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weißblau queer gestreift

weißblau queer gestreift

Titel: weißblau queer gestreift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brandl
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ganze Nase. Wie das juckt! Ich schließe die Augen und unterdrücke ein Niesen. Mandys Schluchzen wird immer lauter. Es ist hoch und quietschig, wie bei einem Welpen, und fast ein bisschen komisch. Ich streichle sie irritiert am Rücken. Dabei komme ich mir recht unwirklich vor. Was für eine absurde Situation! Was mache ich hier? Und warum schlägt mein Herz plötzlich so schnell? Bestimmt, weil ich schon lange keine Frau mehr im Arm hatte. Scheiße, ich muss es echt nötig haben! Der Gedanke reizt mich erneut zum Lachen, aber ich habe mich gut im Griff, lasse mir nichts anmerken. Seltsam trotzdem, dass mich Mandy heute so belustigt. Eigentlich bin ich kein Mensch, den man leicht zum Lachen bringt.
    Irgendwann wird Mandy etwas ruhiger. Ihr Jaulen wird leiser, das Zittern weniger. Sie löst sich langsam von mir und setzt sich wieder aufrecht hin. Dann greift sie nach einem Tempo und schnäuzt sich so laut und undamenhaft, dass ich davon eine Gänsehaut bekomme. Ich muss an einen Elefanten denken. Diesmal kann ich mir das Grinsen nicht verkneifen. Und Mandy sieht es natürlich.
    »Warum grinst du?«
    Erwischt. Was sage ich jetzt, so dass sie sich nicht verarscht fühlt? »Ähm … ich musste nur an eine Situation denken, wo es mir genauso ging«, behaupte ich.
    »Ja und?«
    »Ach, das ist eine lange Geschichte.«
    »Erzähl sie mir bitte!«
    »Willst du mir nicht lieber von deinem Problem berichten?«
    »Nur, wenn du mir danach deine Geschichte erzählst!«
    »Ja, mal schauen.«
    »Nein, versprich es mir!«
    »Ja, okay, ist gut, ich verspreche es. Und nun zu dir: Welcher Bursche hat dein Herz gebrochen?«
    »Ach, der Marcel. Wir sind schon zwei Jahre zusammen, haben sogar von Heirat gesprochen, und alles lief echt super. Ich lieb ihn doch so. Und gestern erfahre ich von einer Freundin, dass er seit Monaten fremdgeht. Mit der Frauke, seiner Arbeitskollegin. Stell dir vor, er belügt mich schon mehrere Monate lang! Dabei habe ich ihm immer so vertraut!«
    »So ein Penner!«, entfährt es mir.
    Mandy beginnt wieder zu schluchzen und sich zu schnäuzen, aber nicht mehr ganz so exzessiv wie zuvor. »Genau«, keucht sie. »Er ist ein verdammtes Arschloch! Wenn ich nur nicht so verliebt in ihn wär’!«
    »Wut ist doch schon mal ein guter Anfang. Das wird bestimmt wieder! Die ersten Tage sind die schlimmsten, dann wird es leichter.«
    »Du bist so lieb und so verständnisvoll«, schnieft Mandy und legt ihre Hand auf meinen Arm.
    »Ähm, ja …«
    Ich glaube, das hat noch nie wer zu mir gesagt. Erneut erscheint mir die Szene äußerst unwirklich. Ich komme mir vor wie im falschen Film.
    »Nun erzähl du«, sagt Mandy. »Bitte!«
    Ich bin ganz verdattert und durcheinander. Soll ich Mandy sagen, dass ich lesbisch bin? Ich habe mich noch nicht oft geoutet, und eigentlich hasse ich das, es zu tun. Aber vielleicht lenkt es die Kleine von ihren Problemen ab. Ob ich ihr vertrauen kann? Hier im Dorf darf niemand wissen, dass ich eine Lesbe bin, sonst tanzt der Bär. Aber Mandy will mir bestimmt nicht schaden, das brave Ding. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das weitererzählt. Jedenfalls nicht absichtlich. Aber ob sie auch wirklich ganz die Klappe halten kann?
    Mandy sieht mich mit ihren großen, naiven Welpenaugen an und wartet geduldig.
    »Du musst mir aber unbedingt versprechen, es niemandem zu erzählen. Unbedingt, ja? Das ist sehr, sehr wichtig!«
    Mandys Augen funkeln. Sie nickt eifrig. »Ich verspreche es. Ehrenwort. Du kannst dich hundertprozentig auf mich verlassen!«
    Ich schnaufe tief durch, schalte meine Vernunft aus und wage es: »Mandy, ich bin eine Lesbe.«
    Sofort zieht Mandy ihre Hand von meinem Arm weg. Mit weit aufgerissenen Augen starrt sie mich an. »Was?«
    »Ich bin eine Lesbe. Ich steh’ auf Frauen. Keine Angst, ich tu dir schon nichts.«
    »Oh ja, entschuldige bitte.«
    Schnell legt sie ihre Hand wieder auf meinen Arm, wie als Beweis, dass sie sich nicht vor mir fürchtet. Doch der Schock in den Augen bleibt. Ich muss grinsen.
    »Noch nie eine Lesbe gesehen?«
    Mandy schüttelt den Kopf. »Ähm, doch«, meint sie dann. »Im Fernsehen bestimmt mal. Aber noch nicht in echt.«
    »Und, wie findest du es?«
    »Spannend«, haucht sie, und langsam beginnt sie zu strahlen.
    Bingo! Es hat gewirkt. Mandy hat ihren Marcel in Anbetracht einer leibhaftigen Lesbe vergessen. Sie sieht mich an, als wäre ich eine überirdische Erscheinung oder ein berühmter Popstar. Ich fühle mich fast geschmeichelt.
    »Naja, so

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