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Wellentänze: Roman (German Edition)

Wellentänze: Roman (German Edition)

Titel: Wellentänze: Roman (German Edition)
Autoren: Katie Fforde
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und solange ich die Hypotheken bezahlen kann, brauche ich keine Unsummen zu verdienen. Außerdem ist die Bezahlung ja vielleicht vollkommen in Ordnung.« Was sie im Grunde für genauso unwahrscheinlich hielt wie er, aber da keiner von ihnen Genaueres wusste, fand sie, dass sie sich diese Bemerkung leisten konnte.
    »Wenn jemand dich nicht bezahlt, weiß er dich auch nicht zu schätzen!«
    »Ich wurde bei Strange’s gut bezahlt, und was hat das bewiesen? Außerdem – ich selbst messe meinen Wert nicht an meinem Gehalt, und ich erwarte auch von sonst niemandem, dass er das tut. Aber jetzt muss ich wirklich los.« Diesmal schaffte sie es, die Tür zu öffnen und einen Fuß aufs Pflaster zu setzen, bevor Oscar seinen nächsten Versuch machte.
    »Meine Mutter wird sehr enttäuscht sein, sehr enttäuscht.«
    »Ich glaube, sie wird von Herzen erleichtert sein«, entgegnete Julia, die bei der einen Gelegenheit, bei der sie Oscars Mutter begegnet war, ein wenig schmeichelhaftes Gespräch über ihr Alter und ihre potenzielle Gebärfähigkeit mit angehört hatte. »Auf diese Weise steht es dir frei, dir eine jüngere und fügsamere Frau zu suchen.« Oscar errötete, als er diese Worte hörte – genauso hatte sich seine Mutter damals ausgedrückt. Julia küsste ihn auf die Wange. »Tut mir Leid, dass es mit uns nicht funktioniert hat, Oscar. Aber ich weiß, dass ich dich niemals hätte glücklich machen können, nicht auf lange Sicht.«
    Julia stieg aus dem Wagen und ging traurig und schuldbewusst auf ihr Haus zu. Obwohl es ihr seinerzeit nicht bewusst gewesen war, überlegte sie, waren es Oscars angeborener Stumpfsinn und sein paradiesisches Queen-Anne-Haus gewesen (sie errötete vor Scham), die sie veranlasst hatten, seinen Antrag anzunehmen.
    Ich war einfach ständig so müde – dachte sie, während sie den Kessel aufsetzte; ich habe mich halb tot gearbeitet, um die neue Abteilung aufzubauen. Sie hatte stundenlang mit Finnland telefoniert, um eine hypermoderne High-Tech-Firma davon zu überzeugen, dass es hier, im verschlafenen Oxfordshire, jede Menge hochkarätigen Wohnraum für die finnischen Führungskräfte gab, und noch mehr Stunden waren dafür draufgegangen, um die Besitzer besagten Wohnraums davon zu überzeugen, dass sie ihre Cotswolder Juwelen unbesorgt in ihre Hände geben konnten. Julia hatte ein Gärtnerteam zusammengestellt, damit keine Rose unbeschnitten und keine Winde ungestutzt blieb, und sie hatte sogar eine Firma zur Restaurierung von Möbeln engagiert, damit auch der kleinste Kratzer von den Chippendale-Möbeln entfernt wurde. Sie erinnerte sich lebhaft an Darrens vernichtende Bemerkungen, als er diese Einzelheiten herausgefunden hatte, die seiner Meinung nach reine Zeitverschwendung waren. Es hatte ihr echte Befriedigung bereitet, ihm zu erklären, dass die Sorge um ihre Stühle viele Leute davon abhielt, ihre Häuser zu vermieten. Darren hatte etwas von Versicherungen und wasserdichten Verträgen vor sich hin gemurmelt, als hätte Julia noch nie davon gehört.
    Die vielen Überstunden hatten sich auf ihr gesellschaftliches Leben ausgewirkt, und Oscar, der ihr von ihrem Chef vorgestellt worden war, schien freundlich und anspruchslos zu sein. Seine Vorstellung von Spaß (abgesehen von einer verlockenden Partie Golf) bestand darin, Julia in erstklassige, ländliche Restaurants auszuführen und vor dem Sommelier mit seinem Wissen zu prahlen. Da er selbst so gut wie nichts trank (sein klassischer Jaguar war ihm ebenso teuer wie sein Labradorwelpe), kam Julia in den Genuss einiger hervorragender Jahrgänge. Da er in puncto Konversation nicht viel verlangte, war Oscar vollkommen zufrieden damit, wenn Julia nur gelegentlich nickte und zustimmende Laute von sich gab, und er war auch nicht gekränkt, wenn sie auf dem Rückweg in seinem Wagen etwas dringend benötigten Schlaf nachholte. Er hatte ihr seinen Antrag gemacht, als sie in Gedanken ganz woanders gewesen war, und so war sie am Ende zu einer Verlobung mit einem Mann gekommen, von dem sie im Grunde wenig wusste und der von ihr noch weniger wusste.
    Irgendwie hatten sie nie Zeit gefunden, einander besser kennen zu lernen, und Julia, die immer noch von einem Termin zum anderen hetzte, begann sich mit dem Gedanken anzufreunden, in einer wunderschönen Umgebung (Oscar hatte in seinem Haus einige sehr hübsche Antiquitäten) ausgezeichnet zu essen und zu trinken. Aber als dann der junge, arrogante und inkompetente Darren, nur weil er ein Mann war, auf die
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