Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wenn Das Leben Dir Eine Zitrone Gibt, Frag Nach Salz Und Tequila

Titel: Wenn Das Leben Dir Eine Zitrone Gibt, Frag Nach Salz Und Tequila
Autoren: Sonya Kraus
Vom Netzwerk:
Aber bevor Sie jetzt vor Neid grün anlaufen, darf ich Sie beruhigen. Auch wenn ich mein Dasein auf diesem Planeten die allermeiste Zeit super finde und mir die Sonne aus dem A…llerwertesten scheint, hat mir das Leben schon dreist sowohl große Zitronen als auch kleine Zitronenscheibchen serviert – und mit denen hab ich mich dann auseinandergesetzt. Eins der ultimativen »Gesetze«, an das ich felsenfest glaube, lautet nämlich:
     
Schlechtes hat die Tendenz, sich noch zu verschlechtern – wenn man es sich selbst überlässt.
     
    Wenn es also etwas gibt, was mich unglücklich macht und ich ändere nichts dran, wird meiner Erfahrung nach nur sehr selten ein Wunder geschehen, das mich »erlöst«. Andersherum: Je früher man merkt, dass eine leichte Kurskorrektur vonnöten ist, und je früher man entsprechend gegensteuert, umso besser. Letzteres war etwa der Fall, als ich beim Neunzigerjahre-TV-Quotenhit »Glücksrad« die Buchstaben umgedreht habe, wie dieses kleine Geschichtchen aus der ach so aufregenden Welt des Showbiz zeigt:
     
     
    GEDREHT UND NICHT GERÜHRT –
MIT DER LIZENZ ZUM LABERN
     
    Die Glücksradgemeinde war ein eingeschworenes, gediegenes Völkchen und liebte keine Veränderungen. Dass nach knapp zehn Jahren eine neue Buchstabendreherin, von den Fans der Show auch liebevoll »Buchstabenfee« genannt, auf der Mattscheibe erschien, war eine delikate und hochpolitische Angelegenheit.
    Die neue »Fee« war ich.
    Im zarten Alter von 23 Jahren, allerdings dank auftoupierter Lockenwicklerhaarpracht und biederen Oma-Klamotten auf Mitte dreißig getrimmt. Man wollte den geneigten Zuschauer im fortgeschrittenen Rentenalter nicht mit einem flippigen Twen vollkommen verschrecken.
    Mir war’s wurscht, denn die eigentliche Revolution steckte stolz an meiner Spießerbluse: ein Mikrofon!
    Meine Vorgängerin hatte als die ewig Schweigsame Fernsehgeschichte geschrieben. Mit dieser Tradition wollte ich nicht nur aus emanzipatorischen Gründen brechen. Nein, mir war es schlichtweg unmöglich, daran festzuhalten.
    45 Minuten schweigen? Die Klappe halten? Nicht quasseln? Mit niemandem kommunizieren? Unmöglich! Das war doch hier Fernsehen und kein Kloster mit Schweigegelübde. Einem Plauderpüppchen wie mir das Reden zu verbieten, das wäre sadistisch, und schon nach wenigen Stunden würde ich an Wortverstopfung tragisch versterben! Mit dieser sachlichen Argumentation hatte ich mir tatsächlich das Mikro erobert.
    Der Held am Rad war unser Moderator Frederik Meisner, Mitte vierzig, von mir nur liebevoll Freddy genannt. Den 70+-Ladys im Publikum blieb vor freudiger Erregung regelmäßig der Herzschrittmacher stehen, wenn der charmante Meisner sportiv ins Studio getrabt kam. Es war vorgesehen, dass ich nach seinem Auftritt kurz ein freundliches »Guten Abend!« herausschmetterte, möglichst noch durch devotes Kopfnicken unterstrichen, um mich dann brav an meine Ratewand zu verziehen.
    Doch Freddy war so stolz auf das verjüngte Buchstabenumdreh-Modell an seiner Seite, dass er die Sendung immer mit einem »lockeren Plausch« eröffnete, der sich ungefähr folgendermaßen gestaltete:
     
    Freddy: »Sonya, du siehst ja mal wieder fantastisch aus!«
    Ich: »Oh, danke, Freddy! Du Charmeur …«
    Freddy: »Ist das jetzt die neue Trendfarbe fürs Frühjahr, Sonya?«
    Er deutete auf mein schmuckes Kostümchen.
    Ich: »Richtig, Freddy, das nennt sich Petrol!«
    Freddy: »Schön, Sonya. Dann lass uns doch anfangen …«
    Und ab ging’s für mich an die Ratewand.
     
    Tags darauf gaben wir dann alles.
    Freddy: »Sonya, du siehst ja mal wieder chic aus!«
    Ich: »Oh, danke, Freddy! Du aber auch.«
    Freddy: »Es ist ja Frühjahr, die Blumen blühen. Was sind denn deine Lieblingsblumen, Sonya?«
    Ich: »Pinke Lilien!«
    Freddy: »Schön, Sonya. Dann lass uns doch anfangen …«
     
    Ich hätte auch »Po-Rosette« antworten können, und er hätte es trotzdem »schön« gefunden und mich auf mein Plätzchen verbannt. Außer bei unserem fulminanten Opening hatte ich noch exakt fünf Mal die Chance, genau ein Sätzchen abzulassen, da mir die Ehre zuteilwurde, die sogenannten »Ratekategorien« anzusagen. Das hörte sich dann ungefähr so an: »Ihr könnt es drehen und wenden, wie ihr wollt, jetzt kommt eine Redewendung!« Ach ja, ein kurzes »Auf Wiedersehen!«, wahlweise auch ein freches »Tschüss!« am Ende der Show war auch noch eingeplant.
    Und täglich grüßt das Murmeltier …
    Okay, die ersten Wochen waren noch so was wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher