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Weihnachtsgeschichten am Kamin 04

Weihnachtsgeschichten am Kamin 04

Titel: Weihnachtsgeschichten am Kamin 04
Autoren: Uwe Friedrichsen , Ursula Richter
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Fürsorge meiner geliebten Eltern eine sorglose, glückliche Kindheit. Aber ich spürte damals immer wieder, besonders bei meiner Mutter, eine unendliche Traurigkeit. Ich wünschte mir dann nichts weiter als ein kleines, glückliches Lächeln. Ich wußte aber auch, wie ich es hervorzaubern konnte, es klappte nämlich immer: Ich kroch zu ihr auf den Schoß, kuschelte mich wohlig an, und schon huschte dieses von mir so sehr ersehnte Lächeln über ihr Gesicht. Das waren dann — so klein wie ich war — für mich die glücklichsten Augenblicke.
    Kinderherzen haben kleine Wünsche, und die hatte ich natürlich auch. Diese waren damals in dem Winter sehr zeitbezogen, denn ich wünschte mir, in ein Weihnachtsmärchen gehen zu dürfen. In der «FLORA» gab es, wenn ich mich noch recht erinnere, «Frau Holle».
    Die Erfüllung dieses Wunsches kostete aber Geld, und Weihnachten war im Etat schon «verplant», denn es sollte Heiligabend neben dem Tannenbaum selbstgebackene Kekse geben, und für den Abend wurde mir Mettwurstbrot mit guter Butter und Kakao versprochen. Eine Köstlichkeit war das für mich, denn Mettwurst war damals, als es viel Margarinebrot mit Zucker oder selbstgemachtes Schmalz gab, ein Traum. Ich durfte mir also aussuchen: Entweder Weihnachtsmärchen oder Mettwurstbrot. Ich habe mir die Entscheidung wirklich nicht leicht gemacht, denn in meinem kleinen Kopf fing es tüchtig an zu arbeiten. Ich entschied mich dann aber doch für das Weihnachtsmärchen.
    Also machten meine Mutter und ich uns an einem sehr kalten Wintertag auf, in die «FLORA» zu gehen. Der Weg ging von unserer Wohnung am Mittelweg in Richtung Sternschanze, natürlich zu Fuß, denn für das Fahrgeld reichte es nicht mehr.
    Als wir dann die «FLORA» erreichten, durchgefroren, aber glücklich, vergaß ich Mettwurstbrot, Butter und Kakao, den langen Weg, die Kälte, eigentlich alles um mich herum, und ich versank glückselig in meiner Märchenwelt.
    Natürlich ging der Weg dann wieder zu Fuß zurück, und die kleinen Beine wurden immer schwerer.
    Am Mittelweg sahen wir die erleuchteten Fenster unserer Wohnung, denn mein Vater war zu Hause geblieben. Diese Fenster versprachen Wärme und Geborgenheit.
    Wir klingelten, Vater machte die Tür auf, zog mich in die Küche, da stand ich dann vor einem gedeckten Abendbrottisch und konnte vor lauter Staunen kein einziges Wort herausbekommen. Auf dem Tisch waren fertig belegte Mettwurstbrote, und dazu dampfte der Kakao im Topf. Das alles geschah acht Tage vor Weihnachten!
    Meine Eltern sahen mir beim Essen zu, und beide lächelten sehr, sehr glücklich.
    Heute, fast Sechzig Jahre danach, frage ich mich, kann eine Kindheitserinnerung überhaupt noch schöner sein?

    Heinrich Cordes

Heinrich oder Heini

    Also das war so: Eigentlich hieß er ja Heinrich — aber alle sagten nur Heini. Besonders laut konnte seine Mama Heini rufen. Wenn er zum Beispiel schnell raufkommen sollte, denn meistens war er nämlich draußen auf der Straße, es konnte aber auch sein, daß er gerade in der Prärie oder im Urwald schwere Kämpfe zu überstehen hatte. Da konnte es schon mal passieren, daß Heini das lange Heini-i-i-i seiner Mutter nicht hören konnte. Wenn im Wassergraben die Seeräuber zurückgeschlagen werden mußten, konnte man doch nicht die Schlacht einfach abbrechen.
    Heini war siebeneinhalb Jahre und immerhin Hauptmann einer Bande — das war natürlich alles geheim, denn ein Geheimbund waren er und Jens außerdem noch. Nur Mama, Papa, Opa und Oma sowie seine kleine Schwester wußten von dem Geheimbund. Seine Schwester hat es sowieso nur ihren besten Freundinnen verraten — das waren so drei oder vier — aber wer hat schon einen Bruder, der Hauptmann von einer Bande und einem Geheimbund ist. Alle haben auch versprochen, es nicht weiterzusagen, weil es ja sonst nicht mehr geheim wäre.
    Hauptmann ist Heini nur geworden, weil er schon zur Schule geht — Jens kommt erst nächstes Jahr hin. Heini war der einzige, der Autonummern aufschreiben konnte und außerdem hatte er einen Sheriffstern aus Blech. Den hatte schon sein Papa früher gehabt. Sein Vater war nämlich auch mal Hauptmann gewesen. Jetzt, kurz vor Weihnachten, hatte der Geheimbund natürlich viel zu tun. Da mußten Leute unauffällig verfolgt werden, z. B. Frau Becker, die wohnte im gleichen Haus wie Heini, und heute kam sie mit einem großen Tannenbaum die Straße entlang. Frau Becker ging direkt in ihre Wohnung mit dem Baum. Heini hat sofort die
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