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Weibliche Lust ohne Tabus

Weibliche Lust ohne Tabus

Titel: Weibliche Lust ohne Tabus
Autoren: Verena Dr Med Breitenbach
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die Hoden waren kleiner. Alles andere schien normal und maskulin. Er hatte viel Sex, aber seine Frau wurde nicht schwanger. Nach vielen Untersuchungen fand man das Klinefelter-Syndrom mit zwei X-Chromosomen heraus. Er konnte keine Spermien produzieren. Man klärte ihn darüber auf. Anfangs war es schwer für beide, diese Diagnose zu akzeptieren. Schließlich entschied sich das Paar für eine Adoption.
    Oder: Für eine kurze Zeit hatte ich in meiner Praxis ein 15-jähriges Mädchen in Behandlung, die darunter litt, dass sie kleinwüchsig war, die Entwicklung des Busens und der weiblichen Proportionen auf sich warten ließ und die Menstruation bisher ausgeblieben war. Es stellte sich heraus, dass ihre DNA nur ein X-Chromosom statt der üblichen zwei X-Chromosomen aufwies. Ursache dieses sogenannten Turner-Syndroms ist eine fehlerhafte Verteilung der Chromosomen während der paarweise verlaufenden Keimzellteilung. Da in den Zellkernen des Körpers nur ein einzelnes funktionierendes X-Chromosom vorliegt, erscheinen alle betreffenden Personen zunächst weiblich. Meist wird erst später durch das Ausbleiben der Pubertät, der Entwicklung sekundärer Geschlechtsmerkmale (Brust, Fett verteilung) oder der Regelblutung das Turner-Syndrom entdeckt.
    Durch die Gabe weiblicher Geschlechtshormone können all diese vermissten Entwicklungen in der Regel gut eingeleitet werden, und die meisten Mädchen oder Frauen mit Turner-Syndrom können ein ganz normales Leben führen. Wegen des Fehlens der Follikel (Eibläschen) in den Eierstöcken bleibt eine Unfruchtbarkeit jedoch zumeist bestehen. Bei einem Kinderwunsch könnte theoretisch eine Eizellenspende durchgeführt werden, was aber in Deutschland bisher verboten ist. Manchmal würde ich gerne wissen, wie es der jungen Frau heute geht. Aber weil sie wegen eines Ausbildungsplatzes in eine andere Stadt zog, konnte ich ihren Werdegang leider nicht weiter verfolgen.
    2. Hymen-Hypertrophie
    Eigentlich hatte sie sich gar nicht getraut, deshalb zu mir in die Praxis zu kommen. Aber dann hielt es die 23-Jährige wegen der Schmerzen in und an der Vagina nicht mehr aus. Es tat beim Sex jedes Mal so weh, dass sie es sich nicht erklären konnte. Ich stellte fest, dass sie eine sogenannte Hymen-Hypertrophie hatte. Das kommt häufiger vor, als man denkt. In den seltensten Fällen ist sie angeboren. Meist entsteht sie, wenn das Jungfernhäutchen (Hymen) reißt, aber nicht komplett reißt. Dann entwickelt sich die restliche Haut am Scheideneingang manchmal nicht richtig zurück, sondern bleibt stehen und verhärtet sich. Das Gewebe vernarbt und macht den Scheideneingang enger, weniger elastisch und viel schmerzempfindlicher. Dadurch fühlte sich meine Patientin nicht nur sehr eingeschränkt, sondern hatte bei jeder Berührung und besonders beim Geschlechtsverkehr tatsächlich große Schmerzen.
    Mit einem kleinen chirurgischen Eingriff (der sogar meist von den Krankenkassen übernommen wird) lässt sich solch eine Hypertrophie meist problemlos beheben, und die Frau kann Sex wieder uneingeschränkt genießen. Oft genügt auch schon die Anwendung einer Hormoncreme und von Dehnungstechniken, um das vernarbte Gewebe weicher und elastischer zu machen.
    3. Gen-Polymorphismen
    In jeder DNA ist die Abfolge der einzelnen Gene unterschiedlich angeordnet. Diese Sequenzvariationen, so weiß man inzwischen, haben mehr Einfluss auf unser Leben, als wir bisher dachten. Und sie sorgen dafür, dass jeder von uns einzigartig ist. Sie sind verantwortlich für unsere Größe und Statur, für unsere Haar- und Augenfarbe und auch für alle anderen Eigenschaften, durch die sich Menschen voneinander unterscheiden. Viele dieser Unterschiede können wir gar nicht sehen, weil sie sich auf der Ebene von Stoffwechsel und Zellfunktionen abspielen. Sogar eineiige Zwillinge unterscheiden sich in ihren genetischen Polymorphismen, wie man seit Kurzem weiß.
    Besonders wichtig ist eine möglichst identische Gen-Sequenz in der Medizin zum Beispiel für eine erfolgreiche Or-gantransplantation ohne abstoßende Immunreaktionen. Darum ist die Forschung hier auch sehr aktiv. Dabei kam zufällig die neue Erkenntnis auf, dass Polymorphismen anscheinend auch ausschlaggebend bei der Partnersuche sind. Und da geht es nicht um die Suche nach möglichst identischen, sondern nach unterschiedlichen Gen-Polymorphismen. Das finde ich als Frauenärztin besonders spannend. Demnach bevorzugen Fische und Mäuse – aber eben auch Menschen – als Partner
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