Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wem die Stunde schlaegt

Wem die Stunde schlaegt

Titel: Wem die Stunde schlaegt
Autoren: Ernest Hemingway
Vom Netzwerk:
das ist eine Schlappe.«
 »Ja, Genosse General.«
 »Die Brücke zu einer bestimmten Stunde sprengen, entsprechend dem Zeitpunkt, der für den Angriff festgesetzt ist – so gehört es sich. Sie verstehen das natürlich. Das ist Ihr Recht, und so gehört es sich.«
 Golz betrachtete den Bleistift, klopfte dann damit an seine Zähne.
 Robert Jordan hatte geschwiegen.
 »Sie verstehen, das ist Ihr Recht, und so gehört es sich«, fuhr Golz fort, blickte Jordan an und nickte. Jetzt klopfte er mit dem Bleistift auf die Karte. »So würde ich es machen. Und so läßt es sich nicht machen.«
 »Warum nicht, Genosse General?«
 »Warum?« fragte Golz ärgerlich. »Wie viele Angriffe haben Sie miterlebt – und Sie fragen mich: warum? Wer garantiert dafür, daß meine Befehle nicht geändert werden? Wer garantiert dafür, daß der Angriff nicht abgeblasen wird? Wer garantiert dafür, daß der Angriff nicht verschoben wird? Wer garantiert dafür, daß er nicht später als sechs Stunden nach dem festgelegten Zeitpunkt losgeht? Hat ein Angriff je so ausgesehen, wie er aussehen sollte?« »Wenn es Ihr Angriff ist, wird er rechtzeitig beginnen«, sagte Robert Jordan.
 »Es ist nie mein Angriff«, sagte Golz. »Ich mache ihn. Aber es ist nicht mein Angriff. Die Artillerie gehört nicht mir. Ich muß sie anfordern. Ich bekomme nie, was ich verlange, auch wenn ich es zu bekommen habe. Das ist noch das wenigste. Es gibt andere Dinge. Sie wissen, wie dieses Volk ist. Es ist nicht nötig, auf das alles einzugehen. Immer ist irgend etwas los. Immer mischt sich jemand ein. Sehen Sie also zu, daß Sie mich richtig verstehen.«
 »Wann also soll die Brücke gesprengt werden?« fragte Robert Jordan.
 »Nachdem der Angriff begonnen hat. Sobald der Angriff begonnen hat, und nicht früher. Damit keinerlei Verstärkungen auf dieser Straße herankommen.« Er deutete mit dem Bleistift auf die Karte. »Ich muß die Gewißheit haben, daß auf dieser Straße nichts herankommt.«
 »Und wann beginnt der Angriff?«
 »Das werde ich Ihnen sagen. Aber Sie haben Tag und Stunde nur als einen Anhaltspunkt für die Wahrscheinlichkeit zu betrachten. Um diese Zeit müssen Sie sich bereit halten. Sie sprengen die Brücke, nachdem der Angriff begonnen hat. Verstehen Sie mich?« Er deutete mit dem Bleistift auf die Karte. »Das ist die einzige Straße, auf der der Gegner Verstärkungen heranschaffen kann. Das ist die einzige Straße, auf der er Tanks heranschaffen kann oder Geschütze oder auch nur ein Transportauto – zu der Paßhöhe, die ich angreife. Ich muß die Gewißheit haben, daß die Brücke weg ist. Nicht zu früh, damit sie nicht repariert werden kann, falls der Angriff verschoben wird. Nein, sie muß in die Luft fliegen, sowie der Angriff beginnt, und ich muß wissen, daß sie weg ist. Es stehen nur zwei Posten an der Brücke. Der Mann, der Sie begleiten wird, ist eben von dort gekommen. Er gilt als sehr zuverlässig. Sie werden ja sehen. Er hat Leute in den Bergen. Nehmen Sie soviel Leute, wie Sie brauchen. Verwenden Sie möglichst wenig Leute, aber nehmen Sie eine genügende Anzahl. Ich brauche Ihnen das alles nicht zu sagen.« »Und wie stelle ich fest, daß der Angriff begonnen hat?«
 »Wir setzen eine ganze Division ein. Zur Vorbereitung erfolgt ein Luftbombardement. Sie sind doch nicht taub, oder wie?«
 »Dann darf ich also annehmen, daß der Angriff begonnen hat, sobald die Flugzeuge ihre Bomben abwerfen?«
 »Das dürfen Sie nicht immer annehmen«, sagte Golz und schüttelte den Kopf. »Aber in diesem Fall dürfen Sie es. Es ist mein Angriff.«
 »Ich verstehe«, sagte Robert Jordan. »Ich kann nicht behaupten, daß mir die Sache gefällt.«
 »Auch mir gefällt sie nicht sehr. Wenn Sie es nicht machen wollen, sagen Sie es gleich. Wenn Sie glauben, daß Sie es nicht machen können, sagen Sie es gleich.«
 »Ich werde es machen«, sagte Robert Jordan. »Und ich werde es ordentlich machen.«
 »Mehr will ich nicht wissen«, sagte Golz. »Daß nichts über diese Brücke gelangt! Das ist entscheidend.«
 »Ich verstehe.«
 »Ich verlange nicht gerne von einem Menschen, daß er so etwas macht, und auf solche Art«, fuhr Golz fort. »Ich könnte es Ihnen nicht befehlen. Ich verstehe genau, in welche Zwangslage Sie dadurch geraten können, daß ich solche Bedingungen stelle. Ich erkläre Ihnen alles sehr sorgfältig, damit Sie es verstehen und damit Sie alle eventuellen Schwierigkeiten verstehen und die Wichtigkeit der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher