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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land
Autoren: Shaw Patricia
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von fünfundfünfzig Jahren ein mustergültiger Ehemann wurde. Lorelei ist erst vierundzwanzig, und ihre jugendlichen Torheiten hat sie hinter sich. Und noch etwas – Palmerston ist Premierminister geworden. So etwas Großes habe ich nicht vor, aber man wird mich in Kürze zum Polizeiminister fürs gesamte Northern Territory ernennen. Und eines möchte ich noch einmal klarstellen: Wer meine Gattin beleidigt, hat mit dem Schlimmsten zu rechnen.« Die beleibte Frau trat einen Schritt zurück, musterte ihn und klopfte ihm dann so heftig auf den Rücken, daß er fast lang hingeschlagen wäre. »Gut für Sie, Colonel«, rief sie mit dröhnender Stimme. »Ich glaubte schon, Sie hätten nur Mitleid mit ihr, und Mitleid ist im Moment das letzte, was sie gebrauchen kann.« Lorelei saß angezogen auf dem Bett. Auf dem Kopf trug sie einen Strohhut, und das Gesicht hatte sie mit einem Moskitonetz verhüllt. »Anscheinend muß ich erst heiraten, um überhaupt hier herauszukommen«, sagte sie niedergeschlagen. »Unsinn«, widersprach Hilda. »Sie sind nicht mehr krank. Wir hätten Sie sowieso entlassen. Nun zeigen Sie einmal, wie Sie aussehen.« Lorelei umklammerte ihren Hut. »Dreh dich um«, sagte sie zum Colonel, doch Hilda entriß ihr Hut und Schleier. »Papperlapapp, er wird schließlich Ihr Ehemann. Sie können ja nicht für den Rest ihres Lebens mit einem Zuckersack über dem Kopf herumlaufen.« Dank ihrer Jugend waren die Wunden rasch verheilt. Allerdings waren die Narben immer noch gerötet und leuchteten aus ihrem Gesicht hervor. Eine Augenbraue war gespalten, eine Narbe verlief entlang ihrer Nase und über die Wange, und eine andere reichte bis zu ihrem Mund. Durch die Spalte in ihrer Oberlippe sah es aus, als hätte sie eine Hasenscharte. »Sehen Sie«, meinte die Oberschwester fachkundig. »So schlimm ist es gar nicht. Nur eine Seite ihres Gesichts hat etwas abbekommen.« »Danke«, sagte Lorelei. »Also gehe ich in Zukunft nur noch seitwärts.« »Sie haben Glück gehabt, daß Sie noch am Leben sind«, schalt die Oberschwester. »Bin ich zur Hochzeit eingeladen? Ich liebe Hochzeiten.« »Wir laden niemanden ein«, sagte Lorelei. »Doch.« Der Colonel beugte sich über sie, um sie zu küssen. »Und die Oberschwester wird sicherlich sehr erfreut sein.« Lorelei griff nach ihrem Hut und setzte ihn rasch wieder auf. »Wenigstens darf ich als Braut einen Schleier tragen«, meinte sie und wandte sich dann flüsternd an den Colonel: »Sehe ich wirklich so fürchterlich aus?« »Du wirst immer schön sein«, antwortete er, und es gelang ihr, zu lächeln. »Sibell kommt auch. Warum lädst du nicht auch ihren Freund ein, wenn wir schon unbedingt Gäste haben müssen?« »Er ist beim Angeln«, erklärte Puckering, »aber ich habe ihm eine Nachricht hinterlassen.« »Hoffentlich kommt er.« Doch dann fiel ihr noch etwas ein. »Wenn du Leute eingeladen hast, müssen wir auch etwas zu Essen anbieten. Was sollen wir essen?« »Darum habe ich mich schon gekümmert. Sibells Freund Sam Lim übernimmt die Küche.« Er lachte. »Wo sonst als in Palmerston gibt es bei einer Hochzeitsfeier chinesisches Essen?«    
     
    * * *
     
    Zack kam zu spät. Sie waren mit einem Boot stromaufwärts gefahren und mit einem guten Fang Barramundi zurückgekommen, die er dem Koch im Telegraphenamt übergab. Irgendwann fiel endlich jemandem ein, ihm die Nachricht auszurichten. Also zog er sich rasch um und ritt durch die immer noch heiße Nacht zum Haus des Colonels. Die Zeremonie war schon längst vorbei, aber es standen immer noch einige Gäste auf der vorderen Veranda herum. Und natürlich mußte er zuallererst ausgerechnet Sibell über den Weg laufen. »Schön, daß du es doch noch geschafft hast«, begrüßte sie ihn kühl. »Sie werden sich freuen, dich zu sehen.« »Ich habe gehofft, du freust dich auch.« »Warum auch nicht? Wir sind immer noch Freunde.« »Maudie hat mir erzählt, daß du bleibst. Wo wohnst du?« »Im Krankenhaus. Die meisten freiwilligen Helferinnen sind umgesiedelt worden, also arbeite ich jetzt für Unterkunft und Verpflegung, aber ohne Bezahlung.« »Das klingt doch ganz gut«, stellte er fest. »Ist es aber nicht«, widersprach sie. »Ich arbeite sehr hart.« »Schon, aber es kommt immer auf Angebot und Nachfrage an«, gab er grinsend zurück. »Im Augenblick ist ein Dach über dem Kopf, durch das es nicht durchregnet, Mangelware. Also mußt du dafür einen höheren Preis bezahlen.« Seine Antwort mißfiel Sibell, die
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