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Weltenende (German Edition)

Weltenende (German Edition)

Titel: Weltenende (German Edition)
Autoren: André Caspari
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sich weg und lief weiter.
    „Die verdienen bestimmt gut “, meinte Carl. „Vielleicht sollte ich einen Pilotenschein machen.“
    „ Das glaube ich nicht. Diese Touren macht doch so gut wie niemand. Wenn die an Tagen wie heute auf zwei oder drei kommen, dann ist das schon viel. Im Herbst und Winter fliegt überhaupt keiner und sie müssen die beiden Flugzeuge instand halten“, sagte Jonas.
    „ Und das da!“, rief Carl und zeigte auf eine rote Cessna. „Das Geschäft mit dem Taxidienst muss gehen. Die haben eine neue Maschine.“ Auf der Tür des Flugzeugs prangte groß das Logo mit der Silhouette von Rabensruh.
    „ Na ja, vielleicht hast du recht“, entgegnete Jonas skeptisch.
    Unweit des Flugfelds befanden sich die Häuser des Weilers Rabensöd. Viele waren Ferienhäuser, kaum im Jahr genutzt, doch insgesamt waren es weit weniger als nördlich vom Hafen, wo es im Winter aussah wie in den französischen Geisterstädten am Atlantik. Einige Familien wohnten hier das ganze Jahr.
    „ Ich habe Hunger. Da vorne ist ein Platz im Windschatten“, schlug Marie vor. Der Wind hatte aufgefrischt, kam aber nördlicher als gewöhnlich.
    „Ich will erst noch zum Leuchtturm. Bei der Schwitzhütte der Hayek ist ein besserer Platz“, entgegnete Carl und an Jonas gewandt sagte er: „Die wollte ich schon immer mal ausprobieren.“
    „ Das ist keine richtige Schwitzhütte. Das ist nur eine Sauna.“
    „ Trotzdem …“ Jonas schaute ihn fragend an. „Komm schon! Alleine habe ich keine Lust“, bettelte Carl.
    „ Von mir aus, aber nicht sofort.“ Carl war zufrieden.
    Hinter einem Felsen zwischen Heidekraut und Sandstrand suchte Marie eine Stelle aus, die ihr gefiel und die sie als gemütlich bezeichnete. Sie breitete die Decke aus, holte für jeden einen Teller aus dem Korb, während Carl und Jonas barfuß zum Ufer gingen.
    „Hey, kommt her!“ , rief sie gleich darauf.
    „ Sie hat Moms Tonfall drauf.“
    Jonas und Carl gingen zu ihr zurück, setzten sich auf die Decke.
    Marie öffnete die Tupperdosen mit Matjessalat, kleinen Eierrollen, Nudelsalat und Paprikastücken und schnappte sich aber als erstes einen Keks. Jonas schmierte sich ein dunkles Brot aus dem Korb mit Kräuterbutter und pikte in den Matjessalat. „Dieses Jahr hatte ich die Insel nicht vermisst“, sagte Carl nachdenklich.
    „Susanne hat dich über das verregnete Frühjahr getröstet“, entgegnete Jonas schmunzelnd.
    „Ich wollte gar nicht hierher, sondern ins Sommerlager“, sagte Marie.
    „ Und warum bist du nicht?“, fragte Jonas kauend.
    „Als Ma mich anmelden wollte, waren alle Plätze belegt.“
    „Wohin sollte es gehen?“
    „ Italien.“
    „ Ich mein, ich wäre gerne bei Susanne, aber noch lieber wäre mir, wenn sie hier wäre“, entgegnete Carl und Jonas fragte er: „Nach was steht dir der Sinn?“
    „Ich weiß nicht; ich hab noch nie darüber nachgedacht, aber ich denke, ... nein, ich komm gerne her. Und Lernen kann ich hier auch.“
    Carl schüttelte den Kopf. „ Cousin, das Leben besteht nicht allein aus Lernen. – Was gefällt dir an der Uni?“
    „Es ist ganz anders als in der Schule“, antwortete Jonas, senkte aber den Kopf.
    „Du bist wieder der Überflieger, den niemand mag, oder?“
    Jonas nickte. „Ich bin daran gewöhnt.“
    Marie stand auf. Sie wollte zu den öffentlichen Toiletten beim Leuchtturm.
    „Gibt es da viele Frauen?“ , fragte Carl.
    „In der Mathematik? Geht so – nein eher nicht“, antwortete Jonas lächelnd. „Aber wie auch immer, die Jüngsten von denen sind mindestens zwei Jahre älter als ich. Die wollen nichts mit Sechzehnjährigen zu tun haben, mit jemanden, der eigentlich noch auf die Schule geht und nur an der Uni ist, weil er angeblich einen Wahnsinns-IQ hat. Ich denke, das ist eher abschreckend.“
    „Ich wäre froh mit der Schule fertig zu sein.“
    „Und wenn du es wärst, was würdest du tun?“
    „ Ich weiß nicht. Ich werde irgendwann den Hof übernehmen, denke ich. Ich weiß nicht, was ich will“, gab Carl unumwunden zu.
    „ Ich will an der Universität bleiben“, sagte Jonas.
    „Als ewiger Student?“
    „Nein, da arbeiten auch Leute für Geld, Professoren, Doktoranten, Ingenieure, Techniker und so weiter.“ Jonas schob sich eine Kirschtomate in den Mund, zerbiss sie mit einem leisen Plopp.
    Carl legte ein breites Grinsen auf und mit einem Satz sprang er auf seinen Cousin. Jonas fiel rücklings in den Sand, während Carl sich triumphierend auf seine Brust setzte und die
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