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Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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Jahren geändert. Zum Glück. Wenn du nicht tüchtig bist …“
    Eva Berthold schüttelt den Kopf: „Lass gut sein, Großvater, das interessiert Frau Valensky sicher nicht besonders. Die Aichingers sind eben etwas … mühsam.“
    „Unverträglich sind sie“, fährt der Großvater fort. „Wer, glaubst du, sticht uns die Autoreifen auf? Und dass sie auf einer Saumrinne bestanden haben, nur damit unser Anbau nicht in ihre Lufthoheit eindringt! Nicht einmal die Dachrinne darf drüberstehen, sie muss ins Dach hineingebaut werden, was viel mehr kostet …“
    „Das mit dem Autoreifen kann auch ein spitzer Stein gewesen sein, Großvater.“
    „Aber geh, schon als ich Bürgermeister gewesen bin, war mit dem alten Aichinger nicht auszukommen. Was ich mit dem auszuhalten gehabt hab: Hab ich das eine gesagt, hat er das andere gesagt.“
    „Sie waren … von unterschiedlichen Parteien?“, frage ich weiter. Viele Möglichkeiten hat es hier am Land wohl nicht gegeben. Volkspartei oder Sozialdemokraten.
    „Wo denken Sie hin? Wir waren natürlich beide von der Volkspartei, ich Bürgermeister und Parteiobmann über dreißig Jahre, er Vizebürgermeister. Bis er auf die Idee gekommen ist, dass man nicht Bürgermeister und zugleich Parteiobmann sein soll. Ausgehebelt hat er mich, selbst wollte er Parteiobmann werden, aber da hab ich mich hinter die vom Wirtschaftsbund gesteckt und es hat ja auch genug Leute vom Bauernbund gegeben, die ihn nicht gewollt haben, ganz abgesehen von der Frauenbewegung, die waren auch eher für mich, fesch war ich damals noch, also hat er es nicht geschafft mit dem Obmann.“
    Ich lächle. „Wie lange ist das her?“ Ich denke an die Fünfziger-, Sechzigerjahre.
    „Na das war so 1990. Vor zehn Jahren hab ich dann meine Funktion abgegeben, freiwillig, an einen Lehrer. Jetzt sind fast alle Bürgermeister Lehrer. Die haben Zeit genug. Ich nicht. Wir haben ja groß ausgebaut. Man braucht mich.“
    Eva Berthold ist aufgestanden und lächelt. „Wir brauchen dich wirklich, Großvater.“ Zu mir gewandt: „Ich muss an den Computer, Mails checken und Daten nachtragen. Die Verwaltung wird seit der EU immer aufwändiger.“
    Ich stehe auch auf. „Ich will Sie nicht aufhalten …“
    Berthold will zu seinen Arbeitern in den Keller gehen. Wenn der Fotograf da ist, fahren sie noch einmal hinaus in den Weingarten schneiden und anbinden. „Ist fast ehrenrührig, jetzt noch Reben zu schneiden, so als ob wir im Winter nicht fleißig genug gewesen wären“, meint er.
    „Warum? Schadet ihnen das jetzt?“
    „Wenn sie noch nicht ausgetrieben haben, nicht. Aber man macht es eben früher. Doch wie gesagt, der Weingarten hat vor einer Woche noch gar nicht uns gehört.“
    „Sie expandieren ziemlich, nicht wahr?“
    Hans Berthold sieht mich ernst an: „Wir müssen. Wir hatten zwei Möglichkeiten: Wir bleiben der kleine Familienbetrieb und wurschteln uns mit möglichst guten Weinen durch oder wir professionalisieren das Unternehmen. Mein Sohn hat mit Weinbau nichts am Hut, das hat, so seltsam es klingt, wahrscheinlich den Ausschlag gegeben. Evas Eltern können nicht immer mithelfen, es geht ihnen nicht mehr so gut, außerdem hat ihr Bruder auch eine Landwirtschaft. Vater ist noch sehr rüstig, aber wer weiß, wie lange noch. Unsere Jüngste, Martina, ist ganz besessen vom Weinbau, sie besucht die Weinbaufachschule, aber sie ist erst sechzehn. Wir hätten einen Teil unserer Eigenflächen verpachten müssen, wenn wir nur zu zweit oder dritt arbeiten würden. Also haben wir uns für den anderen Weg entschieden: Zukauf, Zupacht, Arbeiter anstellen, Werbung machen, Schritt für Schritt. Was Sie heute sehen, ist das Ergebnis von sechs Jahren harter Arbeit in diese Richtung.“
    „Und Ihr Nachbar Aichinger?“
    „Baut auf die Arbeitskraft seiner Verwandtschaft. Er kommt kaum zurecht, aber trotzdem versucht er uns die besten Lagen vor der Nase wegzuschnappen, nur um mich zu ärgern. Es gibt ja viele, die gerne verpachten.“
    „Und sein Wein?“
    „Probieren Sie ihn.“
    „Der Umbau hier …“
    „Wir sind im letzten November fertig geworden, wenn schon, denn schon. Sie müssen sich einmal den Keller ansehen, darauf bin ich besonders stolz.“
    „Auf Urlaub waren wir schon drei Jahre nicht“, seufzt Frau Berthold, „aber heuer. Sicher.“
    Er scheint sich da nicht so sicher zu sein. „Wir werden sehen.“
    Ich sitze mit Frau Berthold im Büro, warte auf den Fotografen und versuche sie nicht zu stören. Das
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