Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t
Autoren: peterson
Vom Netzwerk:
und Anstalten gemacht, sich in das schmutzige Wasser zu stürzen.
    Sie hatte sie angesprochen und mit nach Hause genommen. Versehen mit Proviant und einem Empfehlungsschreiben an Bekannte der Schumanns war Grete ein paar Tage später zwar traurig, aber nicht mehr verzweifelt nach Leipzig aufgebrochen.
    Ob sie dort wohl eher ihr Glück finden würde?
    Behutsam verstaute Dorothea den Taler in ihrem Beutel und machte sich auf den Heimweg.
    Vor den Stufen zu ihrem Haus hatte sich ein kleiner Menschenauflauf gebildet.
    Dorothea raffte ihre Röcke und rannte so schnell sie konnte die Straße entlang.
    » Thea, wo warst du denn?«, rief Witwe Klingefeld aus dem zweiten Stock. » Deine Mutter hat dich schon überall gesucht.«
    » Mach hin, Mädchen«, bestätigte Herr Grünvogel, der Gemüsehändler vom Eckladen. » Es scheint, dass dein Vater Nachricht geschickt hat, dass ihr nachkommen könnt.«
    Theodor Schumann war rund anderthalb Jahre zuvor im Auftrag der Dresdner Mission nach Australien aufgebrochen. In Anbetracht der dortigen Lebensumstände sollte die Familie nachfolgen, sobald ihr dort eine angemessene Unterkunft zur Verfügung stand. Vor allen anderen hatte besonders Dorothea ungeduldig auf diese Nachricht gewartet.
    Als sie in die Küche stürzte, war der Rest der Familie bereits vollzählig versammelt. Und auf dem Küchentisch lag er: der sehnlichst erwartete Brief. Ihre Mutter wirkte ungewohnt blass, als sie ihn aufnahm und sagte: » Hier. Ich habe es den anderen eben schon vorgelesen. Es ist so weit.«
    Dorothea starrte auf die gestochen scharfen Buchstaben, ohne wirklich etwas zu sehen. » Wann?«, stammelte sie.
    » Sehr bald«, erwiderte August anstelle der Mutter. » Unser Zubringerschiff nach London läuft schon in zwei Wochen von Hamburg aus. Was für ein Glück, dass die Dampfschiffe wieder fahren können! Sonst wäre es kaum zu bewältigen.«
    Die erst drei Jahre zuvor gegründete Firma Elbe-Dampfschifffahrt beförderte in den Monaten, in denen der Fluss eisfrei war, Passagiere in nur vier Tagen von Dresden nach Hamburg. August hatte seit Langem mit einer Fahrt auf einem der schmucken Raddampfer geliebäugelt. Jetzt würde sein Wunsch also endlich in Erfüllung gehen.
    » Ist es dir recht, Mutter, wenn ich gleich gehe und unsere Plätze reservieren lasse?«
    August sprühte auf einmal vor Energie. Ob es nur die Aussicht war, das ungeliebte theologische Seminar verlassen zu können, oder die Vorfreude auf das neue Leben? Der Älteste der Schumanngeschwister stand Dorothea besonders nahe. Nur knapp zwei Jahre älter als sie, war er sich nie zu schade gewesen, die jüngere Schwester zu hüten, wenn die Mutter mit dem dritten Kind, dem kränklichen Karl beschäftigt war. Dorothea war auch der einzige Mensch, dem August anvertraut hatte, dass er den Unterricht am theologischen Seminar verabscheute. » Immer diese schrecklichen Übersetzungen aus dem Hebräischen und Griechischen«, hatte er gestöhnt. » Eingesperrt in dumpfen Kammern, während draußen das herrlichste Wetter herrscht.«
    August war schon immer am liebsten draußen umhergestreift. Seine Sammelleidenschaft für Gesteinsbrocken hatten unzählige Hosen- und Jackentaschen zerrissen, bis seine Mutter, der endlosen Flickarbeiten müde, feste Lederbeutel einnähte.
    » Denk daran, dass auch unsere Reisekisten Platz brauchen.« Die Stimme der Mutter klang immer noch tonlos. » Und dass wir so rechtzeitig in Hamburg eintreffen, dass wir dort noch die Besorgungen erledigen können, die euer Vater uns aufgetragen hat.«
    Im letzten Brief hatte Theodor Schumann recht genaue Instruktionen geschrieben; auch darüber, was nach den Erfahrungen anderer Auswanderer für die lange Seereise empfehlenswert sei.
    Packt so viel Kleidung ein wie möglich, denn diese ist hier vor Ort ausgesprochen teuer. Dabei sind baumwollene Wäschestücke den leinenen vorzuziehen, da man hier öfter sehr schwitzt und Letztere dann zu sehr kühlen. Verseht euch ferner mit wollenen Strümpfen und Unterjacken, da öfter ein ganz kalter Südwind weht, welcher zu üblen Erkältungen führen kann.
    Beim Einpacken der Kleidungsstücke denkt daran, dass ihr diejenigen, welche ihr auf dem Schiff benötigt, in besondere, kleine Kisten packt, die ihr bei euch behaltet. Die großen Kisten werden in den untersten Schiffsraum verladen, und dorthin kann man selten bis gar nicht. Starke, wasserdichte Schuhe oder Stiefel sind auf dem Schiff ratsam, da man öfter durch Seewasser gehen muss, was
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher