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weißblau queer gestreift

weißblau queer gestreift

Titel: weißblau queer gestreift
Autoren: S Brandl
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Hygieneartikel, ein paar CDs und Bücher.
    Ob ich Heimweh haben werde? Ich war noch nie lange weg von zu Hause. Nun stehe ich das erste Mal auf eigenen Beinen. Das ist sehr spannend, aber auch etwas beängstigend. Hoffentlich finde ich bald neue Freunde, hoffentlich kann ich mich gut eingewöhnen … Ach, was soll’s! Positiv denken! Bestimmt werde ich hier eine gute Zeit haben. Außerdem bin ich nicht ganz allein. Ich habe Herrn und Frau Hinterdobler, und ich habe ihre Tochter, die gleich über mir wohnt. Und im Studium lerne ich sicher viele nette Leute kennen.
    Es dauert nicht lange, bis ich mich fertig eingerichtet habe. Zur Belohnung koche ich mir einen schönen Früchtetee. Den genieße ich auf der kleinen Terrasse. Ich strecke meine Füße aus und versuche ein wenig zu entspannen. Aber schon bald merke ich, dass das nicht geht. Ich bin viel zu aufgeregt. Neugierig sehe ich mich um. Die Nachbarin winkt mir zu. Ich winke zurück. Dann stehe ich auf und drehe eine Runde durch den Garten. Damit bin ich schnell fertig, weil der Garten nicht so groß ist. Ich setze mich wieder hin und mustere meine Umgebung. Etwas ungeduldig warte ich, bis es Mittag ist.
    Um punkt 12 Uhr gehe ich hoch zu Adelheids Wohnung. Ich klopfe an die Tür und warte. Nichts. Da klopfe ich noch einmal. Jetzt höre ich Schritte. Die Tür geht einen Spalt weit auf. Ich sehe ein helles Gesicht mit lustigen Sommersprossen und zwei blaue Augen.
    »Ja?«
    »Hallo, Adelheid! Ich bin Mandy. Ich wohne jetzt in der unteren Wohnung. Bin heute frisch eingezogen und wollte mich gleich mal bei dir vorstellen.«
    »Mandy?«
    »Ja, ich komme aus Bannewitz. Das ist in der Nähe von Dresden. Aber jetzt studiere ich in Passau.«
    »Aha. Die Mandy aus Dresden. Warte, ich zieh’ mir schnell was an.«
    Die Tür knallt vor mir zu. Etwas irritiert bleibe ich stehen und warte. Kurz darauf öffnet sich die Tür erneut. Jetzt kann ich die ganze Adelheid sehen. Irgendwie hatte ich sie mir anders vorgestellt. Ihrer Mutter ist sie jedenfalls nicht ähnlich. Weder vom Gesicht her noch von der ganzen Ausstrahlung. Und was für Klamotten sie trägt! Ein schwarzes Rammstein-T-Shirt und eine schwarze Jeans, die am Knie ein Loch hat. Adelheid tritt zurück und lässt mich rein. Ich folge ihr ins Wohnzimmer. Es riecht stark nach Rauch und ich muss husten.
    Wie es hier aussieht: Überall liegen Klamotten, Bücher, Zeitungen und leere Cola-Flaschen herum. Ein totales Chaos. Ob sie sich in dem Durcheinander wohlfühlt? So was kenne ich gar nicht. Naja, jeder so, wie er’s mag … aber der Rauch, manno! Das könnte ich nicht aushalten.
    »Hock’ dich her. Tut mir leid, dass es hier so ausschaut, aber ich hab’ keine Zeit gehabt aufzuräumen, ähm … beziehungsweise ich hab’ nicht mit Besuch gerechnet. Magst du was trinken? Ich hab’ gerade Kaffee aufgesetzt.«
    »Nein, danke, ich hatte heute schon genug Kaffee. Aber ein Glas Wasser vielleicht?«
    Adelheid gibt mir ein Glas Leitungswasser.
    »Danke. Ich hoffe, ich habe dich nicht bei irgendetwas gestört? Habe ich dich vielleicht geweckt?«
    »Passt schon. Ich bin gerade aufgestanden.«
    »Ach so. Deine Mutter hat mir erzählt, du studierst Philosophie?«
    »Ja, mei. Schon. Ich schreib’ gerade an meiner Abschlussarbeit.«
    »Oh. Und? Worüber schreibst du? Was ist dein Thema? «
    »Sisyphos und die Frage nach dem glücklichen Leben.«
    »Darf ich mal ein paar Seiten davon lesen?«
    »Schauen wir mal. Ist alles noch recht unvollständig.«
    »Also ich bin ja gespannt, wie meine Abschlussarbeit mal aussehen wird. Aber das wird noch etwas dauern. Nächste Woche fängt mein Studium nämlich erst an. Ich studiere Grundschullehramt, weil ich das spannend finde und Kinder sehr gerne mag. Ich habe auch schon ein freiwilliges soziales Jahr in einer Kindertagesstätte gemacht. Gleich nach dem Abi. Die Kleinen waren echt süß! Ich möchte auch mal Kinder haben. Irgendwann in sechs, sieben Jahren vielleicht. Am liebsten drei, egal ob Jungs oder Mädchen.«
    Adelheid mustert mich still. Dann steckt sie sich eine Zigarette an. Mir wird vom Rauch etwas schwindlig.
    »Du, Mandy, ich hab’ nicht viel Zeit, weil ich nachher noch weg muss.«
    »Ach so. Ja, wollte mich auch nur kurz vorstellen. Ich bin echt froh, hier wohnen zu dürfen. Es ist eine total schöne Gegend, und deine Mutter ist supernett. Sie hat auch die Wohnung so schön hergerichtet.«
    Adelheid nickt, dann sagt sie: »Ja, sie ist recht gastfreundlich.«
    »Auf jeden Fall! Ich
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