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Weltraumpartisanen 01: Bordbuch Delta VII

Titel: Weltraumpartisanen 01: Bordbuch Delta VII
Autoren: Mark Brandis
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nicht ganz legal - aber als ich Ihre Hilfe in Anspruch nahm, haben Sie auch nicht nach der Legalität gefragt." Ich hatte Jungk seinerzeit zu einem Flug mit einem VEGA-Schiff verholten, obwohl das gegen die Vorschriften ging.
    Was das Telefonat nicht vermochte, ermöglichte das Fernsehen. Mein Bekannter führte mich zu einem Monitor, und bald darauf hatte ich Tom Collins' unbekümmertes Gesicht vor mir. „Zur Sache, Mark!" sagte er. „Ich muß in drei Minuten meinen Kommentar sprechen." „Wie frei darf ich mich ausdrücken, Tom?" fragte ich. „So frei, wie du willst", sagte er und lachte. „Vorausgesetzt, es stört dich nicht, daß die ganze Welt mithören kann." Tom Collins' Gelassenheit flößte mir neue Zuversicht ein. Wir waren seit vielen Jahren befreundet und konnten einander nur noch wenig vormachen. Seit langem schon war er Moderator einer aktuellen Fernsehsendung, die sich vorwiegend mit politischen Themen befaßte: ein Journalist, der das Gras wachsen hörte und ein Meister  der scharfzüngigen Formulierung. Im übrigen wohnten wir Wand an Wand, sein Appartement grenzte an das meine, und die Türen dazwischen waren so gut wie nie verschlossen. „Tom", sagte ich, „wie ernst ist die Lage wirklich? Hier auf der Venus erfahre ich nur Stückwerk." „Hör dir meinen Kommentar an", sagte er. „Ich will nicht deinen Kommentar hören, Tom", sagte ich, „sondern deine persönliche Meinung. Verdammt, wozu sonst sind wir befreundet?" Sein Blick irrte ab - wahrscheinlich suchte er die Uhr. Dann jedoch kehrte er zu mir zurück. „Kein Grund, um in Panik zu machen, Mark", sagte er. „Hirschmann schmeißt den Laden schon, und dem General beginnt die Puste auszugehen. Zugegeben, seine Anfangserfolge sind spektakulär, aber mehr und mehr stellt es sich heraus, daß er die öffentliche Meinung gegen sich hat. Und da du auf meine persönliche Meinung Wert legst, hier ist sie: In spätestens achtundvierzig Stunden sitzt der General in einem Raumschiff, das ihn ins Exil zurückbringt."
    „Ich mache mir Sorgen", sagte ich, „um Ruth." Tom Collins lachte. „Blödsinn. Hier in Metropolis spielt sich nichts ab. Die Raumkampfverbände sind regierungstreu, und Laser-Batterien können nun mal nicht so weit schwimmen. Wenn der General uns einen Besuch abstatten will, muß er schon wohl oder übel über das Wasser laufen." Wieder irrte sein Blick ab. „Nichts für ungut, Mark, so gern ich noch mit dir plaudern würde, aber mein Rotlicht muß jede Sekunde kommen. Mach's gut und auf bald! Übrigens, dein Whisky schmeckt ausgezeichnet." Der Monitor wurde schwarz, Tom Collins hatte sich ausgeblendet. Ich stand auf und bedankte mich bei Jungk.
    Er würde deswegen, so sagte ich, doch hoffentlich keine Unannehmlichkeiten bekommen, und er erwiderte, eine verunglückte Testschaltung ließe sich in einem solchen Fall immer als glaubwürdige Entschuldigung vorschieben. Er sei froh, eine Gelegenheit gehabt zu haben, sich zu revanchieren, und wir sollten doch irgendwann einmal wieder ein Gläschen zusammen trinken. Wir schieden in guter Freundschaft - ich mit einem Gefühl der Erleichterung, weil sich meine Sorgen als unbegründet herausgestellt hatten. Tom Collins war, wenn man von seinen Mädchen-Geschichten absah, ein durch und durch verläßlicher und gewissenhafter Mensch, und da er überdies noch über ein Maß an Informationsmöglichkeiten verfügte, das mir vorenthalten war, hatte ich allen Anlaß, ihm zu glauben.
    Meine Stimmung hatte sich gehoben, und als ich an der Lichtreklame einer Bar vorbeikam, in der Ibaka und Stroganow zu dieser Stunde zu vermuten waren, ließ ich das Taxi ohne mich weiterfahren. Meine Ahnung stellte sich als Volltreffer heraus. Ich hörte es, kaum daß ich eingetreten war. Auf der ganzen Welt gab es nur einen einzigen Menschen, der einer normalen Schlagzeug-Batterie diesen zugleich höllischen wie elektrisierenden Lärm entlocken konnte.
    Ibaka saß hemdsärmelig auf dem Podium - mit schweißnassem, verzücktem Gesicht und verdrehten Augen -und bearbeitete das Fell mit den nackten Händen. Als er mich erkannte, zeigte er mir mit glückseligem Lächeln seine perlweißen Zähne.
    „Hallo, Captain. Hat Sie der Ruf der Wildnis angelockt?" „Ich hatte plötzlich Sehnsucht nach euren Gesichtern",
    sagte ich. „Aber da wußte ich noch nicht, daß ihr euch in Kannibalen verwandelt habt." Der Rhythmus wurde hektischer, und fast widerwillig merkte ich, daß er mir ins Blut zu gehen begann. Das war kein
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