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Wenn es daemmert

Wenn es daemmert

Titel: Wenn es daemmert
Autoren: Zoe Beck
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Eine Pistole. Pfefferspray. Ein Schlagring. Ein Klappmesser. Für jede Gelegenheit das Richtige. Zufrieden schloss er es wieder, startete den Wagen und verließ das Hafengelände.
    Die Küstenstraße, dachte er. Das ist der beste Weg nach Leven – und in diesem Licht auch die schönste Strecke. Er ließ Hillend und Aberdour hinter sich und war kurz vor Kirkcaldy, als er Polizeisirenen hörte. Art sah in den Rückspiegel: Ein Streifenwagen war hinter ihm. Er blinkte links und hielt an.
    Die beiden Polizisten stiegen aus und kamen auf seinen Range Rover zu. Einer blieb im Hintergrund, ging um das Auto herum, notierte sich das Kennzeichen und kontrollierte die Beleuchtung. Der andere beugte sich zu ihm hinunter.
    »Officer, was kann ich für Sie tun?«, fragte Art liebenswürdig.
    »Ihre Papiere bitte.«
    Er gab sie ihm und wartete mit einem Lächeln.
    »Haben Sie etwas getrunken?«
    »Ich trinke nie.«
    »Dann wären Sie mit einem Test einverstanden?«
    »Natürlich.« Art stieg aus und blies in das Testgerät. Null komma null. Er trank wirklich nie.
    »Vielen Dank, Sir. Sie sind ein wenig zu schnell in die Kurve gefahren, deshalb haben wir uns Sorgen gemacht. Wir hatten gestern Nacht auf dieser Strecke einen schlimmen Unfall. Zwei Jugendliche sind gestorben.«
    »Schrecklich«, murmelte Art. »Es ist aber auch eine vertrackte Kurve.«
    »Fahren Sie bitte vorsichtig, Sir.«
    »Das werde ich. Danke, Officer. Einen schönen Tag noch.«
    Art ließ sich seine Papiere zurückgeben und stieg ein. Er startete den Range Rover. Da er nicht wusste, ob ihn die Polizisten beobachteten, fuhr er zunächst weiter in Richtung Kirkcaldy. Von dort aus würde er eine Straße nehmen, die ihn auf die Autobahn brachte.
    Jetzt, da man ihn kontrolliert hatte, konnte er nicht mehr nach Leven fahren. Das musste er verschieben. Aber bei Art hatte noch jeder Verräter seine Strafe bekommen. Auf einen Tag kam es nicht an.
    Eine Stunde später war er in seinem Haus in Corstorphine angekommen. In den klaren frühen Morgenstunden, wenn noch alles ruhig war, aber die ersten Sonnenstrahlen bereits über die Stadt krochen, konnte man die Tiere im Zoo besonders gut hören. Sie wachten gerade auf. Art liebte diese Geräusche.
    Er fühlte sich wohl in dieser ruhigen Mittelklassegegend im Westen Edinburghs. Von hier aus war er schnell auf der Autobahn in Richtung Glasgow oder in die Highlands, schnell auf der Straße zur Forth Road Bridge, die ihn nach Fife brachte, schnell auf dem City Bypass, falls er nach England wollte. Und es gab keinen besseren Unterschlupf als zwischen Doppelverdienern – mit oder ohne Nachwuchs –, die in ihrem durchgeplanten Alltag keine Zeit hatten, sich um das Kommen und Gehen der Nachbarn zu kümmern.
    Art schloss seine Haustür auf, erklärte der Alarmanlage, dass er wieder zurück war, und ging in die Küche, um sich einen Kaffee zu kochen. Er schaltete das Radio ein und wartete auf die Fünfuhrnachrichten.
    Die erste Meldung galt dem Tod des amerikanischen Spitzengolfers Matthew Barnes. Er war in dieser Nacht von einem oder mehreren unbekannten Tätern in seinem Haus in St. Andrews ermordet worden. Verwundert schüttelte Art den Kopf: Matt? Warum Matt? Wer würde denn ausgerechnet Matt …?
    Er schaltete das Radio aus und seufzte kopfschüttelnd.
    Ein sehr guter Kunde weniger.
    Armer Matt.
    Nun, es würden neue kommen.

3.
    Als sie diesmal zu sich kam, waren die Schmerzen ganz weit weg. Sie waren hinter der Nebelwand verschwunden und trieben sich dort irgendwo herum. Jemand hatte sie auf ein Sofa gelegt und eine Decke über sie gepackt. In ihrer Armbeuge sah sie ein Heftpflaster: Sie hatte eine Spritze bekommen. Sie blinzelte, sah einen Mann, der in dem Zimmer herumging, sich bückte und etwas aufhob. Sie versuchte, sich zu bewegen, gab einen Laut von sich, und sofort kam er zu ihr. Das, was er aufgehoben hatte, ließ er in einer schwarzen Arzttasche verschwinden. Sie deutete auf ihre Armbeuge.
    »Bleiben Sie ruhig«, sagte der Mann, nahm ihre Hand und fühlte den Puls. »Noch ein bisschen schwach. Wir bringen Sie jetzt ins Krankenhaus.«
    »Nein, nicht …« Es bereitete ihr Mühe zu sprechen, und ihre Stimme klang ungewohnt tief und rau. »Was ist passiert?«
    »Der Krankenwagen steht bereits draußen. Es ist das Beste. Wären Sie zwei Minuten später zu sich gekommen, hätten wir Sie bereits …«
    »Aber jetzt bin ich wach«, sagte sie und bemühte sich, resolut zu klingen.
    Der Mann sah sie an, holte Luft, um etwas zu
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