbewahre.”
    “Ich habe gehört, es waren Aliens”, murmelte Tippy ohne die Spur eines Lächelns.
    “Ich bewahre keine Aliens in meinem Aktenschrank auf”, erwiderte er empört. Kurz darauf blitzten seine dunklen Augen spitzbübisch. “Die sind nämlich bei mir im Wohnzimmerschrank.”
    Rory gluckste. Tippy lachte ebenfalls.
    “Und ich habe geglaubt, nur Schauspieler wären verrückt”, seufzte Tippy.
    Nach dem Mittagessen verkündete Cash, dass er mit ihnen in den Central Park fahren wollte. Tippy schlüpfte in einen smaragdgrünen Hosenanzug, flocht ihr Haar zu einem Zopf und legte nur einen Hauch von Make-up auf, was die feinen Züge ihres schmalen Gesichts besonders betonte.
    Ihre Wohnung lag an einer ruhigen, mit Bäumen bewachsenen Straße. Das Viertel befand sich im Wandel; es hatte gerade den Wechsel von einer ziemlich gefährlichen Gegend zu einem Mittelklasse-Bezirk hinter sich gebracht. Die Verschönerungen sprangen sofort ins Auge – besonders an dem Haus, in dem Tippy wohnte. Schmiedeeiserne Geländer säumten die Steintreppe, die zu Tippys Maisonette-Wohnung führte.
    Während ihrer Glanzzeit als Model hatte sie Geld wie Heu gehabt, und eine kurze Zeit lang wohnte sie in einer Seitenstraße der Park Avenue. Doch nach einer einjährigen Pause, die sie zur Erholung brauchte, hatte sie immer weniger Aufträge zum Modeln bekommen und anfangen müssen zu sparen. Damals war sie in diese Wohnung gezogen. Kurz danach begann sie in Jacobsville mit den Dreharbeiten zu dem Film, der ihre Karriere unerwarteterweise wieder in Schwung brachte. Sicher konnte sie sich inzwischen etwas Besseres leisten, aber sie hatte die Nachbarschaft und die ruhige Straße schätzen gelernt. An der Ecke war ein Buchladen und gleich daneben ein Lebensmittelgeschäft. Außerdem gab es einen gemütlichen Coffeeshop, in dem der beste Kaffee weit und breit serviert wurde. Im Frühling war es bezaubernd. Aber jetzt im Winter waren die Bäume kahl, und die Stadt wirkte kalt und grau.
    Cashs roter Jaguar parkte genau vor
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