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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)
Autoren: Carola Herbst
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sparsamen Bewegungen butterte sie Brotscheiben und bestreute sie sorgfältig mit Salz. Kühles, echtes Bier, kein Obergäriges, sollte das Mahl abrunden.
    Der große Tisch im Speisezimmer kam ihr zwar zu gewaltig für zwei Personen vor, sie meinte aber, er sei dem Anlass angemessen. Wann wurde das Speisezimmer mit seiner gediegenen Einrichtung schon benutzt?
    Elsi war mit dem Tischeindecken keine Minute zu früh fertig, als sich die Eingangstür der benachbarten Halle öffnete. Die Köchin hörte Männerstimmen und baute sich zum Empfang neben der Tür auf. Zunächst kam ihr Stein unter die Augen. Da sie wusste, was sich bei der Herrschaft gehörte, sank sie unter einem Knicks zusammen und sah auf den gepflegten Dielenboden. In Erwartung eines bekannten Gesichtes erhob sie sich. Die Aufwärtsbewegung ihres fülligen Körpers geriet jedoch ins Stocken, als sie einen Offizier erblickte, der sich tatsächlich erdreistete den am Vortag gebürsteten Teppich mit schmutzstarrenden Stiefeln zu betreten.
    Stein bemühte sich, nicht zu grinsen. Er bot dem Gast einen Stuhl an. Mit einem Blick auf Elsi, die mit offenem Mund dastand, stellte er zufrieden fest, ihm sei eine kleine Rache für ihre Falschmeldung gelungen. Doch eigentlich hatte Elsi Recht behalten. Franz von Klotz war und blieb ein junger Herr, nur nicht der, den man erwartet hatte.
    Stein drehte sich zur Köchin um und sagte im Befehlston: „Elsi, hol für Leutnant von Klotz warmes Wasser und nach dem Essen zeigst du dem gnädigen Herrn das vorbereitete Zimmer.“
    Elisabeth Schulz riss die Augen auf und machte den Mund zu. Beim Hantieren mit dem Geschirr zitterten ihr die Hände, jede Bewegung fiel steif und fahrig aus.
    Johann von Klotz war bereits als kleiner Junge auf dem Gut in der Sommerfrische gewesen. Anlässlich dieser Aufenthalte hatte er Elsi regelmäßig als Mutterersatz angenommen, sie geradezu vergöttert. Elisabeth war unverheiratet und kinderlos geblieben und heute Nacht hatte sie sich darauf gefreut, Johann wie einen heimgekehrten Sohn verwöhnen zu dürfen.
     
    Elsi hatte den Appetit des nächtlichen Besuchers richtig eingeschätzt. Franz griff beherzt zu und lobte den Wohlgeschmack der Speisen. Ihm entging nicht, dass sich der Verwalter während ihrer Konversation zur politischen Lage und beim Austausch der üblichen Floskeln zum Wetter fortwährend unausgesprochene Fragen stellte. Nun, er musste Stein noch zappeln lassen, wo er selbst nicht wusste, warum er ausgerechnet hier auf Hohen-Lützow seinen Vater treffen solle.
    Als Franz an diesem Punkt seiner Überlegungen angekommen war, räusperte er sich und sagte beiläufig: „Mein Vater beabsichtigt in Kürze das Gut aufzusuchen. Er hat mich beauftragt, Ihnen seine Ankunft mitzuteilen.“
    Steins Brauen flogen in die Höhe. Hastig griff er zum Bierkrug und versuchte seine Bestürzung mit dem herben Gerstensaft hinunterzuspülen. Als er den Krug absetzte, erwiderte er lediglich: „Sehr wohl, gnädiger Herr, ich werde alles Nötige veranlassen. Herr Graf werden sich wie immer auf Hohen-Lützow wohlfühlen.“
    Franz bemerkte plötzlich den Geruch seines eigenen Körpers und fühlte bleierne Müdigkeit in den Knochen, deshalb entgegnete er knapp: „Sehr gut! Ich danke Ihnen, auch im Namen meines Vaters, doch jetzt entschuldigen Sie mich bitte. Es ist an der Zeit, zu Bett zu gehen.“
    Die Männer erhoben sich fast gleichzeitig.
     
    Elsi trug die Kerze wie eine Monstranz vor sich her. Das Haus lag im Dunkeln. In der nächtlichen Stille war nur das Seufzen der Dielen unter ihren Füßen zu hören. Trotz ihrer Masse nahm sie die Treppenstufen mit Leichtigkeit und Franz schien es fast, als ob sie schwebe. Plötzlich erinnerte er sich an Geschichten über Geister und Gespenster, die seine Kameraden im Schlafsaal der Kadettenanstalt zum Besten gegeben hatten. Aber als er sich eingestand, Elsi würde sich nicht in weißen Nebel auflösen, wenn er sie in die Seite piekste, sondern erschreckt quieken, lächelte er in sich hinein.
    Im oberen Stockwerk öffnete Elsi eine der vielen Türen, die sich auf einem langen Flur aneinanderreihten. Sie huschte durch den dunklen Raum und entzündete die Kerzen eines dreiarmigen Leuchters. Das Zimmer wurde zwar nur mäßig erhellt, aber zum Auskleiden und Waschen mochte es reichen.
    Franz lächelte ihr zu und bedankte sich höflich für das rustikale Nachtmahl und das frisch bezogene Bett.
    Elsi war erstaunt, weil der junge Herr solche Dinge nicht für
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