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Wenn es daemmert

Wenn es daemmert

Titel: Wenn es daemmert
Autoren: Zoe Beck
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eingearbeitet war, fand nach einigem Suchen den Knopf, der den Öffnungsmechanismus auslöste, und in dem Kellerraum fanden sie Mina, heiser vom Schreien, erhitzt und aufgelöst vom Weinen, an Händen und Füßen gefesselt.
    Nach dem Trubel der Erleichterung, sie endlich gefunden und befreit zu haben, fand sich Cedric plötzlich allein in dem Kellerraum. Die Polizisten waren oben und kümmerten sich um Mina. Er würde dort nur stören, also beschloss er, noch ein wenig hier unten zu bleiben. Viel zu sehen gab es allerdings nicht. Er inspizierte das Weinregal, den ursprünglichen Grund für den Einbau einer Klimaanlage, wie er vermutete. Daneben stand ein unauffälliger alter Holzschrank. Er war nicht verschlossen, und als Cedric ihn öffnete, hatte er Arthur Fishers eigentlichen Schatz gefunden: seine DVD-Sammlung.
    In fein säuberlichen Stapeln alphabetisch sortiert, lagen darin die DVDs all der Leute, die Arthur erpresst hatte, damit seine Geschäfte so lange und so gut laufen konnten, wie sie es getan hatten.
    Als kurz darauf der leitende Detective Chief Inspector, dessen Name Cedric bereits in dem Moment wieder entfallen war, als er ihn gehört hatte, zurück in den Keller kam, hatte Cedric eine DVD schon eingesteckt. Der DCI dankte Cedric für seine Hilfe und sagte ihm, er könne nun mit Mina ins Krankenhaus fahren, ein bekanntes Gesicht würde ihr sicher guttun.
    Cedric hatte genau das getan und Mina ins Krankenhaus begleitet. Dort hatte er ihr in einem unbeobachteten Moment die DVD von James Cunningham zugesteckt. Er fand, dass nur Mina ein Recht hatte darüber zu entscheiden, was damit geschehen sollte. Darauf zu sehen war, wie er später erfuhr, wie Cunningham Waffen an Arthur lieferte und dafür im Gegenzug Geld bekam. Zu sehen war aber auch, wie er eine Pistole an Douglas Roth verkaufte, die Pistole, mit der dieser später Matt erschossen hatte.
    Seit drei Monaten hatten sie sich nun nicht gesehen. Mina hatte viel erledigen müssen: die Beerdigung ihrer Mutter zum Beispiel, zu der niemand eingeladen gewesen war. Nachdem sie durch den Brand alles verloren hatte, hatte sie den Entschluss gefasst, noch einmal ganz neu anzufangen, und war nach Berlin gegangen, um zu vergessen und sich zu erinnern, wie sie es in einer SMS vor sechs Wochen ausgedrückt hatte. Was sie in Berlin machen würde, ob sie wieder anfangen würde zu schreiben, das hatte sie nicht geschrieben, und Cedric vermutete, dass sie es wohl selbst noch nicht wusste.
    Er konnte das verstehen, denn auch er wusste noch nicht, was er in Zukunft mit seinem Leben anfangen würde. Den Abschluss hatte er in der Tasche, und die Verantwortung für ein großes Verlagsimperium lag ganz bei ihm, seit sein Vater verschwunden war. »Lord Darney macht den Lord Lucan«, texteten die Zeitungen seit der Nacht, in der sein Vater Douglas Roth erschossen hatte. Sie spielten damit auf das mysteriöse Verschwinden des berüchtigten Lord Lucan an, der 1974 seine Ehefrau attackiert und das Kindermädchen umgebracht hatte. Immer wieder wurde Cedric gefragt, ob er eine Vermutung habe, wo sein Vater sich aufhalten könnte, doch Cedric antwortete nie. Da auch eine von Lord Darneys Yachten verschwunden war, wurde darüber spekuliert, dass er quer über die Nordsee gesegelt sei und sich nun in einer einsamen Hütte im Norden Norwegens versteckte. Oder in Finnland. Oder in Island. In der Südsee. In Australien. Den ganzen Globus hatte die Presse per Schlagzeile schon bereist, und in den vergangenen drei Monaten waren immer wieder grobkörnige, verwackelte Fotos aufgetaucht, meist mit dem Handy aufgenommen, auf denen angeblich der Lord zu sehen war. Er war es nie.
    Dass sein Vater und Art Fisher Feinde waren und nicht Geschäftspartner, hatte Cedric erst begriffen, als er mit dem schwarzen Range Rover nach Edinburgh gefahren war: Sein Vater und nicht Arthur hatte Margaret getötet, weil sie den Lord erkannt hatte. Cedric war in der Nacht seinem eigenen Vater gefolgt und hatte ihn in der Dunkelheit nicht erkannt, nicht erkennen können, weil er einen anderen vor sich zu sehen glaubte. Wieder und wieder hatte er die Nacht, in der Margaret gestorben war, vor seinem inneren Auge ablaufen lassen, doch er war sich sicher, nie das Gesicht des Mannes gesehen zu haben.
    Für den Mord seines Vaters an Margaret hatte Cedric nur eine Erklärung gefunden: Margaret hatte Arthur gesucht, über den sie so viel mehr gewusst hatte, als sie zu sagen bereit gewesen war, aber sie hatte Cedrics Vater
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