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Welt Der Elben (1-3)

Welt Der Elben (1-3)

Titel: Welt Der Elben (1-3)
Autoren: Sue Twin
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missachtet. Und dann das abgeschnittene Elbenhaar. Unwillkürlich musste Heather schlucken. Für einen in alten Traditionen verhafteten Elbenanführer war Moryns Handeln sicherlich eine große Provokation. Was würde er wohl sagen? Aber zu ihrer Überraschung nahm er seinen Sohn nur in die Arme und wuschelte ihm durchs Haar. Und jetzt lächelte er sogar, während ihm eine Träne die Wange hinunter lief.
    Die Ausbilderin Lynn lief zu Zalym und Tessya und umarmte die beiden. »Ich hätte es mir nie verziehen, wenn euch etwas passiert wäre.«
    Aarab zwinkerte Heather zu. »Warst für’n Mädchen echt taff.« Er zeigte auf eine blonde Frau, die sich im Hintergrund hielt. »Gehört die zu dir?«
    Die Frau stand reglos da und blickte Heather an.
    »Mutter?«, flüsterte Heather erstaunt.
    »Ja, mein Kind.« Zögernd trat die Frau näher.
    »Wieso bist du hier?« Niemals hätte sie ihre Mutter hier bei den Elben vermutet. Die Situation erschien ihr unwirklich und absurd.
    »Kind, das ist eine lange Geschichte.«
    »Dafür fehlt mir jetzt die Geduld. Das wirst du sicher verstehen. Also fass dich kurz!«
    »Heather, ich bin so froh, dich zu sehen.«
    »Beantworte bitte meine Frage! Warum?«
    »Weil ich eine Elbin bin.«
    »Und deshalb hast du mich im Stich gelassen?«
    »Nein, ich hatte keine Wahl«, stammelte die Frau unter Tränen.
    »Ohne ein Wort?«, setzte Heather wütend nach.
    »Ich hatte nicht den Mut, deinem Vater zu sagen, dass ich eine Elbin bin. Ich war bereit, ein kurzes Leben mit ihm zu teilen. Doch dann wurde ich krank. Sehr krank. Manchmal passiert es … Ganz selten, aber doch, es passiert: Ein Elb wird bei den Menschen sterbenskrank. Wir kennen die Ursache nicht. Es gibt nur Vermutungen. Wir nennen die Krankheit Elbengrippe . Sie verläuft immer tödlich, wenn man bei den Menschen bleibt. Das Fieber steigt unaufhaltsam …«
    »Also hat dich die Krankheit zurück zu den Elben gezwungen?«
    »Ja. Aber ich konnte dich doch nicht einfach mitnehmen. Ich hätte deinem Vater das Herz gebrochen.«
    »Das hast du sowieso.«
    »Ich weiß.«
    »Warum hast du dann nicht versucht, es meinem Vater zu erklären?«, rief Heather aufgebracht.
    »Heather, ich habe es versucht. Glaub mir, bitte.« Sylvana schluckte. »Aber er hat mir nicht geglaubt. Er hat gedacht, ich würde verrückt werden, wegen einer bloßen Grippe. Ich hatte wochenlang Fieber; er dachte, ich würde durchdrehen …«
    »Du hättest es ihm erklären müssen.«
    »Wie hört sich das denn wohl für einen Menschen an, wenn du ihm sagst, du seiest eine Elbin?«
    »Verrückt.«
    »Du sagst es. Verrückt! Niemand glaubt einem.«
    Heather senkte den Kopf. Sie war nicht bereit, ihrer Mutter zu verzeihen. Nicht jetzt.

     
    Als sie das Dorf beinahe erreicht hatten, kam Karyll van Ozyen auf sie zu. »Heather deine Mutter hatte keine andere Wahl. Wäre sie bei euch Menschen geblieben, dann wäre sie heute tot.«
    Das ist sie sowieso für mich, dachte sie. All die Jahre war sie tot für mich. Sie war wütend über das, was ihre Mutter getan hatte, und doch erleichtert, endlich eine Antwort auf all ihre Fragen erhalten zu haben.
    Heather blickte von Karyll van Ozyen zu ihrer Mutter: »Ich weiß nicht, ob ich dir das verzeihen kann«, flüsterte sie kaum hörbar.
    »Das erwarte ich auch nicht.«
    »Warum hast du dich nicht bereits bei meiner Ankunft gezeigt?
    »Ich durfte nicht. Wir hatten Bedenken, dich unnötig durcheinander zu bringen. Ich war im Nebenraum, während du mit Lynn und den anderen sprachst. Es war schrecklich für mich.«
    »Für mich auch – all die Jahre.« Suchend sah Heather sich nach Moryn um. Er betrat mit einer anderen Frau einen Hausbaum. Werde ich dich noch einmal sehen? Plötzlich wurde ihr das Herz schwer. Gehen Elben immer ohne Abschied?
    Heather blieb stehen und wischte sich die Tränen ab.
    »Wo ist er hin?«
    »Wer?«
    »Moryn.«
    »Ach, Karylls Sohn meinst du. Er ist mit unserer Medizinfrau Layla mitgegangen. Er hat eine ziemliche Platzwunde an der Stirn. Wie ist das passiert?«
    Heather fühlte wie sich ihr Herz verkrampfte. »Er ist gegen eine Türzarge geknallt.«
    Ihre Mutter blieb ebenfalls stehen und zeigte auf einen Hausbaum. »Dies ist mein Zuhause. Darf ich dir deine Schwester vorstellen?«
    »Ja.«
    »Dann komm rein. Sie heißt Sally und ist noch ganz klein. Sie hat gerade Laufen gelernt.«
    »Sylvana …«, das Wort Mutter ging Heather nicht über die Lippen,   »ich muss zurück zu den Menschen!«
    »Liebes, Lynn kann
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