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Weil wir glücklich waren - Roman

Weil wir glücklich waren - Roman

Titel: Weil wir glücklich waren - Roman
Autoren: Bastei Lübbe
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Warmhalteplatte in der Mitte des Tisches, der mit zueinanderpassenden Tellern und Servietten für vier Personen gedeckt war. Charlie ging hin und hob den Deckel, um hineinzuspähen.
    »Lasagne!« Er nahm eins von Miles' Händchen, um das Daumen-rauf-Zeichen zu machen. Ich wusste nicht, ob sich mein Schwager wirklich über die Lasagne freute. Erst vor drei Stunden hatten wir mit meinem Vater und Susan O'Dell gebruncht. Möglicherweise hatte Charlie schon wieder Hunger - ich nicht. Aber da meine Mutter gesagt hatte, dass sie gern für uns kochen würde, war ich mit dem festen Vorsatz gekommen, etwas zu essen.
    »Wie hast du das gemacht?« Er schaute sich um. »Du hast ja gar keinen Herd.«
    »Im ersten Stock ist eine Küche.« Sie deutete mit dem Kopf auf den Wein, den Elise immer noch in der Hand hielt. »Aber ich habe einen kleinen Kühlschrank. Ich kann den Wein kalt stellen.« Elise gab ihr die Flasche, und meine Mutter betrachtete das Etikett und lächelte. »Ah!«, sagte sie. »Sehr schön.«
    Sie hatte sich viel Mühe gegeben, das stand fest. Abgesehen davon, dass sie wer weiß wie oft die Treppe hinauf- und hinuntergelaufen war, um die Lasagne zu kochen, hatte sie den Raum ein bisschen weihnachtlich dekoriert. Ihre Wohnung sah immer behaglich aus, obwohl es im Grunde nur zwei Studentenzimmer mit einer Verbindungstür waren. Der einzige richtige Unterschied zwischen ihrer Wohnung und jedem anderen Zimmer im Heim bestand darin, dass sie ihr eigenes Badezimmer hatte. Aber im November hatte sie sich eine schicke Leinencouch gekauft, die wie das Möbelstück eines Erwachsenen aussah, und hübsche Vorhänge aufgehängt. Ich wusste, dass der Tisch, auf dem die Lasagne stand, nur ein Klapptisch war, den sie beim Ausverkauf in einer Drogerie entdeckt hatte, aber heute hatte sie roten Stoff darübergehängt, der vielleicht ursprünglich nicht als Tischdecke gedacht war, aber trotzdem sehr gut aussah. Weiße Lichterketten blinkten an ihrem Ficus, und vor dem Fenster hatte sie einen Mistelzweig aufgehängt. Als Charlie zufällig darunter vorbeischlenderte, flitzte sie durchs Zimmer, küsste ihn auf die Wange und duckte sich, um Miles auch einen Kuss zu geben.
    »He!« Ich tippte an den Rand der großen Salatschüssel, die außergewöhnlich gewellt und in einem sehr schönen Grünton bemalt war. »Ist das ein Geschenk von Gordons Tochter?«
    »Ja! Ist das zu fassen?« Sie drückte Miles' baumelnde Füßchen, um sich zu vergewissern, dass sie warm waren. »Ich habe sie nur das eine Mal getroffen, als sie zu Besuch war. Damals habe ich ihr gesagt, dass mir ihre Arbeiten gefallen, die Sachen, die ich aus Gordons Büro kenne. Und dann hat sie mir das hier geschickt, als sie wieder zu Hause war. Ist das nicht nett?«
    Elise und ich wechselten einen Blick. Als meine Mutter nicht hinsah, wackelte Charlie mit den Augenbrauen und grinste. Ich hatte beiden erzählt, wie oft ich meine Mutter und Gordon zusammen beim Essen in der Kantine gesehen hatte. Vielleicht waren sie nur gute Freunde und tauschten Horrorgeschichten und Klagen aus, wie sie alle Leute mittleren Alters kannten, die unter Jugendlichen lebten. Einmal hatte ich sie nach ihm gefragt, aber sie hatte abgewinkt. Sie hatte gesagt, dass sie an etwas Derartiges im Moment nicht denke. Aber ich hatte meine Vermutungen, möglicherweise sogar Hoffnungen. Gordons Tochter vielleicht auch.
    »Ich laufe schnell in mein Zimmer und ziehe mich an«, sagte sie. »Es dauert nur eine Minute. Veronica, Liebes, machst du vielleicht ein bisschen Musik? Mein CD-Player steht hinter dir auf dem Fensterbrett.«
    Sie ging ins Nebenzimmer und schloss die Tür hinter sich. Ich drückte auf den Knopf des kleinen Plastikgerätes. Es war Weihnachtsmusik, Rudolph the Red Nosed Reindeer. Miles, der immer noch in seinem Tragetuch hing, fing an, seine Arme und Beine zu schwenken. Auch Charlie und ich begannen zu tanzen, um ihn anzufeuern. Aber Elise, die bedrückt wirkte, starrte auf den Tisch, besonders auf die Warmhalteplatte unter der Lasagne. Sie hob den roten Stoff an und schürzte die Lippen, als sie den Klapptisch sah.
    »Sagt bloß nichts von dem Ring«, flüsterte sie, schaute das Heizgerät an und schluckte. »Und schon gar nichts von einer Hochzeit am Strand.«
    Charlie und ich nickten beide. Es gab keinen Grund, die Verlobung meines Vaters zu erwähnen, wenigstens nicht heute. Andererseits war ich mir nicht sicher, ob es meine Mutter so aufregen würde, wie Elise zu glauben schien. Der Gedanke
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