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Wenn die Demokratie zusammenbricht

Titel: Wenn die Demokratie zusammenbricht
Autoren: Frank Karsten , Karel Beckman
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Gesundheit, Finanzen, Sozialversicherung und so weiter mindestens auf nationaler Ebene koordiniert und reguliert werden müssen. Aber es gibt keinen Grund, warum das so sein sollte.
    Dezentralisierung wäre für viele Gruppen in der Gesellschaft vorteilhaft. Mit lokaler Autonomie können fortschrittliche Denker ihre fortschrittlichen Ideen in die Praxis umsetzen, und konservative Denker können das Gleiche mit ihren Werten tun, ohne andere zu zwingen, sich an ihren Lebensstil anzupassen. Menschen, die gerne eine Öko-Hippie-Gemeinschaft aufmachen würden, können gemäß ihren Träumen leben. Auf ihre eigenen Kosten natürlich. Eine religiöse Gemeinschaft, die ihre Läden am Sonntag geschlossen halten will, kann das tun. Alles über einen Leisten zu schlagen ist unnötig und unerwünscht. Dezentralisierung ist im Gegensatz zu nationaler Demokratie ein System des »Leben und leben lassen«. Lasst also tausend Nationen blühen.
    Vielfalt an Regierungsstilen bedeutet, dass die Menschen leichter entscheiden können, unter welchem System sie gerne leben würden. Sie können in eine andere Gemeinde oder einen anderen Bezirk gehen, wenn sie eine anderen Regierungsstil wünschen. Ein solcher Wettbewerb stellt sicher, dass die Machthaber verantwortlich gemacht werden, was kaum der Fall ist, wenn der Einfluss eines Bürgers auf Abstimmungen einmal in vier Jahren begrenzt ist. Selbst wenn nur wenige Bürger tatsächlich in eine andere Gegend ziehen, wird es für die Machthaber einen starken Anreiz geben, ihre Politik zu verbessern.
    Wenn nicht alles zentral festgelegt ist, können Regionen eine Richtung wählen, die zu ihren Umständen und Vorlieben passt. Zum Beispiel kann eine bestimmte Gegend eine starke Reduzierung von Steuern und Regulierungen wählen, um wirtschaftliche Aktivität zu stimulieren. Der amerikanische Historiker Thomas E. Woods legt dar, dass politische Freiheit in Westeuropa genau wegen der Fragmentierung und Differenzierung auftrat, die dort historisch herrschten. Eine Vielzahl kleiner Rechtssysteme ermöglichte es den Menschen, von Orten, wo Unterdrückung herrschte, zu liberaleren Orten zu fliehen. Tyrannische Machthaber sahen sich dadurch gezwungen, mehr Freiheit zuzulassen.

Dezentralisierung in der Schweiz
    Die Schweiz hat seit Langem bewiesen, dass Dezentralisierung gut funktionieren kann. Menschen denken oft, dass Größe und Zentralisierung Wohlstand und alle Arten anderer Vorteile mit sich bringen. Die Schweiz jedoch, die weder ein Mitglied der EU noch der NATO ist, beweist das Gegenteil. Mit fast acht Millionen Einwohnern hat dieses Land ungefähr die Bevölkerungszahl von Virginia, und seine Regierung ist in hohem Maße dezentralisiert. 26 Kantone konkurrieren miteinander und genießen ein großes Maß an Autonomie. Die Kantone waren früher eigene autonome Staaten, und einige haben weniger als 50.000 Einwohner. Zusätzlich gibt es etwa 2.900 Gemeinden in der Schweiz – die kleinste hat ungefähr 30 Einwohner. Das sind relativ zur Einwohnerzahl sehr viel mehr Gemeinden als in den meisten anderen europäischen Ländern. Der größte Teil der Schweizer Einkommensteuer wird an die Gemeinde und an den Kanton bezahlt, nicht an die Bundesregierung. Die Gemeinden und Kantone unterscheiden sich stark bezüglich Besteuerung und Regulierung und konkurrieren somit um die Gunst von Bürgern und Unternehmen.
    Es ist natürlich wohlbekannt, dass die Schweiz ein sehr erfolgreiches Land ist. Es gehört zur Spitzenliga der Welt, was Lebenserwartung, Arbeitsplätze, Wohlbefinden und Wohlstand betrifft. Es ist eines der wenigen Länder der Welt, das seit einem Jahrhundert keinen Krieg erlebt hat. Trotz der Existenz von vier Sprachen (Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch) gibt es eine sehr große soziale Harmonie, in starkem Gegensatz zur Situation in Belgien, wo die Spannungen und widerstreitenden Interessen zwischen den Flämisch sprechenden Flamen und den Französisch sprechenden Wallonen ständig drohen, das Land zu spalten. Während die Flamen sich beschweren, dass sie für die weniger wohlhabenden Wallonen zahlen müssen, erfahren die Schweizer wegen ihres dezentralisierten Systems keine solche Reibung.
    Natürlich ist die Schweiz eine Demokratie, aber das Land hat so viele und so kleine demokratische Einheiten, dass es es schafft, viele der negativen
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