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Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange

Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange

Titel: Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange
Autoren: Mark Brandis
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den Sternen. Ein Dampfer konnte immer noch zuhalten auf das nächste seichte Gewässer, ein Flugzeug mochte zur Notlandung ansetzen: Hoffnung war immer vorhanden. Im leeren Raum gibt es keine seichten Gewässer, und vor der nächstbefindlichen Plattform liegt fast immer ein Stück Unendlichkeit. Das galt für die Vendetta . Es galt genauso für das Dingi.
    Im Hospital war die Luft tatsächlich besser. Die Männer lehnten erschöpft, mit geröteten Augen und rußgeschwärzten Gesichtern zwischen den Überresten des Gelages.
    Captain Romen war an das Fenster getreten und betrachtete das Dingi, das draußen nach wie vor seine verzweifelten Kreise zog. Die Bewegungen waren ruckartig. Der Feuerstrahl, auf dem das Dingi ritt, riß immer wieder ab. Wie traurige Zypressen standen die schwarzen Abgaswolken im Raum. Das Dingi war hoffnungslos überladen. Es war ein normales 6Mann-Dingi, aber im Augenblick drängte sich darin fast die gesamte Vendetta -Besatzung. Und wahrscheinlich war auch ein nicht zu knapper alkoholischer Vorrat mit auf die Reise gegangen. 
    Der Scheinwerfer des Dingis blinzelte.
    Captain Romen wandte den Kopf. 
    »Lieutenant Torrente!«
    »Ja, Sir.«
    »Besteht eine Möglichkeit, die Leute an Bord zu nehmen?«
    »Nein, Sir. Die Landeklappe ist blockiert.«
    Captain Romen seufzte und blieb stumm. 
    Irgendwann gab das Dingi auf und nahm Kurs auf Serpens . Es hinkte. Es torkelte. Das kranke Triebwerk machte ihm zu schaffen. Als es schließlich aufsetzte, überschlug es sich und löste eine Staubexplosion aus. 
    »Sir!«
    Lieutenant Torrentes Stimme klang rauh.
    Captain Romen sah es: Der Staub lichtete sich und gab den Blick frei auf den grauen Sumpf. Dort, wo das Dingi den Boden berührt hatte, ließ sich gerade noch ein schwaches Brodeln erkennen.
    Captain Romen sagte später aus: Nicht einer von uns hat gejubelt. Im Dingi hatten sich gewissenlose Piraten befunden – das ist richtig. Das Ende freilich, das ihnen beschieden war – Blubble – machte uns schaudern. Das Dingi versank im Staub von Serpens, ohne eine Spur zu hinterlassen. Im übrigen mußte ich die Beobachtung abbrechen, denn das Feuer griff nun auch auf das Hospital über und trieb uns in die Flucht.
    Das Feuer hatte sich von unten her der Brücke bemächtigt, war dann über die angrenzenden Stationen hergefallen und wälzte sich nun als glühender Ball den Laufgang entlang. Aus der Klimaanlage im Hospital stieg schwarzer, ätzender Qualm.
    Captain Romen rang nach Luft.
    »Räumen!« ordnete er an. »Das Hospital räumen!«
    Er stieß die Tür auf und prallte zurück. Die Hitze, die ihm entgegenschlug, war mörderisch. Die Flurplatten glühten.
    Er trieb die Männer an: »Los, los, los! Alle Mann in die Schleuse!«, und stieß und drängte sie vorüber am Feuerball, der plötzlich in der Kombüse stand, als die dort gelagerten Schnapsbatterien in die Luft gingen.
    Er machte sich nichts vor. Diesmal nutzte ihm keine Stradivari mehr. Die Schleuse war die letzte Zuflucht. Falls man sich darin verbarrikadierte, gewann man eine Galgenfrist: solange der Luftvorrat reichte. Qualm legte sich wie ein Schleier über die Augen. Die Männer verwandelten sich in huschende Schemen.
    Chief Agent Wang Fu, der Tibetaner, stiernackig und riesengroß, tauchte plötzlich aus der brennenden Kombüse auf,stieß Captain Romen beiseite, rannte Piersanti und Lieutenant Torrente über den Haufen, brachte Albrecht und Lieutenant Anderson zu Fall und räumte Lieutenant Kardorff mit einem Handkantenschlag aus dem Weg.
    Was Wang Fu im Schilde führte, war kein Geheimnis. Es ging ihm darum, als erster die Schleuse zu erreichen.
    Captain Romen brüllte: »Lieutenant Prado, aufgepaßt!«
    Lieutenant Prado wirbelte herum, und der Tibetaner hielt an. Er duckte sich, ließ seine Muskeln schwellen und schnaufte. Er blinzelte mit roten, entzündeten Augen unter versengten Lidern und Wimpern. Mehr denn je sah er aus wie ein Stier. Der Mann vor ihm versperrte den Zugang zur Schleuse. Der Mann war eingehüllt in Rauch und Glut, denn hinter ihm gähnte der Niedergang zum brennenden Maschinenraum. Der Tibetaner spannte sich zum Sprung. 
    Lieutenant Prado machte zwei, drei tänzelnde Schritte, spreizte in Höhe seiner rechten Hüfte die Jacke, die er sich von den Schultern gezerrt hatte, als wäre sie ein rotes Tuch, und sagte, als befände er sich nicht auf der brennenden Vendetta , sondern in der Stierkampfarena von Madrid: »Hu, Toro!«
    Der Tibetaner stieß sich ab, und seine
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