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Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars

Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars

Titel: Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars
Autoren: Mark Brandis
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Lieutenant Mercier bei Ihnen befindet?«
    Eine gleichgültige Stimme erwiderte: »Nein, Sir. Tut mir leid.«
    Allmählich kochte ich vor Wut. Sollte der Corporal mit seiner Vermutung recht haben? Es wollte mir nicht in den Sinn. Trotz allem, was sich Lieutenant Mercier hatte zuschulden kommen lassen, traute ich ihm dies nicht zu. Eine Desertion unter diesen Voraussetzungen – das ergab keinen Sinn. Niemand, der sich auf diesem Planeten von den Basen entfernte, blieb lange am Leben. Angenommen jedoch, Lieutenant Mercier ging einer ganz natürlichen Neugier nach und inspizierte die Festung? In diesem Fall mochte er mir eine Nachricht hinterlassen haben.
    Ich stürzte zurück in den leeren Raum.
    Die Nachricht war tatsächlich vorhanden: eine besprochene Kassette. In meiner anfänglichen Hast hatte ich sie übersehen. Sie lag mitten auf dem Tisch.
    Ich brauchte nichts zu tun, als sie in den dafür bestimmten Helmschlitz zu schieben. Der Lautsprecher begann zu dröhnen. Auch ohne den Helm aufzusetzen, vernahm ich Lieutenant Merciers Stimme: » Antoine Mercier, Lieutenant, an Commander Brandis … «
    Es folgten Datum und Uhrzeit. Dann: » Sir, aus der Einsicht heraus, daß etwas geschehen muß, um in letzter Sekunde der verhängnisvollen Entwicklung Einhalt zu gebieten, begebe ich mich – bei vollem, ungetrübtem Bewußtsein, wie ich Ihnen mit Nachdruck versichere – hinüber in das Warren-Center … «
    Eine kurze Pause schloß sich an; offenbar hatte Lieutenant Mercier nach der passenden Formulierung gesucht. Seine Stimme erklang erneut: » Ich will versuchen, Kontakt aufzunehmen zu den dort existierenden konspirativen Gruppen. Vielleicht gelingt es mir mit deren Unterstützung, die Produktion zu verzögern oder gar völlig zu unterbinden …«
    Wieder zögerte die Stimme, dann jedoch fuhr sie ruhig fort: » In der Zuversicht, daß Sie Verständnis aufbringen für meine Entscheidung, die ich als unerläßliche Wiedergutmachung des von mir angerichteten Schadens betrachte, bitte ich Sie, Sir, meine Versicherung entgegenzunehmen, daß ich bis zuletzt stolz darauf bin, ein Mann der Medusa zu sein. Ich wünsche Ihnen eine glückliche Heimkehr. Gott gebe, daß Sie Ihre Frau wohlbehalten wiederfinden.
    Ihr sehr ergebener Antoine Mercier. «
    Meine Wut war verraucht, meine Zweifel waren verweht.
    Nun, da ich Gewißheit hatte, fühlte ich mich armselig und beschämt. Lieutenant Mercier war über sich selbst hinausgewachsen und sich selbst zum Richter geworden. Nie wieder würde ich ihn anklagen dürfen.
    Soviel begriff ich. Der Zeitpunkt, Lieutenant Merciers einsam, tapfere Entscheidung mit allen ihren Zusammenhängen zu übersehen, war noch nicht gekommen. Vorerst mußte ich ihn, bei aller Bewunderung, die mir sein Schritt abnötigte, für einen Narren halten.
    Eine Weile stand ich entschlußlos – unfähig, aus dem Gehörten die einzig vernünftige Konsequenz zu ziehen.
    Ohne Lieutenant Mercier starten?
    Ich rannte los, um die Uhr zurückzudrehen.
     
    Der schreibende Corporal warf mir einen gequälten Blick zu.
    »Sir?«
    Ich faßte mich kurz: »Wo und wie könnte Lieutenant Mercier die Garnison verlassen haben?«
    Der Corporal brauchte nicht lange zu überlegen; er sagte: »Oh, wenn man wirklich ‘raus will, Sir, da gibt’s ein Dutzend Möglichkeiten.«
    Dies also war geklärt. Ich murmelte eine Entschuldigung, wünschte dem Corporal viel Glück, ohne mir Rechenschaft darüber abzulegen, wie unsinnig das war, und rannte zum Fahrstuhl.
    Als ich die Zentrale betrat, merkte ich auf Anhieb, daß etwas, das auch mich betraf, geschehen war. Ich vernahm flüsternde Stimmen und spürte bedauernde Blicke. Major Bodley kam auf mich zu.
    »Commander –«
    Ich fiel ihm ins Wort.
    »Major, ich bin auf der Suche nach Lieutenant Mercier. Ich habe Anlaß zu glauben, daß er sich in etwas eingelassen hat, was seine Kräfte übersteigt.«
    Major Bodley nickte. Er wirkte fast gleichgültig. Den Untergang vor Augen, fühlte er sich nur noch der Sachlichkeit verpflichtet.
    »Ein vorgeschobener Kaiman hat uns soeben diesbezüglich angerufen, Commander. Ihm wurde von einem MOB ein entseelter menschlicher Körper gleichsam vor die Füße geworfen. Inzwischen haben wir diesen als den Leichnam ihres Funkoffiziers identifiziert.«
    Ich schwieg. Was sollte ich sagen?
    Major Bodley fügte hinzu: »Es mag Sie interessieren, Commander, daß dem Leichnam ein wichtiges Organ fehlt – das Gehirn.«

14.
    In der Begleitung von Lieutenant Mercier
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