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Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Titel: Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)
Autoren: Nicole Alexander
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ihr Komplimente machte.
    Und dann später, als viele Gäste bereits gegangen waren, zogen sie sich in den Salon zurück, tranken Champagner, und Claire spielte Chopin für den engsten Kreis der erlauchten Gäste.
    » Ich klimpere doch nur ein wenig«, erklärte Claire bescheiden, als alle bewundernd applaudierten.
    » Nur ein wenig«, wiederholte Hamish, ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen. Nicht alle Anlagen mussten Gewinn bringen, hatte er entdeckt. Allerdings war für Beständigkeit gesorgt, denn Claire brachte den kleinen Angus zur Welt. Er war zum Erben wie geschaffen und lernte von ihnen beiden sowie von Luke, der immer noch wagemutig war. Luke wollte nicht heiraten, dazu war er nicht der Typ. Hamish verstand das. Er war ein Eigenbrötler und verbrachte seine Tage als Grenzreiter auf Wangallon oder trieb das Vieh durch das Land, wenn die Saison schlecht war. Seit dem Tod seiner Brüder und seiner Mutter vor dreißig Jahren hatte er sich verändert, und Hamish konnte ihm keinen Vorwurf daraus machen, obwohl er als kleiner Junge so vielversprechend gewesen war. Hamish kratzte sich an der Brust. Diese Zeit kam ihm heute vor wie ein anderes Leben.
    Es hatte viele Hürden auf seinem Weg gegeben. Ridge Gully, der riesige Verlust an Wolle bei dem Schiffsuntergang. Damals hatte er fast den Besitz verloren, weil er im folgenden Jahr den großen Vorschuss nicht hatte zurückzahlen können, den er erhalten hatte. Aber er hatte es dann doch geschafft. In den vergilbten Seiten eines alten Hauptbuchs fand sich eine riesige Zahl an Schafen, die verkauft werden mussten, aber zwölf Monate später war der Viehbestand auf wundersame Weise wieder genauso groß. Alte Gewohnheiten legte man nur schwer ab, zumal er und seine Leute äußerst geschickt agierten.
    Dann war da der tragische Tod seiner Söhne, die Missachtung, die Abdullah Abishara gegenüber Hamishs Gastfreundschaft zeigte und Roses unaufhaltsames Sterben. Verglichen jedoch mit dem Tod seines Bruders auf den Goldfeldern glitt alles ins Dunkel der Vergangenheit.
    Und doch hatte es sich gelohnt. Angus verkörperte Wangallons Zukunft, obwohl Hamishs Geduld mit zahlreichen Tot- und einigen Fehlgeburten auf eine harte Probe gestellt worden war, bis endlich der kleine Angus zur Welt kam. Hamish hatte immer fest daran geglaubt, dass letztendlich ein Junge geboren würde, der erben konnte, und so war es dann auch. Elizabeth Sutton Russell blieb seine einzige Tochter. Matthew Reynolds’ ehemaliges Haus in Ridge Gully gehörte ihr, ebenso wie das Warenhaus, das immer noch von ihrer Großmutter Lorna geleitet wurde. Seine Tochter hatte Besitz in der Stadt, auf das Land erhob sie keinen Anspruch. Und da sie seit Roses Tod den Nachnamen Sutton angenommen hatte, war sie auch keine Gordon mehr.
    Manchmal, wenn Hamish fest die Augen schloss, brachte seine Vorstellungskraft ihn zurück in die Zeit vor der Ankunft seiner geliebten Claire. Dave und Jasperson kamen nach dem Abendessen, um sich mit ihm zu unterhalten, seine toten Söhne spielten, Mrs Cudlow rannte atemlos hinter Luke her, der leicht muffige Duft von Milly, das kaputte Klavier und die Tapete mit den gelben Rosen. Am stärksten jedoch war die Erinnerung an Charlie. Er hoffte, sein toter Bruder wäre stolz auf ihn.

Frühling, 1987
    Wangallon Station
    Angus beobachtete die Gestalten, die am hinteren Tor von Wangallon versammelt waren, durch das kleine Fenster des Krankenwagens. Die Gesichter seiner Familie waren durch die Regentropfen auf der Scheibe nur verschwommen zu erkennen. Er wusste, dass ihn zu Hause noch niemand erwartet hatte, aber mit äußerster Willenskraft hatte er seine schweren Verletzungen überwunden. Auf den Arm eines Sanitäters gestützt wartete Angus, bis der Rollstuhl aufgeklappt worden war. Er blickte sich um und atmete tief die frische Luft ein. Der Rollstuhl holperte mühsam über den unebenen Boden, und Angus hob die Hand, um ihn anzuhalten. Er beugte sich herunter und sah deutlich, dass durch das Gras bereits die ersten Kleepflanzen trieben. Wenn sie doch nur noch ein bisschen Regen bekämen! Dann würde es am Ende doch noch eine ganz anständige Saison werden.
    » Ich sehe, dass ihr alle überrascht seid!«, sagte er, als er aus dem Rollstuhl aufstand, wobei er insgeheim fluchte, dass er so unsicher auf den Beinen war. » Ich hatte eine stramme Krankenschwester, was viel zu meiner Genesung beigetragen hat.«
    » Schön, dass du wieder da bist, Dad.«
    » Schön, dich zu sehen, Angus.«
    »
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