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Weltenende (German Edition)

Weltenende (German Edition)

Titel: Weltenende (German Edition)
Autoren: André Caspari
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passiert ist. Wir haben die Ombrage immer beobachtet, so wie sie uns belauern, und sie haben den Zeitpunkt mehr als nur günstig gewählt. Wir sind allein, Jonas.“
    „ Aber wir sind doch Hunderte. Kannst du niemanden rufen?“
    „ Sie versuchen die Ombrage von der Insel fernzuhalten, aber sie ist effektiv darin uns in Grabenkämpfe zu verwickeln. Und Sie sind stärker dieses Mal. Sie haben seit langer Zeit keinen Vorstoß gewagt, haben ihre Kräfte gebündelt, während wir die Dinge am Laufen hielten und träge geworden sind.“
    Das wollte Jonas nicht hören. Er wollte hören, dass alles zu schaffen war und dass er alles hinbekommen würde, was von ihm erwartet wurde. Er wollte ein Happy End. „Ich sollte zurück auf den Hof“, sagte er.
    „Komm doch morgen mit deinem Cousin und deiner Cousine zum Tee. Ich werde Kuchen backen.“
    „Wir werden morgen unseren traditionellen Rundgang um die Insel machen und dann am Nordergrund picknicken. So machen wir es schon seit Jahren. Ich glaube, es bringt Unglück, wenn wir es nicht machen würden, aber wenn wir früh genug zurück sind, kommen wir.“
    „ Denk an die Zweige, Jonas!“
    „ Werde ich. Wie viele hast du vorbereitet?“
    „Fünfzig.“
    Jonas rechnete im Kopf. Wenn er sie rundherum um den Hof verteilen wollte und sicherheitshalber mit acht Metern zwischen den Zweigen rechnete statt zehn - er durfte den Abstand auf keinen Fall zu groß machen - ergab das ein Kreis von etwas mehr als dreihundert Metern. „Wenn ich mich nicht verrechnet habe“, sagte er, „müsste ich sie sogar über das große Gatter verteilen können.“ Er würde noch welche in Reserve behalten und er würde das Haus noch einmal zusätzlich absichern, nur für den Fall, dass der große Kreis durchbrochen werden würde.
    „ So war es auch gedacht, denn du wirst die Familie zu dieser Jahreszeit nicht im Haus halten können. Aber wenn es mal dunkel ist, wird vermutlich keiner mehr in den Wald oder auf die Felder gehen wollen.“
    „ Onkel Barney hat seine Skatrunden und Tante Fanny die Frauenabende.“
    „Ein Problem nach dem anderen“ , entgegnete Ludwig.
    Jonas packte sich den Karton unter den Arm, verabschiedete sich von Ludwig und machte sich auf den Weg. Seine Gedanken kreisten um die Höllenhunde und um die anderen Dinge, an die er so lange Zeit nicht mehr gedacht hatte. Vieles und vor allem Unglaubliches hatte in diesem Buch gestanden, das Ludwig ihm kurz nach dem Ritual zu lesen gegeben hatte. Sie waren drüben gewesen, in der anderen Welt, in der Schattenwelt, die Orbis Alio oder wie auch immer man sie nennen wollte. Sie hatte viele Namen. Sie waren zum Turm der alten Frau, zu Hedwig, gereist. Sie sei so alt wie die Zeit selbst, hatte Ludwig behauptet, aber Jonas hatte immer Zweifel gehegt, ob das auch stimmte. Er bekam eine Gänsehaut, wenn er an sie dachte. Es waren ihre Augen gewesen, eiskalt und schwarz wie die Nacht, ohne jeden Lichtreflex, gleich wie viele Lichter den Raum erhellt hatten. Ihr Blick war durchdringend und stechend gewesen, als könne sie direkt in die Seele blicken, als könne sie seine Gedanken sehen, schaute sie nur genau genug hin. Jonas konnte gut darauf verzichten, sie noch einmal zu treffen.
    Es war fast dunkel draußen und im Wald rechnete er damit, dass es stockfinster sein würde, weswegen er den Weg durch das Dorf nahm. Er war zwar keineswegs sicher, ob eine Straßenlampe einen Höllenhund vertrieb, aber sicherer war es ganz bestimmt. Doch schon hinter den letzten Häusern, wo Marots Futterwiesen begannen, fühlte er sich beobachtet. Der fast volle Mond tauchte Straße und Felder in ein helles silbriges Licht, in ein Licht, dass keinen Höllenhund vertrieb, und es schien extra hell zu leuchten, damit Mensch und Tier ihn besser sehen konnten. Hinter dem Feld bog er ab, näherte sich wieder dem Waldrand, wo er sich sicherer fühlte, sicherer vor einem Höllenhund ... Ludwig hatte ihm Angst gemacht.
    Der Weg am Waldrand war eigentlich kein richtiger Weg, sondern nur ein Streifen Gras zwischen Wald und Zaun. Zwei- oder dreimal im Jahr mähte Bauer Marot den Streifen, damit er gut zum Hochstand kam, der zwischen den Bäumen unweit Onkel Barneys Hofs lag. Wieder heulte ein Hund auf und andere, vermeintlich normale Hunde antworteten ihm. Jonas lief schneller. Sein Herz pochte hart in der Brust.
    D as Heulen hörte nicht mehr auf und wenigstens eines kam näher, auch wenn Jonas nicht sicher war aus welcher Richtung und es klang auch nicht nach dem
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