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Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange

Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange

Titel: Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange
Autoren: Mark Brandis
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Und dann passierte es. Ich kann nur sagen, ich war dabei, als Ahmed Khan endgültig starb. Ein letztes Mal hörte ich seine kehlige Stimme. Das Gehirn oder das Podest oder der Lautsprecher – Sie wissen, wovon die Rede ist – stieß einen regelrechten Todesschrei aus. Dann gab es einen mächtigen Knall, und die birnenförmige Glasglocke zerfiel in hunderttausend kleine Scherben. Captain Romen setzte die Geige ab und richtete sich auf. Er sah aus wie zu Tode erschöpft. Dann ging unter unseren Füßen die Bell los …
    Die Bell ging los, und die Lichter gingen aus. Das Cockpit hüllte sich in Dunkelheit. Alle darin versammelten Männer waren erfahrene Piloten. Es war ihnen klar, was die plötzliche Finsternis zu bedeuten hatte. Die Bell hatte, als sie losging, einen Kurzschluß ausgelöst: Blackout. Durch Stille und Dunkelheit schnitt das gedämpfte Zischen, mit dem, ein mechanischer Reflex, die Landeklappe zufuhr: untrügliches Zeichen dafür, daß der Kurzschluß das ganze Schiff betraf.
    Wummm! Das im Landeanflug befindliche Dingi rumste gegen die überraschend wieder verriegelte Bordwand und erschütterte die Vendetta in allen ihren Verbänden. 
    Danach konnte man hören, wie Captain Romen tief, sehr tief Luft holte, die Geige aus der Hand legte und sich aus dem Scherbenhaufen, den er angerichtet hatte, vorsichtig zurückzog.
    Seine Stimme erklang – ruhig und gemessen: »Frage: Alle in Ordnung?«
    Lieutenant Prado übernahm es zu antworten: »Ja, Sir. Wir sind alle wohlauf.«
    Captain Romen schob mit der Fußspitze ein paar Glassplitter auf die Seite.
    »Mir scheint, Gentlemen«, sagte er, »hier stehen wir nur der Putzfrau im Wege. Sehen wir uns um!«
    Lieutenant Anderson öffnete die Tür zum Niedergang. Durch das Bullauge fiel gleißendes Sonnenlicht. Die Vendetta hatte ihre Position nicht verändert. Die graue Staubwüste namens Serpens war immer noch rund hundert Kabellängen weit entfernt. Dann schob sich auf einmal das Dingi ins Blickfeld, und sein Scheinwerfer setzte an zu einem aufgeregten Blinkspruch. 
    »Lieutenant Krosanke!«
    »Ja, Sir!«
    »Übersetzen Sie das!«
    »Aye, aye, Sir.« Lieutenant Krosanke blinzelte. Die Sonne blendete. »Sir, der Blinkspruch lautet: Dingi an Vendetta . Erbitte dringend Landemöglichkeit. Habe Triebwerksschaden. Was ist bei euch los?« Lieutenant Krosanke schüttelte den Kopf. »Pro Wort mindestens zwei Fehler, Sir. Ein paar Nachhilfestunden könnten nicht schaden.«
    Was war los? Captain Romen sah sich um. Vom Podest mit seinem Scherbenhaufen ging keine Gefahr mehr aus. Der Erste Steuermann lag mit starren Augen auf den Flurplatten. Und der Tibetaner hielt sich irgendwo verborgen. Alles in allem ließ sich sagen: Man war noch einmal davongekommen, wenn auch im letzten Augenblick. Und nun musste man zusehen, daß man das Schiff unter Kontrolle bekam und auf Las-Lunas-Kurs legte.
    Captain Romen straffte sich.
    »Gentlemen«, sagte er, »an die Arbeit! Lieutenant Krosanke, Sie übernehmen es, dem Dingi zu antworten. Teilen Sie ihm mit, daß es sich gedulden muß.«
    »Aye, aye, Sir!« antwortete Lieutenant Krosanke und machte sich auf, das FK zu suchen. 
    Lieutenant Kardorff schnüffelte. Er hüstelte und sagte dann: »Wenn mich nicht alles täuscht, Sir, riecht es nach Brand.«

14.
Mark Brandis,
Chef Raumnotrettungsflotte UGzRR
Eingabe ins elektronische Bordbuch
    Auf der Dunkelseite des Cockpits war ich an das Fenster getreten und betrachtete die zehn glimmenden Lichter des Perseus, die wie ein geheimnisvolles Schriftzeichen auf schwarzer Tafel aufstiegen – eines jener ungelösten Rätsel aus sumerischer oder babylonischer Zeit. Oder hatte ich es zu tun mit dem ersten dunklen Wort aus dem Sanskrit, dieser altindischen Mythe? Für den, der daran glaubte, mochte es der passende Grabstein sein: leicht, unvergänglich, nicht von dieser Welt und doch dazugehörig.
    Lieutenant Levy hatte, bevor er sich nach achtern begab, den Lautsprecher offen gelassen. Das ferne leise Knistern der Sterne war zu hören: ein Geräusch, das genauso elementar ist wie Wind in den Bäumen oder das monotone Murmeln einer Quelle. Und wenn man ganz genau hinhörte, dann vernahm man auch, daß sich weit, weit vom Standort der Henri Dunant entfernt ein neuer Energiesturm ankündigte: mit dem für ihn charakteristischen Rauschen.
    Nun, alles für diesen Tag Erforderliche war mit der Raumnotwache Las Lunas und den übrigen Schiffen der UGzRR-Flotte besprochen. Die Henri Dunant konnte es sich
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