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Weihnachtszauber 02

Weihnachtszauber 02

Titel: Weihnachtszauber 02
Autoren: AMANDA MCCABE , CAROLE MORTIMER , Gayle Wilson , Margaret McPhee
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an und berührte seine aufgeschürfte Wange. „Tut es sehr weh?“
    „Nein, so schlimm, wie es aussieht, ist es nicht“, erwiderte er. Dann hüllte er sie beide in eine Decke ein.
    Eine Zeit lang musterte sie ihn schweigend, und schließlich betonte sie: „Du bist nicht der Mann, der du behauptet hast zu sein.“
    „Was habe ich dir gesagt?“
    „Du würdest die Bedeutung des Wortes ‚Ehre‘ nicht kennen.“
    „Nun, das stimmt ja auch.“
    „Nein“, widersprach sie entschieden. „Sicher nicht. In deinem kleinen Finger steckt mehr Ehre als im ganzen Körper der meisten Männer.“
    Ironisch lachte er, und die Wahrheit lastete bleischwer auf seiner Seele. Im Widerschein der Aschenglut wirkte Francescas Gesicht so sanft und schön.
    Behutsam strich er über ihre Wange. „Da gibt es etwas, das ich dir erzählen sollte.
    Nur mein Vater und mein Bruder Richard wissen Bescheid.“
    „Du musst mich nicht einweihen, Jack“, entgegnete sie leise.
    „Doch. Selbst wenn du mich danach verachtest, würde ich es vorziehen, dass du die Tatsachen kennst.“
    „Also gut.“
    Die Augen geschlossen, verdrängte er Schuldgefühle und Scham und Bitterkeit. Nach kurzem Zögern hob er die Lider und begann zu sprechen. „Es geschah letztes Jahr in London, kurz vor Weihnachten. Wegen einer Frauengeschichte wurde ich zu einem Pistolenduell gefordert. Zwei Tage später sollte es stattfinden, im Morgengrauen auf dem Wimbledon Common. Aber dort erschien ich nicht. Stattdessen lag ich betrunken mit einer Frau in meinem Bett – nicht mit der Ursache des Duells, wie ich hinzufügen möchte. Richard fand mich, versuchte mich nüchtern zu kriegen und auf den Kampf vorzubereiten. Davon wollte ich nichts hören. Ich erklärte ihm, um den Ruf und die Ehre der Familie würde ich mich nicht kümmern. Sollte sich doch ganz London den Mund über meine Weigerung zerreißen, das Duell auszutragen, das sei mir völlig egal. Welche Konsequenzen sich aus meinen Worten ergeben würden, ahnte ich nicht. Richard verließ mein Haus. Ohne mein Wissen nahm er einige meiner Kleidungsstücke mit, zog sie an und ging an meiner Stelle zum Wimbledon Common. Die Schande, die mein Verhalten über die Holbertons bringen würde, ertrug er nicht. Wir sehen uns ähnlich, und der Morgen begann eben erst zu dämmern. Deshalb gelang ihm das Täuschungsmanöver. Er wurde ins Bein geschossen. Beinahe starb er an der Wunde.“ Mit aller Macht kehrte das alte Leid zurück. „Richard blieb am Leben. Aber seither hinkt er.“ Francesca nahm den Zorn und die Gewissensqualen, die in seinem heiserem Flüstern mitschwangen, wahr.
    „O Jack ...“ Tröstend ergriff Francesca seine Hand, und er hörte aus ihrer Stimme ein Mitgefühl heraus, das er nicht verdiente.
    „ Mich hätte die Kugel treffen müssen.“
    Ihre Finger umschlossen seine noch fester. „Damals kannte ich dich nicht, Jack. Aber jetzt kenne ich dich. Zweimal hast du mein Leben gerettet. Auch Tom verdankt dir sein Leben, ebenso wie all die anderen, die Grosely ans Messer geliefert hätte, wäre er nicht von dir daran gehindert worden. In deinen Augen las ich den Schmerz tiefer Reue.“ Sie hauchte einen zarten, süßen Kuss auf seine Wange. „Und ich sage es immer noch – du bist einer der ehrbarsten Männer, die mir je begegnet sind, Jack Holberton.“
    Verblüfft starrte er sie an, und die schmerzlichen Schuldgefühle, die ihn seit einem Jahr verfolgten, schienen ein wenig zu verebben. Unter der Decke schlang er Francesca einen Arm um die Taille, drückte sie an sich, und sie lehnte den Kopf an seine Schulter. Und so saßen sie beisammen, Seite an Seite, Herz an Herz, lauschten dem Regen und dem knisternden Verglimmen der Glut im Kamin.
    Es war ein angenehmer innerer Friede, den Francesca empfand – als hätte sie ihr Leben lang auf diesen Moment gewartet, auf die Nähe dieses Mannes. Nun war alles so, wie es sein sollte.
    „Wie sehr ich dich liebe, weißt du, nicht wahr, Francesca?“, fragte er. „Und dass ich nicht beabsichtige, mein Leben ohne dich zu verbringen?“
    Irgendwo in ihrem Innern regte sich ungläubiges Staunen – nur sekundenlang. Denn in ihrer Seele hatte sie es gewusst. Er liebte sie. So wie sie ihn.
    Jack wandte ihr das Gesicht zu, sie sah ihn an, und ihre Lippen fanden sich zu einem sanften, innigen Kuss. Darin erkannte Francesca seine ganze Liebe, seine ganze Sehnsucht, die ihre eigene weckte – neue, unbekannte Emotionen in der Tiefe ihres Daseins. Hungrig vereinten sich
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