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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL
Autoren: Anja Buchmann
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geschehen?“
    Sie jedoch schob seinen Arm beiseite und erwiderte traurig: „Bitte lasst das. Ihr dürft es mir nicht noch schwerer machen.“
    Er schaute sie wohl ziemlich verdutzt an, denn sie fügte hinzu: „Ihr wart so freundlich zu mir. Aber ich muss Euch verlassen.“
    „ Warum? Fühlt Ihr Euch hier nicht mehr wohl? Bin ich Euch irgendwie zu nahe getreten?“
    „ Ganz im Gegenteil.“ Die nächsten Worte fielen ihr sichtlich schwer. „Ich habe Gefühle für Euch entwickelt. Ich ... Ich habe mich in Euch verliebt.“ Während dieser Worte brach sie erneut in Tränen aus.
    In diesem Moment konnte Tharet seine Gefühle nicht mehr zurückhalten. Überglücklich schloss er Galica in seine Arme und gestand ihr überschwänglich seine Liebe. Sogleich bat er sie, seine Frau zu werden.
    Jedoch stimmte sie keineswegs begeistert zu, vielmehr sträubte sie sich und bat ihn, sie gehen zu lassen und zu vergessen. Erst nach einigem Zureden konnte er ihr den Grund dafür entlocken. Sie hatte sich darauf versteift, ihn nicht glücklich machen zu können, da sie ihm aufgrund ihrer Verletzung wahrscheinlich niemals würde Kinder schenken können. Es kostete ihn seine ganze Überzeugungskraft, ihre Bedenken zu zerstreuen. Bereits sechs Tage später waren sie verheiratet.
    Nun war Galica sein ganzes Glück. Wann immer es ihm möglich war, verbrachte er seine Zeit mit ihr. Er hatte ihr auch angeboten, ihn zu der Zeremonie zur Wintersonnenwende zu begleiten, sie jedoch hatte angelehnt. Wahrscheinlich wusste sie, wie besonders diese eine Nacht für ihn war.
     
     

    Die Stunden der Meditation waren wie im Flug vergangen. Schon näherte sich das Ritual dem Ende.
    Als am nächsten Morgen die Sonne aufging, sprach Yerina die rituellen Schlussworte und beendete damit das Ritual. Obgleich die nächtliche Meditation sie erschöpft hatte, blieb ihr keine Zeit, sich auszuruhen. Sie bahnte sich einen Weg durch die Gläubigen, die die Zeremonie die ganze Nacht verfolgt hatten, und schritt zum Hauptportal, um es zu öffnen. Dabei beobachtete sie aufmerksam die Menge. Zu ihrer Erleichterung entdeckte sie Tharet, der neben dem noch geschlossenen Hauptportal an der Wand lehnte. Bevor sie das Tor öffnete, bedeutete sie ihm mit einem Handzeichen zu warten.
    Es dauerte eine Weile, bis sie alle Gläubigen, die der Zeremonie beigewohnt hatten, gebührend verabschiedet hatte. Als Oberpriesterin war sie eine der einflussreichsten Personen des Landes. Daher versuchten viele, ihr Wohlwollen und ihre Freundschaft zu erlangen. Nahezu jeder war ausnehmend höflich zu ihr, die sie doch nur ein Waisenkind war, das etwas Glück gehabt hatte. Sie war jedoch klug genug, sich nicht von Schmeicheleien und schönen Worten einwickeln zu lassen. Sie wusste, dass sie nur wenige wahre Freunde hatte und das waren jene, mit denen sie vor sechs Jahren unzählige Gefahren durchgestanden und Cytria gerettet hatte. Sie stand in regem Briefkontakt mit Peria und Jeven sowie mit Carlynn und Aden. Obgleich sie einander seit sechs Jahren nicht mehr gesehen hatten, – durch ihre Arbeit und die kleinen Kinder hatte keiner die Möglichkeit gesehen, eine weite Reise zu unternehmen - standen sie einander nahe und nahmen regen Anteil am Leben der anderen. Auch traf Yerina sich, wann immer es ihre Pflichten erlaubten, mit Tharet. Er erzählte ihr von den aktuellen Entwicklungen in der Politik, sie gab ihm im Gegenzug nützliche Hinweise zur Stimmung und zu den Problemen des Volkes. Durch die seelsorgerische Arbeit erfuhren die Priesterinnen stets zuerst von Dingen, die die einfachen Leute umtrieben. Aber auch bei privaten Themen hatten sie stets ein offenes Ohr füreinander. Daher hatte sie auch entschieden, sich wegen des kleinen Mädchens zuerst an ihn zu wenden. Vielleicht konnten er und seine Frau die Kleine sogar aufnehmen.
     
     

    Tharet hatte geduldig gewartet, bis alle Gläubigen und die meisten Priesterinnen den Tempel verlassen hatten und Yerina endlich Zeit für ihn hatte. Da er sie so gut kannte, hatte er an ihrem Gesicht ablesen können, wie lästig ihr all die Gespräche waren, die ihr aufgezwungen wurden. Er kannte solche Momente aus eigener Erfahrung. Jetzt kam Yerina auf ihn zu und umarmte ihn freundschaftlich. Sie fragte: „Hast du einen Moment für mich? Ich habe etwas Wichtiges mit dir zu besprechen.“
    Auf dem Weg durch den Tempelbezirk erzählte sie kurz, was sich am Vorabend zugetragen hatte. Sie erreichten ihr kleines Haus, in dem eine der Wäscherinnen
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