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Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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Bedingungen zu fragen: Chefreporterin vom „Magazin“ – ich weiß, das sagt nicht viel, aber es … klingt gut. Verdammt gut. „Wie hoch ist das Fixum?“
    „Tausendfünfhundert Euro im Monat, Sozialabgaben und Steuern bleiben bei Ihnen.“
    Verhandle, Mira! „Zweitausend.“
    „Also gut.“
    Mist, da dürfte ich zu tief angesetzt haben. „Steuern und Sozialabgaben beim ‚Magazin‘.“
    „Mehr als zweitausend auf Honorarbasis kann ich nicht bieten.“
    „Und das Honorar pro Reportage?“
    „Wie bisher.“
    Also so irgendwo zwischen fünfhundert und tausendfünfhundert Euro für eine mehrseitige Story, gar nicht schlecht, wenn man es mit den Hungerhonoraren vergleicht, für die viele in unserer Branche inzwischen arbeiten.
    „Sie können mehr verdienen als beim ‚Blatt‘: Zwei große Reportagen im Monat plus Fixum macht fünftausend Euro.“
    „Nur dass ich dort das Gehalt vierzehnmal im Jahr bekäme und die viertausendfünfhundert netto wären.“ Er soll nicht glauben … Dabei kann ich mein Glück kaum fassen, endlich einmal die Stufen nach oben, mehr Geld, ein interessanterer Job.
    „Wollen Sie oder wollen Sie nicht?“
    „Ich will!“ Das war des Jubels etwas zu viel, zu viel Hochzeitston und Liebe für immer in der Stimme, aber für Nuancen ist unser Chefredakteur zum Glück nicht besonders empfänglich. Das muss gefeiert werden!
    „Den ersten Auftrag habe ich übrigens schon für Sie“, holt mich der Chefredakteur auf den Boden der „Magazin“-Realität zurück: „Es gibt einen neuen Star unter den Weinbauern, ich kenne ihn übrigens auch persönlich sehr gut, seine Weine sind etwas ganz Besonderes, er hat in Melbourne bei der internationalen Weinbewertung abgeräumt, beim „Wine Spectator“ hat er tolle Bewertungen und in Österreich immerhin gleich zwei Salon-Sieger, diverse Medaillen, bla, bla. Ist doch Ihre Liga, oder? Hans Berthold, Treberndorf, Weinviertel, fast vor unserer Haustür. Netter Typ, wir haben eine ganze Nacht …“
    Ich soll einen Kumpel des Chefredakteurs promoten? Womöglich damit er seinen Jahresbedarf an Wein gratis geliefert bekommt? Andererseits: Von Berthold habe auch ich schon gehört, und die Reportage liegt tatsächlich auf meiner Linie. Sie ist so etwas wie eine Zusatzbelohnung. Hinaus aufs Land, wo über dem Kopf keine Presslufthämmer wüten, Natur, Weine verkosten. Ich sehe saftig grüne Rebzeilen vor mir, tiefe Keller, hausgeräucherte Speckseiten, Weinlese, Holzfässer … Mira, brems dich ein, es ist März und es ist saukalt. Keine Klischeegeschichte. Zumindest nicht mehr Klischee, als für das „Magazin“ sein muss. Ich werde gute Reportagen liefern, solche, die man sich merkt. Hm. Was merkt man sich schon von dem, was in der Zeitung steht?
    Treberndorf ist nicht gerade groß, ich werde diesen Berthold schon finden. Aneinander geduckte Bauernhäuser entlang der Hauptstraße, ein Weinviertler Straßendorf, wenig Grün, oder macht es bloß der kalte März, dass alles so verwaschen grau erscheint? Ich suche nach einem Hinweisschild, einer Tafel an einem der Häuser. Bertolds Betrieb soll am Ende von Treberndorf liegen, zumindest wenn der Chefredakteur Recht hat. Genaueres wollte er nicht sagen, allzu gut scheint er den neuen Starwinzer doch nicht zu kennen. Treberndorf hat erstaunlich viele Enden, zwei an der Hauptstraße, und von der zweigen mehrere Seitenstraßen ab. Niemand zu sehen. Der Wind pfeift eisig. Kleine Barockkirche, gegenüber ein Lebensmittelgeschäft der Kauf-Gruppe, Greisler gibt es fast keine mehr, alle Läden gehören zu irgendeinem Konzern oder gehen unter. Zwei Frauen mit Einkaufskorb. Ich bremse, kurble das Fenster herunter, frage nach dem Weg.
    Neugierige Blicke, aber nicht unfreundlich. Die nächste Gasse nach rechts also, hier gibt es kleine Vorgärten, radikal gestutzte Rosen, das letzte Gebäude soll es sein. Ja, die breite Einfahrt stimmt: Ein Bauernhaus mit brauner Fassade und grünen Fensterumrahmungen, etwas dumpf in den Farben, aber Berthold wird wohl keine Zeit für solche Dinge haben. Das Tor ist zu. Kein Namensschild. Keine Klingel. Aber: Das letzte Haus, also muss es passen. Ich erinnere mich daran, dass es im Weinviertel üblich ist, einfach durchs Tor in den Hof zu gehen. Mir ist es immer etwas unangenehm, so einzudringen. Die schwere gusseiserne Klinke gibt nach, ich stehe im Hof. Beton, wohin das Auge reicht. Was soll’s: Hier ist wenigstens Platz genug zum Arbeiten. Schmink dir deine romantischen
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