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Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t
Autoren: peterson
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1840
    Der stürmische Seewind macht uns allen zu schaffen, besonders den Damen mit ihren schweren Röcken. Aber mein Vorschlag, die Zahl der Unterröcke zu reduzieren, wird zurückgewiesen. Mrs. Denham nennt mich » schamlos« und will sich über mich bei der Reederei beschweren.
    Neue Schwarze sind mittags zu uns gestoßen und geben uns zu verstehen, dass wir aufs Festland hinter der Lagune gehen sollten. Dort sei ihr Lager und dort sei es leichter, uns zu versorgen. Denhams und Mrs. York weigern sich, und Mr. Denham bringt einen kleinen Trupp dazu, sie weiter auf ihrem Weg an der Küste entlang zu begleiten.
    Wir anderen folgen unseren neuen Führern über die Lagune. Meiner Schätzung nach müssten wir uns jetzt südlich vom Lake Albert befinden, ungefähr 25 Meilen vom Murray Mouth entfernt.
    Das Lager, in das sie uns gebracht haben, ist recht groß und voller Frauen. Ich muss die Crew hart zurechtweisen. Nicht nur Tegg und Cowley, auch Durgan, Biggins und Rea vergreifen sich an den Weibern, was zu entsprechendem Unmut bei den Männern führt (Reederei davor warnen, jeden Halunken anzuheuern, der im Hafen herumlungert!).
    2. Juli 1840
    In der Nacht gab es einige Unruhe, wie Mrs. Smith erzählte, aber ich schlief zu fest und bekam nichts davon mit. Zu meiner Überraschung war meine gesamte Crew verschwunden. Der Schwarze, der hier der Anführer zu sein scheint, ein äußerst seltsam bemalter Bursche, aber des Englischen mächtig, erklärte, sie seien nachts mit den Frauen davongelaufen (wirklich eine üble Bande!). Deshalb gebe es jetzt auch nichts zu essen im Lager.
    Auch die Greens fehlen. Auf unsere Nachfrage erklärte der Schwarze unter wildem Gestikulieren, sie wären wieder zu den Denhams an die Küste gegangen.
    Ich habe ein ungutes Gefühl. Diese Schwarzen machen mir einen ziemlich hinterhältigen Eindruck. Immerzu tuscheln sie miteinander und werfen uns verstohlene Blicke zu.
    Mr. Murray und Mr. Daniels meinen auch, dass wir besser daran täten, uns wieder den anderen anzuschließen. Sobald wir eine geeignete Stelle zum Überqueren der Lagune gefunden haben, werden wir das tun. Außerdem haben wir beschlossen, den Schwarzen zu sagen, dass wir auf ihre weiteren Dienste verzichten. Am Ende des Coorong gibt es eine Station namens Goolwa, wie Mr. Murray erzählte, und dort finden wir sicher Hilfe von Landsleuten.



Dresden, März 1840



1
    Gebannt verfolgte Dorothea, wie ihr Gegenüber die Stirn runzelte und das erste Blatt überflog, dann das zweite und dritte. Ihre Hände krampften sich um den Beutel aus sandfarbenem Leder. Jedes Rascheln schien ihr unnatürlich laut und ließ sie fast von der Stuhlkante aufspringen. Wie würde sein Urteil lauten? Warum brauchte er so lang?
    Nach scheinbar endlosen Minuten sah er schließlich auf und räusperte sich. » Nicht schlecht, Fräulein Schumann. Wirklich nicht schlecht.«
    Dorothea stieß erleichtert die Luft aus. » Werden Sie es drucken?«
    Herbert Dünnebier wiegte den Kopf ein paar Mal hin und her. » Unter zwei Bedingungen«, sagte er schließlich. » Erstens: Als Autor geben wir einen Männernamen an.«
    Ihre grünen, leicht schräg stehenden Augen weiteten sich vor Empörung. » Aber das wäre doch Betrug!«, protestierte sie. » Es ist meine Geschichte.«
    Der Herausgeber und Redakteur der Dresdner Postille fixierte sie streng. » Fräulein Schumann! Muss ich Ihnen wirklich erklären, dass ich es mir nicht leisten kann, die Herren vom Magistrat vor den Kopf zu stoßen? Ein junges Mädchen als Schreiberin dieser Zeilen– und dann auch noch die Tochter eines Missionars! Die Verteidiger von Sitte und Anstand würden mir die Hölle heißmachen. Und das bringt mich zu meiner zweiten Bedingung: Sie müssen es so umschreiben, dass die Frau Geheimrätin nicht zu identifizieren ist! Ich kann mir eine Klage wegen bösartiger Nachrede nicht leisten.«
    » Genau so hat Grete es mir aber geschildert«, beharrte sie. » Ich habe nicht ein Jota hinzuerfunden. Wenn es doch wahr ist, wieso darf man es nicht schreiben?«
    Dünnebiers helle Augen hinter dem Kneifer schienen durch sie hindurchzublicken, als er leise sagte: » Kindchen, Sie sind noch sehr jung. Wenn Sie meine Jahre auf dem Buckel hätten, wüssten Sie, dass die Mitglieder der Hautevolee nichts so übel nehmen wie eine Bloßstellung. Das Los der Dienstmädchen in so manchen Haushalten ist bedauernswert, nicht nur bei der Frau Geheimrätin. Wir helfen ihnen mehr, wenn wir an das allgemeine Mitgefühl
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