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Weniger arbeiten, mehr leben

Titel: Weniger arbeiten, mehr leben
Autoren: Hajo Neu
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Arbeitsleben einen oder mehrere Gänge herunterzuschalten, kommen aus völlig unterschiedlichen sozialen Schichten und haben völlig unterschiedliche Biografien. Sie hatten und haben alle ihre ganz persönlichen Gründe. Eines allerdings ist ihnen gemeinsam: Eine tiefgehende Unzufriedenheit mit dem bisherigen Lebensentwurf und das sichere Gefühl, mit einem Wechsel die Dinge zum Besseren zu verändern. Es sind Menschen, die erkannt haben, dass sie für ihr bisweilen ansehnliches Einkommen und den daraus resultierenden Lebensstandard einen zu hohen Preis zahlen, wie Stress und Krankheiten, gestörte Beziehungen, viele Stunden der Trennung von Partnern und Freunden, von Familie und Kindern.
    Auch wenn Sie sich bisher noch nicht in einem der geschilderten Beispiele wiedergefunden haben – in Ihrem Wunsch nach mehr Lebensqualität haben Sie in jedem Fall prominente Fürsprecher. So rief vor gar nicht langer Zeit ausgerechnet in den USA einer der Hohepriester des Managements und Turbo-Kapitalismus zur inneren Einkehr auf: »Es gibt keinen Erfolg im Geschäftsleben, der ein Versagen im privaten Bereich kompensieren könnte!« gab der Dekan der Harvard Business School seinen Absolventen mit auf den Weg (
Wirtschaftswoche
Nr. 32/2000, S. 100 ff.). Auch in Deutschland suchen immer mehr erfolgreiche Menschen Auswege aus dem beschriebenen Dilemma. In einer Studie des Magazins
Wirtschaftswoche
aus dem Jahr 2000 zur »Elite der Zukunft« (Nr. 15 und 25/2000) erklärten mehr als 50 Prozent aller Manager unter vierzig Jahren, dass der Stellenwert der Familie »deutlich höher« liege als der von Beruf und Karriere und betonten gleichzeitig die Wichtigkeit eines ausgeglichenen Privatlebens. Der Grund ist: Gerade die jüngeren Berufstätigen haben häufig noch die Generation ihrer Eltern vor Augen, die sich von der Arbeit auffressen |30| ließen. Ein Wertewandel findet also statt hin zu Familie und Freizeit als den neuen Statussymbolen. Die Menschen streben nach der Erfüllung ihres Lebens wieder in einem umfassenderen Sinn, anstatt die berufliche Karriere unbedacht zum alleingültigen Maßstab zu erheben.

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Reif für die Entscheidung
    Lebenskrisen werden von vielen Menschen gerne vorschnell als negative Erfahrungen abgetan, auf die man gut verzichten kann. Solche Überzeugungen stammen dabei meist von Leuten, die selbst noch nie durch eine echte Krise gegangen sind – und die nicht wissen, dass eine Krise ihren Nutzen und Sinn hat. Vergegenwärtigen Sie sich an dieser Stelle einmal kurz, was dies im Zusammenhang mit Wirtschaftskrisen bedeutet, von denen es gemeinhin heißt: »Nach den notwendigen Anpassungen und Restrukturierungen werden die gesunden Unternehmen aus dieser Krise gestärkt hervorgehen.« Dies ist ein Punkt, der auch in anderer Hinsicht noch von entscheidender Bedeutung sein wird: Was für Unternehmen gilt, gilt nämlich auch für die darin beschäftigten Menschen, mithin für Sie persönlich.
    Krisen sind Chancen – Chancen, die man statt ins Grübeln zu verfallen und mit seinem Schicksal zu hadern aktiv nutzen sollte, um die persönlichen Ziele zu überdenken und nötigenfalls zu verändern. Radikaler ausgedrückt, kann eine Lebenskrise der längst überfällige Auslöser sein, sich endlich auf den Weg zu begeben, von dem man vielleicht schon seit längerer Zeit geträumt hat. Der Anstoß, sich zu dem Menschen zu entwickeln, der man immer sein wollte, bevor man sich durch irgendwelche Zufälle verleiten ließ, dem Lebensweg eine andere Richtung zu geben.
    Das wohl populärste Beispiel in diesem Zusammenhang ist die so genannte Midlife-Crisis. Was immer Sie bis jetzt darüber gehört und gelesen haben: Die Midlife-Crisis ist nichts Schlimmes. Das bemerkenswert Dümmste daran ist allenfalls der Zeitpunkt, zu dem sie auftritt und wie wir sie (wenn wir sie denn bekommen) verarbeiten. Im Idealfall sollten wir unsere Midlife-Crisis spätestens mit Ende zwanzig hinter uns gebracht haben, um gestärkt und von Selbstzweifeln gereinigt das anzupacken, was |31| wir vom Leben wirklich erwarten. Leider haben natürlich die wenigsten von uns in den Zwanzigern den Mut, das Selbstvertrauen und das Wissen, einen solchen, manchmal radikalen Schritt zu wagen. Stattdessen passen wir uns in allzu vielen Fällen den Wünschen unseres äußeren Umfelds an und das Unglück nimmt seinen Lauf. Eines sollten Sie deshalb um jeden Preis vermeiden: Nach der (oberflächlichen) Bewältigung einer Lebenskrise so weiter zu
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