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Weißes Gift im Nachtexpreß

Weißes Gift im Nachtexpreß

Titel: Weißes Gift im Nachtexpreß
Autoren: Stefan Wolf
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nicht wahr“, schrie Otto
dazwischen. „Alles Lüge! Wie kommt der Bengel dazu, sowas zu behaupten! Vor
diesem Anwesen bin ich gestürzt. Dabei habe ich mir das Bein gebrochen.“
    „Gebrochen hat er’s sonstwo“, sagte
Tim. „Deshalb wurde er auch hergebracht von seinem Komplizen auf dem Rad.“ Tim
verschwieg, daß er den kannte. „Schlau, was sich die beiden ausgedacht haben.
Im übrigen brauchen wir Otto nur zu durchsuchen. Dann finden wir das Geld.“
    „Geld habe ich bei mir“, schrie Otto.
„Alles, was ich besitze. Meine Ersparnisse seit neuneinhalb Jahren. Jawohl, das
Geld gehört mir. Aber ich trau keiner Bank. Deshalb habe ich’s in der Tasche.
Und verunglückt bin ich hier.“
    Der bleibt dabei, dachte Tim.
Stehvermögen hat er, der Kotzbrocken. Oder hat dieser Dr. Landers ihn nicht nur
bezahlt dafür? Hat er ihm vielleicht auch gedroht?
    „Typisch kapitalistisches Verbrechen“,
sagte Dieter leise zu seinem Vater. Alle hörten es trotzdem.
    Das Mitleid für Otto schwand. Tim las
in den Mienen. Angewidert rümpfte Gaby das Näschen.
    „Interessant, was du da sagst“, meinte Sauerlich
zu Tim. „Dr. Landers ist erst seit zwei Wochen unser Nachbar. Aber schon wie in
20jähriger Feindschaft. Er behauptet, meine Frau hätte seinen Wagen geschrammt,
was natürlich nicht zutrifft. Und unser Chauffeur Georg hätte Abfälle in seinen
Garten geworfen. Auch mit dem Konsul hat er Zoff, Zwiberinski-Sachalitzke würde
ihn mit dem Lernglas beobachten. Offenbar leidet Landers unter
Verfolgungswahn.“
    „Ich kenne keinen Dr. Landers“, schrie
Otto. „Mein Unfall war vor Ihrem Haus. Ouuuhhh! tut das Bein weh. Wenn nicht
bald der Arzt kommt, sterbe ich. Aber die Anzeige mache ich noch — vorher.“
    Tim beugte sich vor, jetzt roten Zorn
im Gesicht.
    „Mistkerl!“ zischte er den Penner an.
„Sag die Wahrheit, sonst breche ich dir auch das andere Bein.“
    Das war zwar nur gedroht, aber trotzdem
schlimm. Gleich schaltete Sauerlich sich ein.
    „Tim! So nicht! Meinetwegen soll er
mich anzeigen.“
    „Nein!“ Tim schüttelte energisch den
Kopf. „Recht muß Recht bleiben. Wäre ja gelacht! Bin auch gleich wieder da.
Bitte, warten Sie nicht mit dem Essen auf mich.“
    Frau Sauerlich rief etwas. Aber der
TKKG-Häuptling war schon draußen und trabte zur Straße, wo in diesem Moment der
Wagen vom Notarzt hielt.
    Zwei weißbekittelte Sanitäter stiegen
aus. Einer fragte, ob sie hier richtig seien bei Sauerlich.
    Während Tim das bestätigte, kamen Karl
und Klößchen aus dem Haus. Karl hatte seine Windjacke angezogen, Klößchen
kämpfte noch mit den Ärmeln.
    „Du willst zu diesem Landers?“ fragte
Karl.
    „Vielleicht bekennt er sich zur
Wahrheit.“
    „Dann machen wir das besser zu dritt“, grinste
Klößchen. „Vor der Übermacht ist schon mancher auf die Knie gefallen. Ich hasse
Dr. Landers. Er ärgert meine Eltern.“
    Tim senkte die Stimme. „Wißt ihr, wer
Otto hergebracht hat — Herbert, der Kampf-Bettler.“
    „Diese Laus!“ Klößchen schlug einen
geschlingerten Haken in die Luft.
    „Ob Herbert immer noch in der
Gartenlaube haust“, meinte Karl.
    „Dasselbe habe ich überlegt“, nickte
Tim. „Wahrscheinlich ist er noch dort. Das heißt, wir können ihn uns vornehmen.
Aber erstmal zu Landers. Ist doch irre, was der sich leistet.“ Auch jetzt keine
Menschenseele in der Eichen-Allee. Und von Herbert keine Spur. Offenbar hatte
er sich verdrückt, wohlwissend, daß sein Komplize sich nun in besten Händen
befand und auf dem Weg ins Krankenhaus.
    Vielleicht hat sich Otto, überlegte
Tim, das Bein schon vor Stunden gebrochen, beißt seitdem die Zähne zusammen und
setzt seine Gesundheit aufs Spiel — nur um zu betrügen. Penner!
    Sie klingelten bei Landers. Tim blickte
zurück. Otto wurde auf einer Trage zum Notarzt-Wagen getragen und durch die
Hecktür hineingeschoben. Die Sanitäter froren, deshalb beeilten sie sich.
    „Wer klingelt?“ donnerte Landers Stimme
aus der Sprechanlage.
    Tim bemühte sich, heiser und bellig zu
sprechen.
    „Otto Pawelke.“
    „Ich kenne keinen Pawelke.“
    „Kommen Sie mal raus“, sagte Tim mit
normaler Stimme. „Sonst holen wir die Polizei. Und dann sehen Sie alt aus.
Klar?“
    Es knackte. Abgeschaltet.
    Von der Haustür, in die ein kleines
Fenster eingesetzt war, kam ein Geräusch.
    Tim drückte auf den Lichtknopf am
Pfeiler. Das schaltete die Lampen ein in der Einfahrt und am Eingang.
    Richtig! Das kleine Fenster war geöffnet.
Landers
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