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Weil deine Augen ihn nicht sehen

Weil deine Augen ihn nicht sehen

Titel: Weil deine Augen ihn nicht sehen
Autoren: Mary Higgins Clark
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oder nichts«, sagte er laut, als er sich an letzter Stelle in die tödliche Prozession einreihte.

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    ZWÖLF MINUTEN, NACHDEM er einen knappen Anruf von der Polizeiwache Barnstable erhalten hatte, traf Officer Sam Tyron beim Soundview ein. Auf dem Weg dorthin hatte er sich heftige Vorwürfe gemacht, weil er nicht auf seine Intuition gehört hatte. Er hätte diese Frau, die er angehalten hatte, weil sie ohne Kindersitz in ihrem Transporter unterwegs war, näher unter die Lupe nehmen sollen.
    Mir ist sogar kurz durch den Kopf gegangen, dass sie dem Foto in ihrem Führerschein nicht besonders ähnlich sah, dachte er. Aber das mussten seine Vorgesetzten nicht unbedingt erfahren.
    Bei seiner Ankunft stellte er fest, dass das gesamte Motel bereits von Polizeibeamten wimmelte. Nachdem die Meldung durchgegeben wurde, dass die zweite Zwillingstochter der Frawleys noch am Leben sei und in Hyannis gesehen wurde, waren alle verfügbaren Kräfte in Bewegung gesetzt worden. In dem Zimmer, das die Frau unter dem Namen Linda Hagen bewohnt hatte, herrschte geschäftiges Gedränge. Die Zwanzig-Dollar-Scheine, die unter dem Bett gefunden wurden, waren ein starkes Indiz dafür, dass sie tatsächlich zu den Kidnappern gehörte. Nur wenige Stunden zuvor hatte Kathy Frawley auf diesem Bett gelegen.
    David Toomey hatte einen Anruf vom Nachtportier bekommen und war schnellstens wieder ins Motel zurückgekehrt.
»Dieses Kind ist sehr, sehr krank«, berichtete er aufgeregt. »Bestimmt ist sie nicht bei einem Arzt gewesen. Die Kleine hat gehustet, und ihr Atem ging schwer und pfeifend. Sie hätte sofort in ein Krankenhaus gebracht werden müssen. Wenn sie die Frau nicht bald finden, dann ist es vielleicht zu spät. Ich meine …«
    »Wann haben Sie sie zum letzten Mal gesehen?«, fragte der Polizeichef von Barnstable.
    »Das muss gegen halb eins gewesen sein. Ich weiß nicht, um welche Uhrzeit sie weggefahren ist.«
    Das ist siebeneinhalb Stunden her, dachte Sam Tyron. Sie könnte mittlerweile in Kanada sein.
    Der Polizeichef brachte diese Möglichkeit ebenfalls zur Sprache und fügte hinzu: »Für den unwahrscheinlichen Fall, dass sie doch noch in der Gegend sein sollte, werden wir sämtliche Motels auf Cape Cod verständigen, ein Auge offen zu halten. Außerdem wird die Staatspolizei an den Brücken Straßensperren errichten.«

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    ABGESEHEN VON DEN Bemühungen, Kelly wach zu halten, herrschte im Flugzeug Schweigen. Kelly, die Augen geschlossen, saß auf Margarets Schoß. Lethargisch lehnte sie mit dem Kopf an Margarets Brust und reagierte kaum noch, wenn man sie ansprach.
    Die Agenten Carlson und Realto saßen mit ihnen im Flugzeug. Sie hatten mit dem FBI-Hauptquartier in Boston Kontakt aufgenommen. Ihre Kollegen dort waren unterwegs zum Cape, um die Ermittlungen zu übernehmen. Ein Wagen des FBI würde sie am Flughafen abholen und zur Polizeiwache von Hyannis bringen, wo die Befehlszentrale für die Fahndung eingerichtet werden sollte. Vor dem Abflug hatten die beiden Männer noch miteinander gesprochen und dabei ihre neu gewonnene Überzeugung zum Ausdruck gebracht, dass Kelly tatsächlich mit Kathy kommunizieren konnte. Außerdem waren sie angesichts von Kellys Verhalten beide der Meinung, dass es möglicherweise zu spät sein könnte, ihre Zwillingsschwester noch zu retten.
    Im Fahrgastraum befanden sich acht Passagiere. Carlson und Realto saßen nebeneinander, beide waren in ihre Gedanken versunken, beide kämpften mit dem Verdruss darüber, dass sie Clint Downes nur um wenige Stunden verpasst hatten. Auch wenn Angie heute Vormittag in Cape Cod gewesen ist, wird sie sich wahrscheinlich dennoch in Maine mit
ihm treffen, dachte Carlson. Es schien zu passen. Er hatte sich eine Karte von Maine im Mietwagenbüro besorgt. Sie war dort aufgewachsen.
    Realto überlegte, was er tun würde, wenn er sich in der Situation von Clint und Angie befinden würde. Ich würde mich des Transporters und des Mietwagens entledigen, dachte er, und ich würde mich auch des Kindes entledigen. Nachdem die Polizei im ganzen Land nach ihr sucht, ist Kathy für sie ein zu großes Risiko. Wir können nur hoffen, dass sie so viel Anstand besitzen, sie irgendwo auszusetzen, wo man sie schnell findet.
    Damit würden sie uns jedoch einen genauen Ort liefern, von dem aus wir die Fahndung nach ihnen fortsetzen können. Und mein Gefühl sagt mir, diese Leute stecken schon so tief im Verbrechen drin, dass sie auch den letzten Rest von Anstand verloren haben.

98
    JEDER
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