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Wenn Das Leben Dir Eine Zitrone Gibt, Frag Nach Salz Und Tequila

Titel: Wenn Das Leben Dir Eine Zitrone Gibt, Frag Nach Salz Und Tequila
Autoren: Sonya Kraus
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gelaunten Zen-Zauberer. Wahrscheinlich war er wieder mit der Vase zusammengestoßen. Aber was mein Julius war, der würde sich schon schnell wieder mit irgendwelchen Yoga-Atemübungen beruhigen. Kein Grund zur Aufregung! Ich schnappte mir ein Küchentuch, um die kleine Überschwemmung wegzuwischen, die ich vor lauter Schreck mit dem Kaffeewasser veranstaltet hatte, als Julius auch schon vor mir stand. Gar nicht mehr verschlafen, sondern hellwach – allerdings ausnahmsweise ziemlich blass um die Nasenspitze.
    »Sonya, du musst mir helfen. Ich muss nach L.A.«
    Jetzt war ich verwirrt.
    »Nach L.A.? Wie? Was? Wann?«
    »Sofort! Der Check-in schließt in einer Dreiviertelstunde, ich hab mich im Tag vertan, verdammt!« Er wedelte mit einem E-Ticket. Dann fügte er hinzu:
    »Das ist ein wahnsinnig wichtiges Meeting, da geht’s um was. Los, bitte, Sonya! Dich schickt das Universum, zusammen schaffen wir das!«
    Gott sei Dank, da war er wieder, der Julius, der an überirdische gute Energien des »Universums« glaubte, die ihm normalerweise ja auch immer zur Seite standen. Drei Minuten später wirbelte ich wie eine hyperaktive Bibi Blocksberg durch Julius’ Schlafzimmer, schmiss Herrensocken, Unterhosen, T-Shirts, Badeklamotten (es ging schließlich nach L.A.; Santa Monica und Venice Beach und andere kalifornische Traumstrände waren nicht weit) und weitere Kleinigkeiten in seine Reisetasche, während er eine Turbodusche nahm und mit der Zahnbürste an der Kauleiste genuschelte Anweisungen dazu gab, was ich einpacken sollte.
    Gut fünfzehn Minuten später saßen Julius und ich in meinem Auto, mit dem ich mich nun für den Rekord in der unterschätzten Disziplin »wohldosierte Geschwindigkeitsübertretung, so gerade, ohne geblitzt zu werden« qualifizierte.
    Genau 23 Komma 5 Minuten später erreichten wir das Abflug-Terminal am Frankfurter Flughafen. Julius sprintete los, ich schlenderte in das Terminal: Ich hatte ja nun Freizeit, nachdem mein »Business Meeting« flachgefallen war. Mal schauen, ob ich mir ein bisschen neuen Lesestoff besorgen könnte, und dann wollte ich erst mal ein Käffchen, einen Saft und ein Croissant genießen. Ich hatte es mir gerade im Café mit der Zeitung gemütlich gemacht, da piepte mein Handy.
    Juhu! Bin drin! Ohne dich hätte ich das nie hinbekommen. Du hast was gut bei mir. Kuss, J.
    Gänsehaut – wow, was für eine Aktion! Ich fühlte mich wie Superwoman, die Retterin in der Not! Mein Notizblock mit der Überschrift »Zitrone« war zwar noch gähnend leer, aber was soll’s? Mein bester Kumpel war tatsächlich auf dem Weg nach Kalifornien zu seinem wichtigen Meeting, das er ohne mich verpasst hätte. Verrückt! Wieder einmal merkte ich, dass Helfen glücklich macht.
    Gut eine Stunde später setzte ich mich wieder hinters Steuer, um den Wagen vom Kurzzeitparkplatz ins Parkhaus zu fahren, bevor ich den Aufzug zum ICE-Gleis unter dem Flughafen nahm. Die Deutsche Bahn sollte mich sicher, bequem und ökologisch korrekt nach Köln zu meinem Meeting bringen. Doch noch bevor ich den Anlasser betätigen konnte, fühlte ich das Kribbeln in der Nase.
    Haaaaaaaa...TSCHI!
    Beim Wühlen in Julius’ »Herrenapartment« waren wohl einige Staubwölkchen aufgewirbelt worden, die hatten offensichtlich meine sonst weitgehend ruhende Hausstaubmilbenallergie aktiviert. Schon nahte der nächste Nieser …
    Haaaaaaa...TSCHI!!!
    Hoppla, was war das? Wieso war meine Hand rot gesprenkelt? O Gott, Blut! Vermutlich ein Amokläufer am Frankfurter Flughafen, der mich erwischt hatte! Panisch tastete ich meine Brust und meinen Kopf ab. Ich fühlte keine Schmerzen, aber das sollte ja bei so was auch immer etwas später einsetzen. Tropf! Tropf! Ich fühlte immer noch nichts. War ich vielleicht schon tot? Wo war das gleißende Licht? Wieso zog mein Leben nicht an mir vorbei? Dann hatte ich den schlauen Einfall, mal nach Einschusslöchern zu gucken, und registrierte, dass die Scheiben meines Autos völlig unversehrt und nicht von Kugeln durchsiebt waren. Wo, zum Teufel, kam dann das Blut her?
    Dann kam mir ein Gedanke. Ich war im fünften Monat schwanger, was ich vor der Presse und auch vor fast allen anderen, inklusive Julius, bisher erfolgreich verheimlicht hatte. Ich wollte so lange wie möglich niemanden verrückt machen. Die Schwangerschaft hatte zwei Nebenwirkungen. Die erste: Seit ein paar Wochen waren nicht nur meine Hupen so prall geworden, dass meine »diskreten« Jungs im »talk talk talk«-Studio mit erhobenem
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