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Welt Der Elben (1-3)

Welt Der Elben (1-3)

Titel: Welt Der Elben (1-3)
Autoren: Sue Twin
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von Bildern. Oberflächlich betrachtet sah sie aus wie ein Mädchen aus irgendeinem ihrer Dörfer oder einer fernen Stadt. Doch sie hatte keine grünen Haarsträhnen, und ihre dunklen Augen schluckten das Licht des Waldes. Aber das Auffälligste war ihr Gang. Ihr fehlte das graziöse Schreiten, das Lynn sie gelehrt hatte. Zalym überlegte. Wie ein Saurieropterix an Land . Kein Wunder, dass sie erschöpft nach Luft schnaubt.
    Er ging einen Schritt schneller. Ich darf kein Mitleid haben. Sie sehen harmlos aus, und doch sind sie Ungeheuer. Spontan fielen ihm drei Kriege der Tellus-Germanen aus dem Geschichtsunterricht ein: Der Dreißigjährige, Der Erste und der Zweite Weltkrieg. In allen Kriegen hatten sie ihresgleichen gefoltert und ermordet.
    Sie sind gefährliche Monster!

 

     

07 Angst

     
    H eather überlegte, wie sie entkommen sollte. Der Junge hinter ihrem Rücken versperrte ihr den Fluchtweg. Mist, verfluchter! Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Nicht mit dem Gepäck auf dem Rücken. Die schwere Last und der unebene Waldboden forderten all ihre Konzentration. Ihr Kopf schmerzte. Denk nach! Du hast auch schon mehr Ideen gehabt, schalt sie sich.
    Wie in Trance stolperte sie vorwärts und stieß prompt mit dem Fuß gegen einen Stein. Mechanisch blickte sie zu Boden. Vor ihr lagen die sterblichen Überreste einer gerupften Taube. Welch ein Todeskampf hatte hier am frühen Morgen stattgefunden. Mit zitternden Knien und einem flauen Gefühl im Magen wich sie den blutigen Federn aus. Wieso ausgerechnet ich?, haderte sie .
    Unvermittelt griff jemand nach ihrem Rucksack. Sie erschrak bis ins Mark und wäre fast hingefallen. Für einen Moment sah sie erneut in die unnatürlich lumineszierenden Augen des Jungen. Doch diesmal glaubte sie darin statt Feindseligkeit einen Hauch von Mitleid zu entdecken. Vielleicht ist das meine einzige Chance, dachte sie.
    »Das Gepäck ist zu schwer für dich!«, sagte der Junge. Mit einem Kopfnicken bedeutete er ihr, sie solle weiter gehen.
    Er hat schöne lange Haare, die wie gesponnenes Gold aussehen, aber er sieht trotzdem aus wie ein Dämon, dachte Heather und machte sich steif vor Angst. Jetzt, genau jetzt wäre die beste Gelegenheit, wegzulaufen. Quer durch den Wald. Irgendwo dort hinten, nur wenige Kilometer entfernt, warten die anderen. Fuck! Der Bus ist sicher bereits über alle Berge.
    Sie wagte es kaum, über ihre Situation nachzudenken. Was wollten die von ihr? Es wird Zeit, logisch und sachlich zu überlegen, befahl sie sich. War sie an irgendeine verrückte Bande geraten? Für Lösegeld wäre ihr Vater nicht reich genug. Merkwürdig sahen sie aus, vor allem ihre Augen und die grünen Haarsträhnen. In Frankfurt gab es Jugendliche mit pinkfarbenen und neongrünen Haaren.
    Ob diese beiden dazu gehörten? Und diese leuchtende Iris? Nahmen sie Drogen? Andererseits passte die Kleidung nicht ins Bild. Saubere Leinenhemden und Hosen ohne Flicken. Und sie hatten nicht diese Motzsprache. »Was glotzt ihr so?« hatte damals einer gepöbelt und ihrem Vater hinterher gebellt: »Alter, lass mal’n Schein rüberwachsen oder verpisst euch!« Nach Bier hatten sie gestunken. Heather erinnerte sich ungern daran.
    Wo war eigentlich der Junge geblieben? Sie hörte kein Atmen. Keine Schritte. Zaghaft drehte sie die Schulter und blickte sich um.
    Er stand direkt hinter ihr.
    »Hey, was ist dein Problem? Geh weiter!«, zischte er. Seine Iris nahm die dunkelgrüne Färbung eines aufgewühlten Meeres im Gewittersturm an. Erschrocken wich sie zurück und trat mit einem Fuß in ein Bodenloch.
    Neben ihnen erhob sich krächzend eine riesige Krähe und flog über den Baumwipfeln davon. Heather japste erschrocken auf, sie blickte nach oben, aber da war die Krähe schon fort. Doch der schwarze Schatten des Vogels schlug weiter in ihrer Brust und nahm ihr fast den Atem.
    Wie betäubt folgte sie dem Befehl ihres Bewachers und ging gegen alle inneren Widerstände weiter und immer tiefer in den Wald hinein.
    Erst nach einer Weile wurde Heather ruhiger und ihr fiel auf, dass sich das Mädchen ebenso geräuschlos durch den Wald bewegte wie der Junge. Beide waren älter als sie. Vielleicht sechzehn Jahre, schätzte sie. Das Mädchen trug ein sandfarbenes Hemd und um die Taille einen geflochtenen Gürtel mit funkelnden Kristallsteinen. Die Steine waren grün wie Flaschenglas. Heather betrachtete die langen, roten Locken, die bis zu den Ellenbogen reichten. Eine neongrüne Strähne wippte bei jedem
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