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Weißglut

Weißglut

Titel: Weißglut
Autoren: Sandra Brown
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bitte?«
    »Ich habe Charles Nielson in Huffs Auftrag von einigen Bekannten in New Orleans – so was wie Privatdetektive – überprüfen lassen. Wie sich herausgestellt hat, ist Charles Nielson kein real existierender Mensch, sondern wurde von Beck erfunden.«
    Sie ließ sich auf der Armlehne des Sessels nieder, dem nächsten Fleck, auf den sie sich setzen konnte.
    »Also, ich weiß nicht, warum er dieses Verwirrspiel inszeniert hat«, sagte Red. »Und ich will es auch gar nicht wissen. Aber meine letzte offizielle Pflicht gegenüber Huff war es, ihm heute Morgen diese Information zu geben.«
    »O Gott.«
    »Draußen bei der Angelhütte hat Huff nicht erkennen lassen, ob er schon Bescheid wusste. Aber irgendwann heute wird er den Umschlag öffnen, den ich ihm gegeben habe, und den Inhalt lesen. Und ich weiß nicht, wie er darauf reagieren wird.«
    Sie sprang auf die Füße. »Dass wissen Sie haargenau, sie feiger, alter Bastard!«
    Sie stieß ihn beiseite und rannte zur Tür. Die Reifen des gemieteten Cabrios qualmten auf dem heißen Asphalt, als sie auf die Landstraße einbog. Sie stemmte die Hand mit aller Kraft auf die Hupe, sobald ihr ein anderer Autofahrer auf der Fahrt zu ihrem früheren Heim in die Quere zu kommen wagte. Sie hatte sich ausgerechnet, dass Chris wahrscheinlich erst nach Hause fahren wollte, nachdem die beiden die Angelhütte verlassen hatten.
    Sie wollte gar nicht darüber nachdenken, was es bedeutete, dass Beck der phantomhafte Nielson war, und was ihn dazu bewogen hatte, sie alle hinters Licht zu führen. Sie hoffte nur, dass sie Beck warnen konnte, ehe Huff ihm auf die Schliche kam.
    Sie leerte ihre gesamte Handtasche auf den Beifahrersitz und wühlte den Inhalt durch, um ihr Handy zu finden, bevor ihr wieder einfiel, dass sie es ans Aufladekabel gesteckt hatte, nachdem sie ihrem Büro ihre bevorstehenden Rückkehr angekündigt hatte.
    Ihr Fuß drückte das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Sie wäre fast im Schotter gelandet, als sie zu schnell um eine Ecke schoss, hätte um ein Haar eine Schar von Bussarden ausgelöscht, die sich auf der Fahrbahn am Kadaver eines Opossums gütlich taten, und biss sich schmerzhaft auf die Zunge, als sie mit hundertdreißig Stundenkilometern über einen Bahnübergang schoss.
    Trotzdem schien sie ewig zu brauchen, um bei Huff anzukommen, und stöhnte auf, als sie keinen Wagen davorstehen sah. Sie bremste das Cabrio so abrupt ab, dass sie den verbrannten Gummi der quietschenden Reifen riechen konnte. Dann rannte sie auf die Haustür zu, ohne dass sie sich die Mühe gemacht hätte, den Motor abzustellen oder die Autotür zu schließen.
    Als sie die Treppe zur Veranda hinaufrannte, verfing sich ihre Schuhspitze unter einer Stufe, und sie schlug hin, wobei sie sich zwar mit den Händen abfangen konnte, aber die Handfläche schmerzhaft aufschürfte. Die Zähne zusammenbeißend, stolperte sie die letzten Stufen hoch und stürmte über die breite Veranda. Die Fliegentür war unverriegelt und die Haustür unverschlossen. Sie raste ins Haus. Selma kam gerade mit einem Wäschekorb unter dem Arm die Treppe herunter.
    »Haben Sie Beck gesehen? Wo ist Huff?«
    »Als ich Huff das letzte Mal gesehen habe, war er unterwegs zur Angelhütte. Und Beck ist mir heute noch gar nicht begegnet. Was ist denn los?«
    »Glauben Sie, sie sind im Werk?«
    »Ich …«
    »Rufen Sie Beck auf seinem Handy an!«, rief Sayre über die Schulter zurück und rannte zurück zur Tür. »Sagen Sie ihm, dass Huff über Charles Nielson Bescheid weiß. Haben Sie verstanden, Selma? Huff weiß über Charles Nielson Bescheid.«
    »Ich hab’s verstanden, aber …«
    »Richten Sie es ihm aus, Selma.«
    Gleich darauf war sie wieder unterwegs und raste wie eine Irre den erkalteten Gießereischloten entgegen.
     
    Beck ignorierte sein läutendes Handy und kletterte die Treppe zur Werkshalle hinab. Er hatte nur wenige Sekunden gebraucht, um alle Fragmente zusammenzufügen. Im selben Moment wurde das gesamte Bild erstaunlich klar.
    Chris’ hatte mit seinen steifen Beteuerungen, er habe seinen Bruder nicht umgebracht, die Wahrheit gesagt. Er hatte die Flinte nicht geladen, er hatte sie nicht in Dannys Mund gesteckt, und er hatte nicht den Abzug durchgedrückt.
    Aber das hieß nicht, dass er unschuldig war.
    Als Beck zu dem Förderband kam, stand George bereits dicht hinter Chris, der sich in die Maschine gebeugt hatte, um den schadhaften Treibriemen in Aktion zu beobachten. Keiner von beiden hatte einen
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