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Wenn die Nacht dich kuesst...

Wenn die Nacht dich kuesst...

Titel: Wenn die Nacht dich kuesst...
Autoren: Teresa Medeiros
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wirst so tun, als hätte es die vergangenen zwei Wochen nicht gegeben.«
    Ihr Lächeln verblasste. »Darum kannst du mich nicht bitten.«
    »Ich bitte dich nicht.« Adrian drehte sich um und schaute sie zum ersten Mal an, seit sie das Zimmer betreten hatte. Was sie in den freudlosen Tiefen seiner Augen sah, ließ sie bis ins Mark frieren.
    Trotz ihres wachsenden Unbehagens gelang ihr ein zittriges Lachen. »Ich dachte, wir hätten schon geklärt, dass du nicht das Recht hast, mich herumzukommandieren. Das kann nur mit der Sondererlaubnis des Erzbischofs erworben werden.«
    Er schüttelte den Kopf, ehe er leise sagte: »Ich fürchte, eine solche Erlaubnis kann ich mir nicht länger leisten. Nicht, wenn sie uns beide so teuer zu stehen kommen könnte. «
    »Es ist aber ein Preis, den ich nur zu gerne zahlen will.«
    »Aber ich nicht. Als Julian aus der Gruft gestolpert kam, Portia auf dem Arm, beide mehr tot als lebendig, wurde mir klar, was für ein naiver Narr ich war zu meinen, ich könnte einen von euch beschützen. Das ist der Grund, weswegen du gehen musst, jetzt ... bevor es zu spät ist.«
    »Wie kannst du sagen, du liebtest mich, und im nächsten Atemzug verlangen, dass ich dich verlasse?«
    Er wies mit dem Finger auf den schlafenden Julian. »Weil du es sein könntest, die da in diesem Bett liegt. Oder schlimmer noch, in deinem Grab. Niemand, den ich liebe, wird je vor Duvalier sicher sein, ehe er nicht vernichtet ist. Und bis zu diesem Tag kann ich mir keine Ablenkungen leisten.«
    »Ist das alles, was ich für dich gewesen bin?«, erkundigte sich Caroline flüsternd. »Eine Ablenkung?«
    Mit grimmiger Miene durchquerte er den Raum, bis er vor ihr stand. »Wenn ich ja sage, wirst du dann gehen? Was, wenn ich dir sage, dass die Nacht, die wir gemeinsam verbracht haben, nicht mehr für mich war als ein halbwegs vergnügliches Abenteuer? Dass du leichter zu verführen warst als die meisten anderen? Dass ich deinen Mangel an Erfahrung ermüdend fand und die geübten Liebkosungen von Huren und Operntänzerinnen deinem ungeschickten Gefummel und deinen schwülstigen Liebeserklärungen vorziehe?«
    Caroline wich vor ihm zurück, unfähig, nicht unter seinen grausamen Worten zusammenzuzucken.
    Er packte sie bei den Schultern und schüttelte sie grob. »Ist es das, was du von mir hören willst? Wenn ich dir sage, dass ich von Anfang an nichts anderes vorhatte, als dich zu verführen und dann beiseite zu legen wie ein altes Kleidungsstück, wirst du mich dann genug hassen, um mich zu verlassen?«
    »Nein«, flüsterte sie und schaute durch einen Tränenschleier zu ihm auf. »Es würde nur dazu führen, dass ich dich noch mehr liebe. Denn dann wüsste ich, dass du mich genug liebst, um deine eigene Seele aufs Spiel zu setzen, indem du mir eine solch himmelschreiende Lüge auftischst.«
    Mit einem undeutlichen Fluch ließ Adrian sie los und entfernte sich ein paar Schritte. »Du magst bereit sein, dein eigenes Leben zu riskieren, um bei mir zu bleiben, aber was, wenn du ein Kind in diesen Wahnsinn bringst? Wärest du auch bereit, sein Leben zu riskieren — und seine Seele?«
    Caroline berührte mit einer Hand ihren Bauch. »Hast du vergessen, dass ich vielleicht schon dein Kind trage?«
    Adrian mochte in der Lage sein, seine Liebe zu ihr hinter einer unbeweglichen Miene zu verstecken, aber er konnte nicht die Hoffnungslosigkeit in seinen Augen verbergen, als er flüchtig zu ihrer Taille schaute. Erst da erkannte sie, dass sie einen schrecklichen taktischen Fehler begangen hatte.
    »Umso mehr Grund für dich abzureisen«, sagte er leise und ließ seinen Blick an ihr hochwandern, bis er ihr in die Augen sah.
    Sie fühlte, wie ihr die Tränen über die Wangen liefen. »Wenn du das tust, Adrian, dann hat Duvalier schon gewonnen.«
    Und sie hätte verloren. Das Wissen lag Caroline wie bittere Asche auf der Zunge.
    Entschlossen zu beweisen, dass sie genauso rücksichtslos sein konnte wie er, ging sie zu Adrian. »Wenn ich eine Hure wäre oder eine Operntänzerin, würde mir wenigstens ein letzter Kuss zustehen.« Sie nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände, stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte ihre Lippen auf seine, so wie in der verzauberten Nacht in Vauxhall, als sie ihm einen Kuss und damit ihr Herz angeboten hatte, ohne es zu merken.
    Jetzt konnte er dieser Verlockung noch weniger widerstehen als damals. Als seine Lippen sich öffneten, um ihre honigsüße Zunge einzulassen, schlossen sich seine Arme wie aus
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