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Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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wie immer.
    Am Abend führe ich ein langes Telefonat mit Oskar. Vor mir ein Glas Jameson Whiskey, auf meinem Schoß Gismo, über mir nur eine dünne Zimmerdecke und darüber eine Plane. Wenigstens schneit es heute nicht. Es sollte längst Frühling sein. Ob so eine Zimmerdecke bei falscher statischer Berechnung einstürzen kann?
    Ähnlich wie schon Droch fragt auch Oskar: „Was willst du?“
    Das Geld, aber nicht den Job. Beim „Magazin“ etwas anderes machen. Oder anderswo. Aber beim „Blatt“ …
    „Dann nimm nicht an. Finanziell bist du immer über die Runden gekommen. Und: Auch wenn du das nicht so gern hörst … da gibt es in Notfällen immer noch mich.“
    „Zum Glück nicht nur in Notfällen“, antworte ich. Trotzdem möchte ich auf eigenen Beinen stehen, aber das weiß er ohnehin. „Ich werde versuchen, beim ‚Magazin‘ einen besseren Vertrag auszuhandeln. Wir haben keine Reise-Redaktion, aber etwas in diese Richtung … Und“, ich rede mich in Fahrt, „sollte er kein Interesse haben, mich zu halten, dann kann ich ja immer noch zum ‚Blatt‘ gehen.“
    „Oder sonst wohin.“
    Wohin? Die österreichische Zeitungslandschaft ist nicht gerade vielfältig. Oskar verspricht, am Wochenende nach Wien zu kommen. Liebeserklärungen am Telefon sind nicht meine Sache, über die Leitung klingt alles anders, hohl, virtuell. „Hab dich lieb“, flüstere ich zum Schluss rasch und lege auf. In zwei, drei Monaten ist Oskars großer Wirtschaftsprozess in Frankfurt abgeschlossen. Sieht so aus, als würden er und seine Partner auf ganzer Linie siegen. Seit ich hinter seine Affäre mit einer Kollegin gekommen bin, bemüht er sich, jedes Wochenende mit mir zu verbringen. Immerhin war ich es, die in Wien bleiben wollte. Gedankenloses Vertrauen, so wie früher, hab ich nicht mehr. Aber vielleicht ist es ohnehin besser, trotz allem zu vertrauen, als Treue rundum und in jeder Hinsicht wie naturgegeben anzunehmen. Außerdem: Von meinem Seitensprung in der Karibik weiß er nichts, ich glaube, ich werde ihm auch nie davon erzählen. Eine Liebesnacht am Meer, die mir heute schon wie ein Traum vorkommt. Ein schöner Traum allerdings, aber auch nicht mehr als das. Es hat nichts mit Offenheit zu tun, alles herauszuquatschen, nur weil man es loswerden will. Kann er mir vertrauen? Ich denke schon.
    Ich schenke mir noch einen Whiskey ein und Gismo und ich tun, als würde es so ruhig bleiben.
    „Es ist ein sehr gutes Angebot, da können wir natürlich nicht mit“, sagt der Chefredakteur und versucht ein Pokerface zu ziehen. „Frauen fördern will die Messerschmidt also“, ergänzt er. „Nehme ich ihr nicht ab. Sie will die Kriminalstorys.“
    Von der Frauenförderungssache habe ich ihm gar nicht erzählt. Mein Eindruck der letzten zehn Minuten verdichtet sich zur Gewissheit: Droch muss mit dem Chefredakteur geredet haben. Verdammt noch mal, das war ein vertrauliches Gespräch, er hat sich nicht einzumischen … jedenfalls nicht so.
    „ICH fördere Frauen schon lange“, fährt der Chefredakteur fort und sieht mich selbstgefällig an.
    Was immer das heißen mag. Ich weiß vor allem von seinen zahlreichen Affären, aber auch die haben den wenigsten etwas genützt.
    „Sie wollen uns also verlassen …“
    Ein Stich. Lässt er mich gehen? Zurückpokern. So viel wie der hab ich allemal noch drauf: „Das Angebot ist, wie Sie selbst gesagt haben, sehr gut. Ich hänge am ‚Magazin‘, aber …“
    „Ich kann Sie nicht zur Ressortleiterin machen.“
    Das habe ich auch nicht angenommen. Ich sehe ihm so fest wie möglich in die Augen. Das ist bei einem Visavis, das seinen ledernen Schreibtischsessel ganz nach hinten gekippt hat und, lässig, lässig, in dem schweren Möbel beinahe liegt, gar nicht so einfach. „Ich dachte an Reisereportagen. Sie wissen, dass ich das kann. Lebendige Reportagen, Lesestoff, im Mittelpunkt Menschen. Vielleicht auch Interviews. Erinnern Sie sich an das letzte große Interview mit dem Salzburger Jedermann? Mit mir reden die Promis.“
    „Der redet mit jedem.“ Der Chefredakteur kratzt sich am Kinn. „Aber wir sind vielleicht gar nicht so weit voneinander entfernt. Ich weiß ja nicht, welchen Narren Droch an Ihnen gefressen hat, aber … um ehrlich zu sein, hatte er einen ganz guten Vorschlag: Sie werden so etwas wie Chefreporterin. Das heißt: Keine Anstellung, aber ein monatliches Fixum. Sie machen uns große Reportagen, zwölf pro Jahr garantiert.“
    Fast vergesse ich nach den finanziellen
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