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Wellentänze: Roman (German Edition)

Wellentänze: Roman (German Edition)

Titel: Wellentänze: Roman (German Edition)
Autoren: Katie Fforde
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Lebensweise.
    Sie hätte wirklich einen aktualisierten Lebenslauf mitbringen sollen, aber mit ihrem dramatischen Abgang aus ihrem Büro hatte sie die Brücken zu jeder ordnungsgemäßen Sekretariatsdienstleistung hinter sich abgerissen, und abgesehen von einem Job als Kellnerin vor fünfzehn Jahren (in ihrer Studentenzeit) hätte sie ihrem Lebenslauf ohnehin nichts hinzufügen können, das bei der gegenwärtigen Bewerbung hilfreich gewesen wäre.
    Athletischer, wetterfester Typ für die Arbeit auf den Kanälen gesucht, sollte gut kochen und mit Menschen umgehen können. Keine Kanalerfahrung notwendig ...
    Julia kam sich nicht besonders athletisch vor, aber nach Oscars jüngsten Bemerkungen über ihr Alter fand sie, es sei an der Zeit, es zu werden. Sie war eine gute Köchin und konnte unzweifelhaft gut mit Menschen umgehen, was einer der Gründe für ihren maßlosen Zorn gewesen war, als Darren den Job bekommen hatte; er war einfach hoffnungslos unfähig in dieser Beziehung.
    Julia hatte ihr Glas Fitou ausgetrunken und rang gerade mit sich, ob ein zweites klug wäre oder nicht, als eine sehr junge Frau hereinkam.
    Sie war schlank genug für eine Lederhose, ein weißes T-Shirt und eine kurze Jacke, und sie trug teuer aussehende Stiefel und einen Schal, der allein so viel gekostet hatte wie Julias gesamte Aufmachung. An ihrem Handgelenk und ihren Ohren glitzerte Goldschmuck, und sie war atemberaubend schön. Ihr Haar war kurz und dick und wies blonde Strähnchen in mindestens drei verschiedenen Tönen auf. Es war die Art Frisur, die alle drei Wochen nachgeschnitten und alle vier Wochen »geliftet« werden musste, und zwar von modischen Londoner Frisören der Art, die für eine erste Beratung wahrscheinlich eine Warteliste hatten, die so lang war wie die von Oscars Mutter bevorzugter Kirche.
    Julia fragte sich, ob sie wirklich für jemanden arbeiten konnte, der vom Scheitel bis zur Sohle nach einer Debütantin der vornehmen Gesellschaft aussah, oder ob sie sich lieber durch die Hintertür davonstehlen sollte, bevor sie bemerkt wurde. Aber genau in dem Augenblick drehte die junge Frau sich um und bemerkte sie.
    »Julia Fairfax? Suzy Boyd. Entschuldigen Sie die Verspätung, ich habe mich hoffnungslos verfahren. Was trinken Sie? Rotwein? Ist er gut? Dann nehme ich auch einen.«
    Julia stellte fest, dass sie unwillkürlich auf das breite, von Kieferorthopäden vervollkommnete Lächeln reagierte, das ihr Gegenüber seiner Begrüßung folgen ließ, aber gleichzeitig kam sie sich in ihrer zweckmäßigen Kleidung recht schäbig vor. Suzy Boyd war so strahlend und gut gepflegt wie ein hochgezüchtetes junges Rennpferd, das nur so strotzte vor Gesundheit und edlem Blut. Neben ihr fühlte Julia sich wie ein zotteliges altes Reitschulpony.
    Suzy kehrte mit zwei Gläsern zurück, gab eins davon Julia und nahm von dem anderen selbst einen Schluck. »Ich habe noch nie im Leben ein Vorstellungsgespräch geführt. Ich habe mir eine Liste von Fragen gemacht.« Sie durchwühlte einen Ledersack, auf dem in Goldlettern der Name eines Designers stand und der offensichtlich ziemlich überfüllt zu sein schien. »Hier.« Sie warf rasch einen Blick darauf. »Ich bin mir nicht sicher, ob wir uns erst ein bisschen unterhalten oder gleich in die Fragen einsteigen sollten?«
    Julia, die sich langsam für Suzy erwärmte – trotz der Lederhose und des nur minimalen Oberschenkel-Umfangs –, sagte: »Die Fragen würden uns den Einstieg sicher erleichtern.«
    Suzy war offensichtlich froh, dass ihr diese Entscheidung abgenommen wurde. »Also schön, mal sehen. Sie sind vierunddreißig ...« Sie blickte kurz auf, als hielte sie Ausschau nach Zeichen von Reife. »Und Sie haben Erfahrung als Köchin?«
    »Ich habe einmal in den Sommerferien in einem Pub gekocht, als ich noch Studentin war, aber seither habe ich leider nur für Dinnerpartys gekocht.« Wenn man einige vornehme kleine Abendmahlzeiten abzog, die sie für Oscar zubereitet hatte, und das eine grässliche Essen, als sie seine Mutter sonntagmittags bekocht hatte. Julia war sich wie in einem Werbespot für Soße vorgekommen und hatte lauter Klumpen fabriziert.
    »Aber Sie haben für ziemlich große Gesellschaften gekocht?«
    »Kommt darauf an, was Sie unter groß verstehen.«
    Suzy legte den Kopf zur Seite und gestattete dabei einer erdbeerfarbenen Haarsträhne, ihr lose über die Wange zu fallen. »Nun, wir nehmen zehn Passagiere auf, und die Mannschaft besteht aus drei Leuten, das heißt, wenn
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