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Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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gewaltigem Krach auf den Kaninchenställen landete und sich dabei fast erdrosselte.
    Ich machte den Motor aus, ging über das Laub, das weich unter meinen Füßen war, hob ihn hoch und entwirrte seine Kette. Er war ein prächtiges Exemplar seiner Gattung, mit weißen Haarspitzen, mit dickem Bauch und ausladendem Hintern, üppigem, gestreiftem Schwanz, einer adretten schwarzen Maske und Schnurrhaaren in einem Salz-und-Pfeffer-Ton. Ich öffnete einen der Kaninchenställe, wo ich Maisbrot und Hundekuchen für ihn aufbewahrte, und füllte seinen Napf, der neben der Wasserschale stand, in der er alles wusch, was er fraß.
    Als ich mich umdrehte, stand Bootsie auf der Veranda und sah mir lächelnd zu. Sie trug weiße Shorts, Holzsandalen, ein verwaschenes rosafarbenes Bauernhemd und hatte sich ein rotes Taschentuch in ihr honigfarbenes Haar gebunden. Im Schatten der Veranda verlieh die Sonnenbräune ihren Armen und Beinen einen richtigen Schimmer. Sie hatte immer noch die Figur eines jungen Mädchens, der Rücken gerade und muskulös, die Hüften weich und rund, wenn sie ging. Nachts, wenn sie tief schlief, legte ich manchmal meine Hand auf ihren Rücken, nur um die Spannung in ihren Muskeln zu fühlen, den Druck ihrer Lungen gegen meine Handfläche, als ob ich mich selbst versichern wollte, daß das Feuer, die Energie, das pulsierende Blut und der Herzschlag unter ihrer sonnengebräunten Haut wirklich waren und von Bestand und nicht trügerisch, daß sie am nächsten Morgen nicht steif vor Schmerz erwachen würde, weil ihr Bindegewebe fest in den Klauen der Krankheit war, die in ihren Adern schwamm.
    Sie stützte sich mit einem Arm an einen Pfeiler auf der Veranda, blinzelte mir zu und sagte: » Comment la vie , Hübscher?«
    »Und wie steht’s bei dir, Süße?« sagte ich.
    »Ich hab’ étoufée für dich gemacht.«
    »Toll.«
    »Hat Lyle Sonnier dich im Büro erreicht?«
    »Nein. Hat er hier angerufen?«
    »Ja, und er hat gesagt, daß er dir was Wichtiges mitzuteilen hat.«
    Ich drückte sie mit einem Arm und gab ihr einen Kuß auf den Hals, als wir ins Haus gingen. Ihr volles Haar fiel in weichen Locken, und sie trug es in einem Façonschnitt, der hinten am Hals spitz zulief und sich schön anfühlte, wie die frisch gestutzte Mähne eines Ponys.
    »Hast du eine Ahnung, warum er dich anruft?« sagte sie.
    »Heute morgen hat jemand auf Weldon Sonnier geschossen.«
    »Weldon? Wer würde so was tun?«
    »Da bin ich überfragt. Ich glaube, Weldon weiß was, aber er macht den Mund nicht auf. Je älter Weldon wird, desto mehr bin ich davon überzeugt, daß er Beton in seinem Schädel hat.«
    »Hat er Ärger mit irgendwelchen Leuten?«
    »Du kennst Weldon doch. Für den gibt’s keine halben Sachen. Ich erinnere mich noch daran, wie er dabei erwischt wurde, als er in St. Martinville Lebensmittel in einem Billardsalon geklaut hat. Der Barkeeper zog ihn am Ohr aus der Küche und drehte daran, bis er vor allen im Raum brüllte. Zehn Minuten später kam Weldon noch mit Tränen in den Augen wieder hinein, griff sich ein paar Billardkugeln vom Tisch und zerschmiß jedes einzelne Fenster in dem Laden.«
    »Das ist eine traurige Geschichte«, sagte sie.
    »Nun, sie waren traurige Kinder, oder?« Ich setzte mich vor die dampfende Schale mit Crawfish étoufée.  Die Sauce schimmerte butterig und war mit kleingehackten grünen Zwiebeln bestreut. Die weißen Fenstervorhänge mit den winzigen rosa Blumen blähten sich in der sanften Brise, die durch die Eichen und Pecanbäume im Garten hereinwehte. »Komm, laß uns essen. Wir wollen nicht mehr an die Probleme anderer Leute denken.«
    Sie trat zu mir und streichelte mein Haar mit den Fingern. Dann liebkoste sie meinen Hals und meine Wange. Ich legte meinen Arm um ihren weichen Körper und zog sie an mich.
    »Aber genau das ist es doch, was du tust – dir Gedanken um die Probleme anderer Menschen machen, oder?« sagte sie.
    »Hinter der ganzen Fassade ist Weldon ein anständiger Kerl. Ich glaube, daß da jemand einen Mordauftrag erteilt hat. Und ich glaube auch, daß Weldon den kürzeren ziehen wird, wenn er nicht endlich seinen Stolz runterschluckt.«
    »Meinst du etwa, Weldon hat sich mit der Mafia eingelassen?«
    »Ich hab’ gehört, daß er für Air America geflogen ist, nachdem er die Marine verließ. Das war eine Fluglinie, die die CIA in Vietnam betrieb. Ich nehme an, wenn man da einmal dazugehört, gehört man sein Leben lang dazu.« Ich klapperte mit dem Löffel außen an der
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