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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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die schwarzen Mückenschwärme zurückbringen.
    »Ich muss zu meinen Widdern«, flehte Alice Robert an, der sich zu ihr auf die Veranda gesellt hatte. »Einige von ihnen leben vielleicht noch. Falls sie nicht ertrunken sind, werden sie verhungern, wenn ich mich nicht um sie kümmere.«
    Robert nickte. Sie hatte ihm erzählt, dass sie in der vergeblichen Hoffnung, die Widder zu retten, die Türen offen gelassen hatte. Bis jetzt hatte er wegen der angespannten Lage keine Zeit gehabt, an Alice oder an seine eigenen Gefühle zu denken. Nun blickte er sie bewundernd an. Trotz ihrer Erschöpfung ging es ihr vor allem um ihre Tiere. Mein Gott, wie sehr er sie liebte! Warum war das Leben nur so ungerecht?
    »Wir fahren sofort nach dem Frühstück los. Mum wird auf Ben aufpassen«, erwiderte er ruhig.
    Nachdem Alice Ben beim Frühstück alles erklärt hatte, sprang sie mit Robert ins Boot. Auf dem Weg durch die allmählich aus den Fluten auftauchende Landschaft hielten sie Ausschau nach Orientierungspunkten, die sich vor ihnen aus dem weißen Dunst erhoben. Und da sie einen starken Wind im Rücken hatten, dauerte die Fahrt nach MerryMaid nicht so lange, wie Alice gedacht hatte.
    Zuerst steuerten sie den Widderstall an. Er lag auf höherem Gelände, und das Wasser war bereits ein Stück gesunken. Dennoch erschrak Alice beim Anblick des Gebäudes. Ein dicker Eukalyptusbaum war auf das Blechdach gestürzt, hatte es eingedrückt und außerdem den gesamten Stall auf seinen Fundamenten verschoben. Alice glaubte ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt, als sie aus dem Boot sprang und durch das Wasser auf den Stall zuwatete. Zwei Stufen auf einmal nehmend, hastete sie die Treppe hinauf und blickte in den dunklen Innenraum. Der Baum hatte ein Ende des Stalls völlig zerstört. Das Gebäude war leer. Ebenso die Futtertröge, die sie bis zum Rand aufgefüllt hatte. Vielleicht gab es ja doch noch Hoffnung, einige der Tiere lebend zu finden. Ihr Herz machte einen Satz, als sie ein vertrautes Poltern hörte und die Widder die Rampe hinaufkamen.
    »Sie sind hinter dem Stall im Wasser herumgepaddelt«, verkündete Robert grinsend. »Komm raus und sieh nach, ob sich noch welche in der Nähe des Hauses herumtreiben.« In der nächsten Stunde fanden sie die meisten Widder wieder und trieben sie zurück in den Stall. Trotz des beschädigten Daches waren sie hier sicherer, als wenn man sie frei herumlaufen ließ und riskierte, dass sie vielleicht im Schlamm stecken blieben. Robert füllte die Futtertröge nach, während Alice die Widder noch einmal zählte und sie auf Verletzungen untersuchte. Seit ihrem Gespräch mit Elizabeth fiel es ihr leichter, sich mit Verlusten abzufinden, und zum Glück wurden nicht viele Tiere vermisst. Doch ihre größte Sorge galt dem Kaiser. Als sie die Herde nach ihm absuchte, bekam sie ein flaues Gefühl im Magen.
    »Der Kaiser fehlt«, rief sie. Sofort blickte Robert auf.
    »Bist du sicher?«
    »Ich würde ihn aus einem Kilometer Abstand erkennen. Er ist mein bester Widder. Selbst wenn ich alle anderen verloren hätte, könnte ich es mit dem Kaiser immer noch schaffen.« Sie eilte die Stufen hinunter. »Ich werde mich noch einmal beim Haus umsehen.« Seit sie sich von dem Schrecken beim Anblick des von dem Baum eingedrückten Stalldachs wieder erholt hatte, verließ sie nun zum ersten Mal wieder aller Mut. Robert folgte ihr, als sie im Laufschritt auf den Hügel zuhielt. Doch die zwanzigminütige Suche blieb vergeblich.
    »Weit kann er nicht sein.« Sie schlug sich an die Stirn. »Warum habe ich nicht gleich daran gedacht? Wahrscheinlich ist er bei den Heuschobern und sucht etwas Essbares. Das ist einer seiner Lieblingsplätze.« Der Wind wehte ihr das Haar ins Gesicht. »Wir werden ihn bestimmt finden«, meinte sie tapfer und schob sich Haarsträhnen aus Augen und Mund. Dann watete sie durch den zähnen Schlamm, der ihr bis zu den Waden reichte und wie Plateausohlen an ihren Stiefeln klebte, zu den Heuschobern.
    »Ich sehe auf der anderen Seite bei den Unterkünften für die Arbeiter nach«, rief Robert und ging in die entgegengesetzte Richtung los.
    »Er muss da sein. Bitte lass ihn da sein«, flehte Alice. Sie biss sich auf die Lippe und ließ den Blick über die durchweichte Weide schweifen. Als sie den Schuppen umrundete, sah sie den Kaiser, der, einen angewiderten Ausdruck auf dem majestätischen Gesicht, im zehn Zentimeter tiefen Wasser stand.
    »Kaiser!«, stieß sie hervor. Doch im selben Moment brach
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