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Weil du mich liebst

Weil du mich liebst

Titel: Weil du mich liebst
Autoren: Beth Kery
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Kam auf dem Grundstück gelebt – seine Mutter war Wäscherin und Dienstmädchen. Als es Gaines aufgefallen war, wie klug Kam war, hat er ihn als eine Art Helfer für seine Werkstatt engagiert. Schließlich hat sich wohl sogar so etwas wie eine Zuneigung zu ihm entwickelt, obwohl Kam sehr pragmatisch ist und die Vorstellung, da hätte es etwas gegeben, das wie väterliche Liebe aussah, verächtlich von sich weist. Kam war ein schlaues Kind, in mehr als nur einer Beziehung. Er hat gewusst, wie er das aus Gaines herauskitzeln konnte, was er sich gewünscht hat. So hat er mit Gaines verabredet, dass ihn dieser als Gegenleistung für seine Hilfe in der Werkstatt auf die Schule geschickt hat. Und Gaines hat ihn dann, erstaunlich genug, sogar noch das Abitur machen lassen und zum Medizinstudium geschickt. Sein praktisches Jahr als Kardiologe hat Kam dann allerdings nicht beendet, er ist nach Aurore zurückgegangen, weil seine Mutter krank geworden ist.«
    »Was für eine beeindruckende Lebensgeschichte Kam hat.« Anne schüttelte erstaunt den Kopf. »So jemanden wie ihn habe ich noch nie getroffen, und ich habe wahrlich eine ganze Menge eigenartiger Männer kennengelernt«, fügte sie hinzu und blickte dabei Ian und James komisch an.
    »Wenn man seinen medizinischen Background bedenkt und seine Erfahrungen mit Gaines dazunimmt, wundert es einen nicht mehr, dass er eine solch geniale Technologie entwickelt hat«, sagte Francesca. »Hat Ian euch erzählt, dass er seine Biotechnologie-Patente für einige Millionen Dollar an einen pharmazeutischen Konzern verkauft hat? Mit seiner Erfindung werden sie neue, revolutionäre medizinische Uhren entwickeln können. Diese Uhren können alles, sie warnen vor einem bevorstehenden Herzinfarkt, weisen Frauen auf den idealen Zeitpunkt hin, um schwanger zu werden, und noch viele Dutzend anderer Dinge. Das läuft über einen Biofeedback-Mechanismus, das heißt die Nutzer werden ständig entsprechend ihres Verhaltens und ihres Umgangs mit der Umwelt unterrichtet.«
    »Kam hat das weitergeführt, was Trevor Gaines mit seinen perversen Obsessionen und seiner verqueren Gier begonnen hat, es aber zu etwas gewendet, das unsere Welt positiv voranbringt.« Ian dachte dabei nicht nur an Gaines’ mechanisches Genie, sondern auch an die Tatsache, dass er von dem »Uhrwerk«-ähnlichen Zyklus der Frauen besessen war, damit er seine Opfer schwängern konnte. Kam hatte Ian und Francesca davon berichtet, dass Gaines Interesse daran gezeigt hatte, die menschliche Biologie zu vermessen und vorherzusagen, sogar erste Versuche dazu hatte er durchgeführt. Doch erst Kam hat das weitreichende Potenzial dieser Idee erkannt und die Arbeiten in einer bedeutsamen, grundsätzlicheren Art und Weise weitergeführt.
    Ian warf einen Blick zur Seite, auf Francesca, als sie eine Hand auf seinen Oberschenkel legte. Eine tiefe, ernste Dankbarkeit erfüllte sie, wenn sie schon an Ians Stimme erkennen konnte, dass er in zunehmendem Frieden von seinem leiblichen Vater sprach. Es schockierte ihn noch immer, wer Gaines als Mann gewesen war, aber er verstand ihn nun objektiv besser. Ian hatte die ganze Zeit recht gehabt, das konnte Francesca nun freimütig zugeben. Irgendetwas beim Sammeln von Informationen über Gaines, beim Versuch, seine Vergangenheit, seine Umgebung, seine Arbeitsweisen und Obsessionen zu verstehen – all das hatte Ian geholfen, den Abstand zu seinem leiblichen Vater einzunehmen, den er so dringend brauchte. Er hatte mit Kam über viele Einzelheiten seiner gemeinsam mit Gaines verbrachten Jahre gesprochen, er hatte außerdem Tagebücher von Gaines’ Mutter und von Trevor selbst entdeckt und war bei alldem zu dem Schluss gekommen, dass Gaines als junger Mann von seinem neuen Stiefvater, Alfred Aurore, missbraucht worden war. Gaines hatte Alfred Aurore verachtet, doch das wahre Ziel seines Hasses war seine Mutter geworden. Schließlich hatte sie ihn dieser Gefahr ausgesetzt und nichts unternommen, um ihn davor zu beschützen. Und das, obwohl sie, wie Gaines in seinem Tagebuch berichtete, sehr wohl genau wusste, was ihr Mann ihrem Sohn antat. Vielleicht war es im Grunde das gewesen, was Gaines schließlich zu seinem Hass auf Frauen und dem Verlangen geführt hatte, sich in ihren Körper und mit einem Kind dann auch in ihr Leben zu drängen. Das Leben jeder Frau musste sich durch ein Kind ändern, auch wenn Trevors Mutter bei ihrem eigenen Sohn sich alle Mühe gegeben hatte, diese Wahrheit zu verleugnen.
    Ian
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