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Wenn die Demokratie zusammenbricht

Titel: Wenn die Demokratie zusammenbricht
Autoren: Frank Karsten , Karel Beckman
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Verteilung von Rohstoffen ohne Regierungskontrolle möglich sei.
    Heute fällt es Menschen schwer, sich vorzustellen, dass Bürger – vor dem Aufstieg der Demokratie – die Autorität des Königs akzeptierten. Aber seltsamerweise akzeptieren sie die Autorität der Mehrheit, ohne zu murren.
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    In der Vergangenheit konnten sich die Leute nicht vorstellen, wie ein Leben ohne König möglich sein könnte. Vom König wurde erwartet, dass er für seine Untertanen sorgte. Wir blicken jetzt in gleicher Weise auf den Staat und die Demokratie. Heute fällt es Menschen schwer, sich vorzustellen, dass Bürger – vor dem Aufstieg der Demokratie – die Autorität des Königs akzeptierten. Aber seltsamerweise akzeptieren sie die Autorität der Mehrheit, ohne zu murren.
    Und doch sehen wir Selbstorganisation ohne Zwang und Kontrolle von oben jeden Tag um uns herum stattfinden. Oft entgegen unserer Erwartung. Niemand hat gedacht, dass etwas so Anarchistisches wie Wikipedia, die Internet-Enzyklopädie, ohne zentrale Kontrolle erfolgreich sein könnte. Aber es funktioniert. Das ganze Internet ist eine Ansammlung zahlreicher verschiedener Organisationen, Individuen und Technologien, die ohne zentrales Management zusammenarbeiten. Zu Beginn des World Wide Web konnten viele nicht glauben, dass das Internet keinen Besitzer hatte, dass es auf individuellen freiwilligen Absprachen zwischen Tausenden von Organisationen (Internet-Serviceprovidern, Firmen, Institutionen) beruhte, von denen jede einen kleinen Ausschnitt des Netzwerks kontrollierte.
    Tatsächlich würde unsere ideale und freie Gesellschaft dem Modell ähneln, auf dem das Internet basiert. Für das Internet gelten nur ein paar einfache Regeln; der Rest steht jedermann zur Teilnahme offen, wie er es für angebracht hält. Die Hauptregel ist, dass über das Internetprotokoll TCP/IP kommuniziert wird. Auf dieser Grundlage sind Millionen von Firmen, Organisationen und Individuen frei, ihr eigenes Ding zu machen – ihre eigenen Domains einzurichten, ihre Dienste anzubieten und so zu kommunizieren, wie sie wollen. Die Menschen können auch auf TCP/IP neue Protokolle starten und herausfinden, ob andere sich ihnen anschließen wollen. Sie können neue Dienstleistungen ins Leben rufen und gucken, ob sie Kunden finden. Es hat sich gezeigt, dass diese Vielfalt, Freiheit und Selbstorganisation im Internet unglaublich gut funktioniert.
    Eine freie Gesellschaft würde dem Modell ähneln, auf dem das Internet basiert. Für das Internet gelten nur ein paar einfache Regeln; der Rest steht jedermann zur Teilnahme offen, wie er es für angebracht hält.
    In ähnlicher Weise besteht in einer freien Gesellschaft die Hauptregel darin, dass man nicht Betrug, Gewalt oder Diebstahl ausübt. Solange sich die Leute an diese Regel halten, können sie alle Dienstleistungen anbieten, einschließlich derer, die jetzt als »öffentliche« Dienste angesehen werden. Sie können auch ihre eigenen Gemeinschaften einrichten, wie sie es für angebracht halten – monarchistisch, kommunistisch, konservativ, religiös oder sogar autoritär, solange ihre »Kunden« freiwillig beitreten und solange sie andere Organisationen in Ruhe lassen. Und diese Gemeinschaften können so klein sein, dass sie 10 Personen umfassen, oder eine Million Personen groß sein (man beachte, dass ein Privatunternehmen wie Walmart zwei Millionen Angestellte hat).
    Wenn man viele verschiedene Verwaltungseinheiten hat, können die Menschen immer wegziehen, wenn es ihnen nicht gefällt, und die Machthaber sind sich dessen wohl bewusst. Ihre Einwohner sind nicht bloß Bürger, denen gelegentlich erlaubt wird, abzustimmen, sondern Kunden, die sie gut zu bedienen haben, um sie zu behalten. Das Gleiche passiert auf dem Markt. Wenn die Kunden nicht mögen, was der Bäcker anzubieten hat, dann organisieren sie keine Proteste, um den Eigentümer zu beeinflussen, sie gehen einfach zu einer anderen Bäckerei.
    Kleine Gesellschaften werden eher auf klare Absprachen gegründet sein als auf Einfluss durch die Wahlurne. In den USA und anderen demokratischen Ländern hat kein Bürger einen Vertrag mit der Regierung, in dem ihre gegenseitigen Verpflichtungen aufgeführt sind, z. B. was die Regierung bereitstellen wird und zu welchen Kosten. Man denke an Themen wie Renten, Gesundheit, Bildung, Subventionen,
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