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Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars

Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars

Titel: Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars
Autoren: Mark Brandis
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schien sie gekannt zu haben.
    Es ist erstaunlich, zu wie vielen Überlegungen der Mensch fähig ist, wenn er sich dem Tod gegenübersieht.
    Was bedeutete der MOB an diesem geheimen Treffpunkt? Und was war aus den drei Projektassistenten geworden,  die  sich mit Major Bodley verabredet hatten? Waren  sie das Opfer ihrer eigenen Unachtsamkeit oder eines gemeinen Verrats?
    Zugleich, während ich noch über das Rätsel nachsann, vernahm ich: Major Bodley schrie mir zu, ich möge mich in Sicherheit bringen.
    In Sicherheit wohin? Einem MOB lief man nicht davon – auf der Erde nicht und schon gar nicht auf dem Mars.
    Und ich sah: Major Bodley riß die schwere Pistole aus dem Halfter und brachte sie in Anschlag.
    Eine Pistole gegen einen MOB! Ebenso gut hätte man mit Steinen werfen können.
    Der Major zielte, aber zu unserem Glück drückte er nicht ab.
    Das, was als ein Angriff erschienen war, entpuppte sich als Scheinattacke. Der MOB wollte nichts von uns; er gab sich damit zufrieden, uns einen gehörigen Schrecken eingejagt zu haben. Fünfzig Schritte von uns entfernt, hielt er an; sein Scheinwerfer flammte auf und beleuchtete die Szenerie. Eine Klappe tat sich auf – und aus dem Inneren dieser rollenden Fabrik fielen drei strahlenundurchlässige Behälter aus Visamond in den aufwirbelnden roten Staub.
    Mir war, als gefröre mein Blut.
    Der MOB löschte seinen Scheinwerfer und rollte zurück.
    Uns zu überrollen – es wäre ihm ein Leichtes gewesen. Aber offenbar lag dies nicht im Bereich seiner Befehle. Statt dessen hatte er uns lediglich eingeschüchtert, verhöhnt und demoralisiert. Eine qualvolle Minute lang waren wir uns unserer Armseligkeit und unserer Ohnmacht bewußt gewesen.
    Und nun lag, uns zu Füßen, die unmißverständliche Warnung.
    Major Bodley ließ die Pistole sinken und wandte sich ab. Seine Schultern zuckten.
    Ich berührte seinen Arm – und er verstand und gehorchte.
    Seite an Seite traten wir den Rückmarsch an – die geschlagenste Armee, die sich je unter einem fremden, feindlichen Himmel dahingeschleppt hatte. Wir marschierten stumm, ohne ein Worte. Das Grauen wirkte in uns weiter.
    Drei strahlenundurchlässige Behälter aus Visamond – ursprünglich dazu bestimmt, die radioaktive Erde Afrikas unter Verschluß zu nehmen. Die drei Projektassistenten aus dem Warren-Center hatten einen entsetzlichen Tod gefunden.
    Was es mit dieser Warnung auf sich hatte – bei Tagesanbruch sollte ich es erfahren. Sie war alles andere als eine leere Drohung oder als eine prahlerische Demonstration der Macht. Im nachhinein entpuppte sie sich als ebenso teuflisches wie subtiles Mittel psychologischer Kriegführung – dazu bestimmt, unseren Mut und unsere Entschlossenheit zu unterminieren und uns das Ausweglose unserer Situation vor Augen zu führen –, als ein sorgfältig inszeniertes Vorspiel, dessen wesentlichste Aufgabe darin bestand, den weiteren Ablauf der Tragödie kurz und bündig zu gestalten.
    Um eine solche Teufelei auszuhecken: dazu bedurfte es des Gehirns eines skrupellosen Genies. Wo mochte Professor Warren es aufgetrieben haben – in einem der verseuchten afrikanischen Zuchthäuser, wo die Unverbesserlichen einsaßen, die Berufsverbrecher, auf einem der unzähligen Evakuierungsplätze, auf denen sich auf der Flucht vor dem schleichenden atomaren Tod Millionen und Abermillionen Menschen drängten, oder gar auf dem Operationstisch eines Krankenhauses? Irgendwann einmal war dieses Gehirn das eines lebenden Menschen gewesen – das Gehirn eines unter der Maske des Biedermannes versteckten Attila.
    Inzwischen war die Maske gefallen; in das neuralgische Zentrum eines MOBs oder FLOBs montiert, zeigte das Gehirn sein wahres Gesicht. In seiner neuen Position brauchte es nicht länger Rücksicht zu nehmen auf das, was es früher vielleicht in seiner Entfaltung gehemmt hatte: auf die primitivsten Regeln der Humanität. Eine neue Weltordnung zeichnete sich ab: die Diktatur der unverwundbaren Mechanik des Bösen über das menschliche Geschlecht.
    Das Vorspiel hatte uns eingestimmt.
    Nun zog das Gehirn den Vorhang vollends auf.
     
    Das Telefon schrillte.
    Nach meiner Rückkehr in die Garnison hatte ich Lieutenant Mercier in dürren Worten über den Stand der Dinge unterrichtet und mich dann noch einmal zur Ruhe begeben. Ein neuer anstrengender Tag stand bevor, und die Medusa, deren Rückflug zur Venus ich bereits beschlossen hatte, würde Entschlußkraft und Kaltblütigkeit eines ausgeruhten Commanders
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